Gasthof Kolb Bayreuth

Photos: Gasthof Kolb


Panierte Würscht

oder Das Glück der schlichten Bayreuther Küche


Der Gasthof Kolb


Er liegt unterhalb des Festspielhauses, an der nordwestlichen Stadtgrenze Bayreuths, inmitten von Wiesen, Wald und Feldern, etwas abseits gelegen Gott sei Dank. Es ist die letzte authentische Gastwirtschaft der Wagnerfestspielstadt, in der längst türkische, italienische, griechische, asiatische und zeitgeistige überhochmetzte, spießige oder falsch reaktivierte historische Lokale, zu schweigen von den Schicki-Micki-Restaurationen das kulinarische Stadtbild beherrschen.


Schon Richard Wagner beklagte die schlechten Restaurants und mangelhaften, nicht ausreichenden Unterkünfte Bayreuths. Zwar hat sich Situation der Festspielstadt seither quantitativ verbessert, aber nicht unbedingt qualitativ, allen Behauptungen und falschen Verheißungen der dortigen Tourismusbranche zum Trotz. Von wegen „Genussmetropole Frankens“! Das ist eher Nürnberg. Und nicht alles, was glänzt, ist (Rhein) Gold!  Bayreuth verdient kulinarisch  auf der oberfränkischen Landkarte keine besondere Hervorhebung. Wer das Gegenteil behauptet, ist unaufrichtig.


Wolfgang Hörner beklagte zu Recht in der FAZ vom 17. Mai 2016: „Auf der offiziellen Website Bayreuths nennt sie unter der Rubrik ‚Bieriges‘ Richard Wagner noch vor Jean Paul. Und das, obwohl Wagner Champagner mehr liebte als das Bier.“


Aber die Bayreuther haben dem  (mit Verlaub gesagt) unkritisch vergötterten Richard Wagner und seiner Festspiele zuliebe, die eine nicht unbedeutende Einnahmequelle und Prestigemarke der Stadt darstellen, schon immer das Maul etwas voll genommen.


Dass die barocke architektonische und kulturelle Tradition der Stadt mit den Bauten der Markgräfin Wilhelmine (mitsamt des singulären Markgräflichen Opernhauses (das vorbildlich renoviert und mittlerweile ins UNESCO-Welterbe aufgenommen wurde) weit über Wagner hinausragt  und Jean Paul und Max Stirner vielleicht sogar bedeutender sind als „der Meister“ von Bayreuth, wie Manche meinen, sei dahingestellt.


Jean Pauls überschwängliches Lob des Bayreuther Bieres (dessentwegen er 1804 in die kleine Residenzstadt übersiedelte) in Ehren, aber Friedrich Nietzsches Worte „Irgendwann sitzen wir alle in Bayreuth zusammen und begreifen gar nicht mehr, wie wir es anderswo aushalten konnten“ war schon zu seiner Zeit utopisch, wo nicht ironisch gemeint. Und zielte gewiss nicht auf dier Bayreuther Gastronomie!

 

 

Was den Gasthof Kolb angeht: Seit über 125 Jahren liegt die Führung des Hauses in den Händen der Familie Kolb, – eine Tradition die zur regionalen kulinarischen Identität verpflichtet. Eine Verpflichtung, die gewissenhaft eingelöst wird. Seit mehr als 40 Jahren gehe ich alljährlich in das Lokal, das auch einige Gastzimmer beherbergt, die allerding meist lange im Voraus ausgebucht sind. Nie wurde ich enttäuscht.

Das Restaurant ist hölzern, schlicht, unauffällig. Aber der Biergarten ist ein kleines,einfaches, aber alt-typisches Schlemmer-Paradiesgärtlein. 


Man sitzt unter Kastanien, genießt die Ruhe und die ländliche Luft, last but not least die kulinarischen Offenbarungen eines fränkischen Gasthofs, wie man sie sonst kaum mehr gibt, in zuverlässiger Qualität wie von Muttern zubereitet, Ohne Schnörkel, authentisch.


Ob Sauerbraten, Schweinebraten, Hackbraten, Hirschbraten, Pfefferhaxe, Cordon-bleu, Käsespätzle, Wolfsbarsch, Rotbarsch oder Zanderflet, alles ist einfach vorzüglich und preiswert! Zu schweigen vom hausgemachten Kartoffelsalat (natürlich süddeutsch mit Brühe, Essig und Öl und nicht mit Mayonnaise), den Klößen und sonstigen Beilagen, nicht zu vergessen die Pilze. Auch Veganes wird inzwischen angeboten.


Das Herz der Speisekarte ist für mich die Brotzeitkarte mit Schweizer Wurstsalat, Bayerischem Obazda oder Schweinskopfsülze, Brotzeitteller oder Käsebrett. Und wo bitte gibt es sonst noch panierte Bratwürste (mit Kartoffelsalat und Salat?


Süffige fränkische Weine und gute Bire verstehen sich von selbst.


Fazit: Wer Trendlokale, außergewöhnlich Locations oder gehypte Zeitgeistrestaurationen liebt, ist bei Kolb Fehl am Platz. Aber Kolb ist singuläre, fränkisch, ursprünglich, schlicht, ohne dröhnend-banale Musikberieselung (wie fast überall) und beglückt durch Authentizität und kulinarische Ehrlichkeit.  Der Umweg zum Kolb lohnt sich immer.   

 


Gasthof und Pension Familie Kolb

Wendelhöfen 8

95445 Bayreuth

Tel.: 09 21/2 42 16

Fax: 09 21/2 42 12

info@gasthof-kolb-bayreuth.de