Aschermittwoch

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Aschermittwoch

 

Mit „Weiberfastnacht“ begann sie am vergangenen Donnerstag, die „fünfte Jahreszeit“, der Karneval, die am Rosenmontag und am gestrigen Karnevalsdienstag ihrer Höhepunkt ereichte. Am „Aschermittwoch“ endet er offiziell.

Vorher wird in Köln der Nubbel verbrannt. Zur Erklärun: Während der Karnevalszeit hängt über vielen Kneipen-Türen oder -Theken eine Strohpuppe. Zum Ende der Karnevals-Saison wird der Nubbel verbrannt – und büßt damit stellvertretend für die Sünden der Menschen. Mit der Nubbel-Verbrennung endet in Köln in der Nacht zum Aschermittwoch offiziell der Karneval.


Katzenjammer und Katerstimmung sind am Aschermittwoch für Viele an der Tagesordnung. Das tolle Treiben und Trinken der Karnevalstage ist zu Ende. Die Sau wird nicht mehr länger rausgelassen. "Am Aschermittwoch ist alles vorbei.", so heißt es in einem bekannten Karnevalslied. Buß und Reu ist angesagt heute. Jedenfalls für die Gläubigen unter den Katholiken. Am heutigen Aschermittwoch wird ihre Stirn nach alter Tradition mit einem Aschekreuz gekennzeichnet.

 

Aschermittwoch markiert nicht nur das Ende der Karnevalszeit, sondern auch den Auftakt zur 40-tägigen Fastenzeit, die bis Karsamstag dauert. Seit dem 10. Jahrhundert lässt sich die Austeilung des Aschenkreuzes an diesem Mittwoch vor dem 6. Sonntag vor Ostern nachweisen. Asche war übrigens auch außerhalb des Christentums im gesamten Orient ein reales Symbol für Vergänglichkeit und Bußgesinnung.

 

Mit dem Anfang der Fastenzeit begann in der frühchristlichen Kirche die öffentliche Buße derer, die einer schweren Sünde für schuldig befunden wurden. Zur Strafe wurden ihnen die Köpfe kahlgeschoren, sie mussten Bußgewänder anlegen und wurden mit Asche bestreut. Sie mussten im wahrsten Sinn des Wortes „in Sack und Asche gehen“. Später ließen sich alle Gläubigen zum Zeichen angeborenen ihrer Sündhaftigkeit mit Asche bestreuen. Zum ersten Mal im 11. Jahrhundert.

 

Seit dem 12. Jahrhundert werden in vielen Gemeinden die Palmzweige vom Palmsonntag ein Jahr lang aufbewahrt und dann verbrannt. Gelegentlich wird die Asche aus dem Osterfeuer des Vorjahrs genommen, bei dem ganz normales Feuerholz verbrannt wird. Neben dem Holz werden vielerorts auch alle alten Öle verbrannt, die Öle, die zur Spende der Sakramente wie Geburt, Taufe oder der Krankensalbung genutzt werden.  Ebenfalls verbrannt werden die Fürbitt-Zettel, die übers Jahr hinweg in der Kirche an eine eigens eingerichtete Wand gehängt werden. Außerdem kommen die Beichtzettel der Kommunionkinder ins Feuer

Der Brauch, der im Mittelalter aufkam, geht wohl zurück auf die vorchristliche Zeit und somit auf das Judentum: In einem Vers des Propheten Daniel im Alten Testament wird bereits darüber geschrieben. Darin geht es um das Büßen für Sünden, um wieder in die Gemeinschaft der Gläubigen aufgenommen zu werden.


Ursprünglich ist die Asche ein Zeichen der Vergänglichkeit. Beim Auflegen werden traditionell die Worte gesprochen: »Erinnere dich Mensch, dass du aus Staub bist, und zu Staub zurückkehren wirst.« Dazu Wichmann: »Heute wird auch ein Zitat aus dem Markusevangelium häufig verwendet: ›Bekehrt euch und glaubt an das Evangelium.‹« Das Aschekreuz sei somit auch ein Zeichen der Umkehr. 

 

 

Mit dem Ritual der Spendung des Aschenkreuzes wird der Mensch vor allem an seine Vergänglichkeit erinnert und zur Umkehr gemahnt. Der Priester oder Diakon spricht bei der Auftragung des Aschenkreuz die Worte aus dem dritten Buch der Genesis: „Gedenke Mensch, dass du Staub bist, und zum Staub zurückkehrst“

 

In der katholischen Kirche ist der Aschermittwoch an sich ein strenger Fasten- und Abstinenztag. Fasten als symbolisch vollzogener Abschied vom Fleisch soll helfen, sich auf das geistliche Leben und somit auf Gott zu besinnen. Abschied vom Sündigen und Neubeginn in Gottgefälligkeit, das meint Aschermittwoch: Büssen und Fasten machen es möglich.

 

Im Mittelalter waren die Fastenbräuche sehr streng: man durfte pro Tag nur drei Bissen Brot und drei Schluck Bier oder Wasser zu sich nehmen. Ab Aschermittwoch sollen Christen traditionell 40 Tage lang weder Alkohol noch Fleisch konsumieren. Eine erlaubte Alternative ist Fisch, da er nicht blutet. Übrigens: Schnaps und Bier dürfen nach alter Sitte am Aschermittwoch nochmals getrunken werden. 

 

Aschermittwoch als das Ende aller Sinnlichkeit für die nächsten 40 Tage ist keineswegs nur ein trauriges Datum. Heutige Katholiken, die es mit der Glaubensstrenge nicht genau nehmen, zelebrieren das symbolische Fischessen am Aschermittwochs längst weniger als Glaubens-, denn als lukullisches Ereignis. Der Schriftsteller Paul Claudel erfand nach dem Zweiten Weltkrieg einen „Aschermittwoch der Künstler” in Paris. Seine Idee wurde 1950 von Josef Kardinal Frings in Köln dankbar aufgegriffen. Seitdem treffen in Köln alljährlich Bischof und Künstler zu einer religiösen wie lukullischen Standortbestimmung zusammen.

 

Alte Aschermittwochsbräuche, etwa seinen Geldbeutel im Brunnen zu waschen und zum Trocknen auf die Wäscheleine zu hängen, oder die Fastnacht in Gestalt einer Puppe zu begraben, sind längst in Vergessenheit geraten. Neue sind dafür entstanden. Beispielsweise hat sich seit 1953 der politische Aschermittwoch – nicht nur im katholischen Bayern – eingebürgert, als Tag, an dem die Parteien mit ihren politischen Gegnern abrechnen nach dem Motto „Asche auf des Gegners Haupt!“. Darin sind sich Religion und Politik einig: im Zelebrieren von Glaube und Hoffnung, Buß und Reu, Abschied und Neuanfang, Karneval und Aschermittwoch.