Die lustigen Weiber von Windsor in Berlin 2019

Photos: Monika Rittershaus / Berliner Staatsoper U. d. Linden


Nicht wirklich lustig, diese spiessigen Weiber von Windsor

3. Oktober 2019: Premiere "Die lustigen Weiber von Windsor" an der Berliner Lindenoper



Endlich ist die komisch-phantastische Oper Otto Nicolais einmal wieder am Oort zu erleben, wo sie 1849 uraufgeführt wurde, am Tag der Deutschen Einheit 2019. Aber die neuerliche Pre-miere dieses vom damaligen preußischen Königs angeordneten Werks, zweifellos ein Kleinod der deutschen Spieloper (das kurz nach der niedergeschlagenen Märzrevolution erstmals auf-geführt, allerdings den Ruch des Reaktionären hatte) fiel sehr enttäuschend aus! Regisseur David Bösch hat zwei Bungalows der 1970er Jahre auf der Drehbühne "bespasst".


Ein geschmackloses Kleinbürger-Idyll mit Balkongrill, unter Wäschespinnen, am Swimming-pool, mit Mengen von Alkoholflaschen, leeren Kühlschränken, Lampions und Requisiten aus jener Zeit, in der die Kindheit des Regieteams angesiedelt ist, wie Kostümebildner Falko Herold im Programmheft erklärt. Er hat die Sänger billig und unvorteilhaft kostümierte, allen voran René Pape als clochardhaften, ungeflegten Fettsack.


Die Kindheit des Regieteams: Wen interessiert denn die? Nur Otto Nicolais Oper frei nach Shakespears "The Merry wives of Windsor" interessiert! Die muss man aber nicht verspies-sern, verblödeln und klischeehaft herabdeklinieren ins Heute bzw. Vorgestern ins Milieu von Rockern, Penner und biederen Hausfrauen samt ihrer Eheänner.  Zumal nicht so einfältig. Auch muß man nicht die Sprechdialoge derart (zwischen Ballermannjargon und Grönemeyer) veral-bern und banalisisieren im Sinne von "aktualisieren", wie es David Bösch und Dramaturg Detlef Giese getan haben.


Daniel Barenboim tut zwar sein Bestes, wenigstens der Musik Beine zu machen. Es fällt ihm aber schwer. Charme, Esprit und Poesie seiner Musiklesart halten sich in Grenzen.  Schade, denn gesungen wird durchweg sehr ordentlich (René Pape - Sir John Falstaff, Michael Volle - Herr Fluth, Wilhelm Schwinghammer - Herr Reich, Pavol Breslik - Fenton, Linard Vrielink - Junker Spärlich, David Ostrek, Dr. Cajus, Mandy Friedrich - Frau Fluth, Michaela Schuster - Frau Reich, Javier Bernardo ( Ein Bürger). Dennoch unterm Strich: Ein recht langweiliger, "stadttheaterhafter", spießiger Abend "unter Niveau".


Sorry, man sieht und hört zuweilen recht Anspruchsvolles in den Stadttheatern, ich weiß, und oft Besseres als in Staatsopern!