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Vicente Juan Masio: Das letzte Abendmahl, Foto: privat
Gründonnerstag
An Gründonnerstag gedenken Christen des letzten Abendmahls Jesu mit seinen Jüngern. Gründonnerstag zählt zu den stillen Feiertagen in den Bundesländern Bayern (02-24 Uhr), Baden-Württemberg (ganztägig), Hessen (04-24 Uhr), Niedersachen (05-24 Uhr), Nordrhein-Westphalen (18-24 Uhr), Rheinland-Pfalz (04-24 Uhr) und Saarland (04-24 Uhr). In dieser Zeit herrscht ein Tanzverbot in der Öffentlichkeit, aber auch Sportveranstaltungen sind von diesem Verbot betroffen. Bei den stillen Feiertagen handelt es sich um ein ländergeregeltes Verbot an bestimmten Feiertagen.
Da es sich bei dem Gründonnerstag um keinen gesetzlichen Feiertag handelt, gelten die normalen Ladenöffnungszeiten. Einzige Ausnahme bildet hier Hessen, da schließen die Geschäfte schon um 20 Uhr als Reaktion auf die Liberalisierung der Öffnungszeiten für Videotheken und Bibliotheken (Sonntags ab 13 Uhr).
Zur biblischen Erinnerung: Am Gründonnerstag hält Jesus das letzte Abendmahl mit seinen Jüngern. Nach der Überlieferung des Johannes-Evangeliums wäscht Jesus vor dem Abendmahl den 12 Aposteln die Füße. Bei dieser Fußwaschung handelt es sich um ein symbolträchtiges Geschehen, das die sich selbst entäußernde Liebe Jesu zum Ausdruck bringt. Dieses Beispiel ist zugleich Auftrag und mahnt zur gegenseitigen dienenden Liebe. Jesus fordert die Apostel (und alle in der Nachfolge) auf, es genauso zu tun. Bei der Fußwaschung sagt Jesus auch voraus, dass einer der Apostel ihn verraten wird.
Beim anschließenden letzten Abendessen – 24 Stunden später ist Jesus bereits tot – teilt Jesus nach dem Zeugnis der übrigen Evangelien mit den Aposteln Brot und Wein. Dazu spricht er die Worte „ dies ist mein Leib, der für euch hingegeben wird“, „dies ist mein Blut, das für euch vergossen wird“ Die anschließenden Worte „Tut dies zu meinem Gedächtnis“ hat die Kirche von Anfang an als Auftrag zur Feier der Eucharistie (griechisch: Danksagung; ursprüngliche Bezeichnung: „Herrenmahl“) verstanden, die bis heute fester Bestandteil jeder heiligen Messe ist. Während der Eucharistie ruft der Priester den Heiligen Geist herab, damit sich die Gaben von Brot und Wein in Jesu Leib und Blut verwandeln. In den gewandelten Gaben ist Jesus mit seiner Lebenshingabe aus Liebe gegenwärtig. Diese reale Gegenwart in heiligen Zeichen macht Eucharistie zum Sakrament.
Nach dem Abendmahl geht Jesus mit Petrus, Johannes und Jakobus zum Ölberg in den Garten Getsemani und bittet sie, bei ihm zu bleiben und mit ihm zu beten. Er weiß, dass er vom Apostel Judas verraten und noch in den Nachtstunden festgenommen wird. Doch während er betet und aus Angst dabei sprichwörtlich Blut und Wasser schwitzt, schlafen seine Jünger immer wieder ein. Hier zeigt sich, dass Jesus nicht nur ganz Gott, sondern eben auch ganz Mensch ist.
Gründonnerstag ist der fünfte Tag der Heiligen Woche oder Karwoche. Der Name für diesen Tag ist vor dem 15. Jahrhundert, möglicherweise sogar bereits um 1200, im mitteldeutschen Raum entstanden. Möglicherweise leitet sich der Name Gründonnerstag vom mittelhochdeutschen Wort „grînen“ ab, was Greinen oder Weinen bedeutet. Am Tag vor Karfreitag feierte Jesus Christus mit seinen Jüngern das letzte Abendmahl. Am Abend wurde er dann von Judas Iskariot verraten. Deshalb wurde an diesem Tag viel geweint. Ein anderer Erklärungsansatz geht auf das lateinische Wort „virides“ zurück, was übersetzt „die Grünen“ heißt. So wurden im Mittelalter die Büßer genannt, die nach der Fastenzeit und dem Kirchenbußerlass am Tag vor Karfreitag wieder in die kirchliche Gemeinschaft aufgenommen wurden. „Grüne“ wurden sie genannt, da die liturgische Farbe Grün für frisch, erneuert und sündenlos steht. Schließlich gibt es noch die Theorie, dass der Gründonnerstag Bräuchen seinen Namen verdankt, an diesem Tag der Karwoche grünes Gemüse und grüne Frühlingskräuter zu essen. Zur Herleitung gibt es verschiedene Theorien. Bekannt ist vor allem die, die davon ausgeht, dass das Wort von den mittelhochdeutschen Wörtern „gronan“ oder „grînan“, was so viel bedeutet wie "weinen, wehklagen" herstammt. Möglich scheint auch, dass die liturgischen Farben dem Gründonnerstag seinen Namen gegeben haben könnten. Vor dem 16. Jahrhundert gab es keinen einheitlichen Farbkanon, der Gebrauch der liturgischen Farben wurde von den Diözesen unterschiedlich geregelt. Als Zeichen der Hoffnung und des sich erneuernden Lebens konnten an diesem Tag auch liturgische Gewänder in Grün getragen werden. Während der Karwoche gelten strenge Fastenvorschriften. Daher essen viele Menschen an diesem Tag grünes Gemüse wie Kohl, Nesseln, Salate. Auch Spinat (mit Spiegelei und Salzkartoffeln) steht bei vielen auf dem Speiseplan.
Viele Bräuche, die an diesem Feiertag begangen werden, haben ihren Ursprung im Volksaberglauben. Grünes Gemüse spielt an diesem Tag eine große Rolle: Während man früher noch Kräuter sammeln ging, begnügt man sich heute mit dem Verzehr von grünen Speisen. Heute wird vor allem Spinat zubereitet, aber auch eine Kräutersuppe aus Kerbel oder Sauerampfer oder eine typisch hessische Spezialität: grüne Soße. Da das Frühlingsgemüse viele Vitamine und Spurenelemente enthält, ist es Brauch, so die Stärke des Frühlings aufzunehmen. Auch Felder und Gärten werden bestellt, um eine besonders ertragreiche Ernte zu erhalten.
Auch Eier sind ein zentrales Element des Brauchtums rund um den Gründonnerstag. „Antlasseier“ oder Gründonnerstagseier wurden im Mittelalter zur Kirche gebracht und geweiht. Gemeinsam wurden diese Eier dann gegessen, aber auch ein Teil der Schale musste dabei sein, da diese besonders viel Kraft enthielt. Die restliche Schale wurde verbrannt, um Krankheiten und Leiden abzuwehren. In Anlehnung an diesen alten Brauch ist es heute in Teilen Süddeutschlands und in üblich, schon am Gründonnerstag Eier zu suchen und nicht erst am Sonntag.
Auch die Ratschen und Klappern sind vielerorts ein beliebter Brauch, deren Lärm die schweigenden Kirchenglocken ersetzen soll, aber auch böse Geister und Dämonen vertreiben. In der Eifel wird dieser Brauch intensiv praktiziert und Kinder gehen drei Mal täglich singend durch die Straßen. Von den Dorfbewohnern bekommen sie dafür gefärbte Eier geschenkt.
Das Osterbrunnen-Schmücken blickt in Franken auf eine beliebte Tradition zurück (seit 1900). Eier und Äste werden zunächst am Gründonnerstag geweiht, bevor dann die Osterbrunnen aufgebaut werden. Von der Schweiz aus kam der Brauch auch nach Thüringen, der in dem hohen Stellenwert der Wasserversorgung seinen Ursprung findet. Traditionell werden auch Osterlämmer aus Biskuitteig gebacken, die dann beim Osterfrühstück den Tisch schmücken und gegessen werden.
Eine Reihe weiterer Traditionen finden sich in der bäuerlichen Gegend: So soll das beten von drei Vaterunser, das Baumbeten, für reiche Ernte sorgen. Und Kinder, die am Gründonnerstag geboren wurden, sollten die Zukunft vorhersehen können.
Am Gründonnerstag werden auch die heiligen Öle geweiht, die für die Sakramentenspende und Krankensalbung benötigt werden.
Was den kirchlichen Ritus betrifft: Mit der Vesper beginnt am Abend des Gründonnerstags das so genannte Triduum Sacrum (lateinisch für „Heilige Drei Tage“) (oder Triduum Paschale), also die Feier der drei österlichen Tage (Karfreitag, Karsamstag und Ostersonntag). Sie bilden den Höhepunkt des Kirchenjahres.
Das Eingangstor zur Heiligen Woche ist aber bereits der Palmsonntag. Die Feier des Palmsonntags hat zwei dramatische Höhepunkte. Die Segnung der Palmzweige mit der anschließenden Palmprozession und die Verlesung der Passion.
Die Dramaturgie der folgenden Tage führt den Gläubigen immer näher an das Leiden und Sterben Jesu heran. Alle Lesungen und alle Evangelien können nur unter diesem Aspekt gelesen und verstanden werden.
Die heiligen drei Tage sind in Wirklichkeit nur ein einziger Tag – und ein einziger Gottesdienst. Alles, was zu fehlen scheint, wie etwa Schlusssegen oder Begrüßungsworte, erklärt sich damit. Es handelt sich um ein Hochfest und damit sozusagen um die längste Messe der Welt, die drei Tage umfasst. Trauer und Freude in einem Gottesdienst sollen eines deutlich machen: Das Leiden und die Auferstehung Christi sind zwei Seiten desselben Heilsereignisses.
Am Vormittag des Gründonnerstages findet oftmals die Fußwaschung statt. Da erst auf dem 4. Laterankonzil (1215) die Siebenzahl der Sakramente festlegte, war für die frühen Zisterzienser der Akt der Fußwaschung, die nicht nur am Gründonnerstag, sondern öfter vollzogen wurde, wie es auch die Regel des hl. Benedikt vorsieht, ein Sakramentum. Benedikt sieht vor den Gästen, bei der Ankunft und den Novizen bei der Aufnahme die Füße zu waschen. Die Fußwaschung ist das „Mandatum Domini“ der Auftrag des Herrn, handelt aneinander so, wie ich, euer Herr und Meister an euch gehandelt habe. Ein neues Gebot gebe ich euch, liebt einander so wie ich euch geliebt habe. Christus nimmt bei der Fußwaschung den Dienst des antiken Haussklaven wahr, der den Gästen die Füße vom Straßenstaub zu reinigen hatte. Es ist so die Fußwaschung für ihn ein weiteres Zeugnis seiner Entäußerung, die ihn von der Annahme unserer menschlichen Natur bis zum Tod am Kreuz führt.
Mit der Liturgie vom Gründonnerstag treten die frommen Christen in das Passionsgeschehen ein. Liturgie wird von diesem Zeitpunkt an zu einem einzigen fließenden Geschehen. Im Sinne der „Vergegenwärtigung“ begleiten die Christen Jesus, den Herrn durch alle Stationen seines Weges nach Golgotha und zum Grab. Die Liturgie dieser Tage ist eine, sie beginnt mit dem Kreuzzeichen am Beginn der Messe vom letzten Abendmahl und endet mit dem „Ite missa est, alleluja, alleluja“ der Osternacht. Die traditionelle römische Liturge setzte auch während des Offiziums keine neuen Auftakte – absolute incipitur – es wir sofort begonnen, und zwar mit der Psalmodie. Es ist ein von Trauer und Schmerz geprägtes Offizium in dessen Mitte die Betrachtung des Leidens Christi steht. Nach der Feier der Liturgie werden die Altäre und auch die Kirche „entblößt“, der Abendmahlssaal ist leer, der Bräutigam im Ölgarten, um seine letzte, endgültige Zustimmung zu alle dem zu geben was jetzt kommt.
In der Darstellung des Johannesevangeliums (Joh 13,1–17) wusch Jesus beim Mahl mit seinen Jüngern am Vorabend seiner Hinrichtung ihnen die Füße und sagte: „Wenn nun ich, der Herr und Meister, euch die Füße gewaschen habe, dann müsst auch ihr einander die Füße waschen“ (Vers 14). 2016 erlaubte Papst Franziskus, dass der Ritus in der Messe vom Letzten Abendmahl auch an Frauen vollzogen werden kann.
Zur konkreten Liturgie: Priester und Ministranten ziehen in der Festfarbe weiss ein, zum Lobgesang Gloria spielt die Orgel, die Kirchenglocken läuten und die Messdiener klingeln mit ihren Schellen. Danach kippt die Stimmung: Die Orgel verstummt bis zur Auferstehung Jesu und die Ministranten benutzen nur noch Klappern aus Holz.
Ins Zentrum rückt dann die Eucharistie: In den Lesungen geht es um das Paschamahl im Alten Testament und das Letzte Abendmahl Jesu. Das Evangelium behandelt die Fußwaschung, die Jesus damals an seinen Jüngern vorgenommen hat. Und nach der Predigt wird diese in vielen Gemeinden begangen – in Bischofs- und Abteikirchen ist sie sogar Pflicht. Damit symbolisiert der Geistliche den Dienstcharakter seines Amtes. Nach den Fürbitten folgt kein Glaubensbekenntnis.
Die Besonderheit des Abends wird bei der Wandlung deutlich, wenn – zum einzigen Mal im Kirchenjahr – die Worte verändert werden. Dann heißt es je nach Hochgebet "Denn in der Nacht, da er verraten wurde - das ist heute -, nahm er das Brot und sagte Dank…" oder "Denn am Abend, an dem er ausgeliefert wurde und sich aus freiem Willen dem Leiden unterwarf - das ist heute". Außerdem wird die Kommunion in beiderlei Gestalt, Brot und Wein, gereicht. Danach werden die geweihten Hostien an einen anderen Ort, eine Seitenkapelle oder einen Seitenaltar, überführt – der Tabernakel bleibt offen und leer. Jeglicher Schmuck wird vom Altar abgedeckt, dies soll auf die Verlassenheit Jesu und die Beraubung seiner Kleider erinnern. Am Ende gibt es keinen Schlusssegen, sondern die Einladung, vor dem Allerheiligsten eine nächtliche Anbetung zu halten, in Anlehnung an die Nachtwache am Ölberg.
Nach dem Gloria-Gesang im Gottesdienst verstummen Orgel und Glocken; nach der Messfeier werden Blumenschmuck und Kerzen beiseite geräumt. Eine schlichte Prozession mit dem Allerheiligsten steht für den Gang Jesu zum Ölberg. In stiller Anbetung vor dem Allerheiligsten gedenken die Gläubigen in dieser Nacht Jesu Verhaftung und Geißelung. Auch das Ewige Licht wird gelöscht. Erst zur Auferstehung Christ geht das Licht wieder an.
»Ich bin das Alpha und Omega, der Erste und der Letzte, der Anfang und das Ende.« So bezeichnet sich Jesus Christus in der Offenbarung des Johannes. Auf Osterkerzen sind die Worte Jesu symbolhaft dargestellt. Alpha und Omega, der erste und der letzte Buchstabe des griechischen Alphabets, stehen für Jesus Christus, der Anfang war und Ende sein wird, der bleiben wird in Ewigkeit. Durch seinen Tod am Kreuz hat Jesus die Sünden der Welt auf sich genommen und begleitet das Leben jedes Menschen vom Anfang bis zum Ende mit seiner Liebe. Die Osterkerze soll die Freude über die Auferstehung Jesu weitertragen, weit über das Osterfest hinaus.
In der Osternacht ist es Brauch, die Osterkerze an einem Feuer außerhalb der Kirche zu entzünden und sie als zunächst einziges Licht in die dunkle Kirche zu tragen. Dabei ertönt drei mal der Ruf »Lumen Christi«, das übersetzt »Christi, das Licht« bedeutet. Die Gemeindemitglieder entzünden an der Flamme eigene Kerzen. „Das Volk, das in Finsternis saß, hat ein großes Licht gesehen, und denen, die saßen am Ort und im Schatten des Todes ist ein Licht aufgegangen“, steht bei Matthäus 4, Vers 16.