Prachtgemäuer

 

Ein Prachtband über Prachtgemäuer

Wagner -Orte in Zürich, Luzern, Tribschen und Venedig

Hrsg. von Christian Bührle, Markus Kiesel und Joachim Müller

288 Seiten, Über 500 Abbildungen


 

Nachdem das Herausgebertrio in seiner Vorgängerpublikation, dem Reiseführer „Wandrer heißt mich die Welt“ alle 200 Orte in 15 Ländern in Wort und Bild dargestellt hat, die Wagner in seinem Leben besuchte, schließen sie nun ihre Tetralogie (deren erste Bände das Bayreuther Festspielhaus und das Wohnhaus Wagner in Bayreuth, Wahnfried betrafen) ab. Damit ist eine Lücke geschlossen.

 

Über Bayreuth, den Ort der Festspiele, der Wohnung wie des Dienstsitzes des Unternehmens' Wagner ist in den drei bisherigen Büchern umfassend berichtet worden. Wie die Autoren zurecht schreiben: „An keinen Orten außerhalb Bayreuths sind die authentischen Bauten, in denen Wagner gewohnt, gelebt und gewirkt hat, noch heute so zahlreich vorhanden wie in Luzern, Tribschen, Zürich und Venedig.“ Der „Wort-Tondichter“ hatte stets einen Hang zu Luxus und einen guten Riecher für „Prachtgemäuer“. Den Titel der Publikation wählten die Herausgeber sinnig mit einem Zitat Loges aus dem „Rheingold“ über die Götterburg Walhall“: ,,Das Prachtgemäuer prüft ich selbst". Auch der Komponist Richard Wagner war ja lebenslang auf der Suche, nach Luxusimmo-bilien gewesen, die stets penibel prüfte und begutachtete, bevor es sie bezog.  


Wieder hat das bewährte Team Christian Bührle, Markus Kiesel und Joachim Müller einen Prachtband herausgegeben, diesmal über Prachtgemäuer, die als die wohl wichtigsten Immobilien bezeichnet werden dürfen, die der Kosmopolit und Wanderer Richard Wagner bewohnte, in der Schweiz und in Italien.

 

Die Autoren dokumentieren ausführlich alle Wohn- und Wirkungsstätten Wagners in Zürich, Luzern, Tribschen und Venedig in Wort und Bild. In seinem ,Zürcher Exil' 1849-1858 (in drei ehemaligen Wagner-Wohnungen am Zeltweg und in einem Nebenhaus der Villa Wesendonck, „konnte Wagner ausprobieren und experimentieren, wohin seine ästhetischen, theoretischen und musikalischen Visionen führen würden“. Damals erlebte die Stadt an der Limmat, wie die Herausgeber betonen, „entscheidende wirtschaftliche, politische, aber auch kulturelle Entwick-lungen, an denen Wagner mit seinen Konzerten und Theateraktivitäten einen nicht ganz unerheblichen Anteil hatte, und seine Aktivitäten wirken bis heute im Musikleben der Stadt nach.“ Deshalb wird die stadtgeschichtliche Entwicklung zu Wagners Zeit in Zürich sehr ausführlich beschrieben. Zürich war „eine Wagnerstadt von globaler Strahlkraft par excellence“, wie die Autoren betonen. Bedauerlicherweise habe die Stadt dieser Tatsache „bis heute nie dauerhaft sichtbare Rechnung getragen“, so die Autoren. „Gemessen an Aufenthaltsdauer, Vorhandensein der authentischen Gebäude und Werkschaffung ist Zürich sogar die' Wagnerstadt neben Bayreuth.“ Oberhalb des Sees, mit Blick auf die Berge, wollte Wagner sogar sein Festspielhaus errichten. Die damaligen Zürcher konnten sich dazu nicht entschließen. Noch am 200sten Gedenktag seines Geburtstages 2013 schrieb ein Zürcher Journalist: „Wenn dem Komponisten etwas mehr Glück beschieden gewesen wäre, so läge Bayreuth heute am Zürichsee."  Keine schlechte Vorstellung!


In Tribschen, wo Wagner 1866 nach seiner Flucht aus München die Meistersinger, den letzten „Siegfried“-Akt und das „Siegfried-Idyll“, komponierte, erlebte er mit Cosima die glücklichste, auch ruhigste Zeit seines Lebens. In Luzern vollendete Wagner 1859 im Hotel Schweizerhof seien „Tristan“ und heirate am 28.8.1870 Cosima von Bülow, geborene Liszt. In Venedig residierte Wagner seit 1858 viermal bis zu seinem dortigen Tod 1883. Er liebte die Stadt, aber es war nicht, wie oft zu lesen ist, seine Lieblingsstadt. Venedig nannte er einen „Traum“, Neapel einen „Rausch“. Neapel war – noch vor Venedig – Wagners favorisierte italienische Stadt: „Neapel ist meine Stadt, hol der T. (eufel) die Ruinen,“ habe Richard am 16. Jan. 1880 ausgerufen, so überliefert es Cosima.


Venedig, Zürich, Luzern und Tribschen (und einige relevante  Orte der Umgebung) werden akribisch beschrieben, Wagners Wirken dort minutiös geschildert und last bot least werden sie in brillianten, oft atemberaubend schönen historischen wie heutigen Fotos abgebildet, zum Teil zum ersten Mal. Auch haben einige der neun renommierten Autoren des Buches mit den heutigen Bewohnern über ihr Verhältnis zu ihrem berühmten Vormieter gesprochen. Manche der kenntnis- wie aufschlussreichen Texte, u.a. von Nike Wagner, Dagny Beidler und Antoine Wagner sind Erstveröffentlichungen. Das abschließende Kapitel von Markus Kiesel „Alles was ist, endet“ fasst juristisch akkurat die Bayreuther Festspielgeschichte nach Wagners Tod bis heute zusammen, der durchaus kritische Schlusspunkt einer fulminanten Publikation.

 

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