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Das traditionsreiche Antico Caffè Greco in Rom ist in Gefahr
Roms ältestes Café, das Antico Caffè Greco, am Fuße der Spanischen Treppe muss möglicherweise im Frühjahr seine Pforten schließen. Ende des 18. Jahrhunderts wurde das Café eröffnet als „wahres Zentrum geselligen Lebens der Künstlerrepublik in Rom“.
Das bekannteste Kaffeehaus war das um 1760 von einem Levantiner eröffnete, später nach seinem Gründer so benannte „Café Greco“ in der Via Condotti, in jenem Künstler- und Fremdenviertel, das die Piazza di Spagna und die Dreifaltigkeitskirche (die Trinità dei Monti) dominierte. In ihm entwickelte sich zwischen Dichtung und Wahrheit die ab etwa 1780 als solche bezeichnete „Deutsche Künstlerkolonie“, um dort „Im Sinne der Utopie eines Goldenen Zeitalters“ inmitten des päpstlichen Roms gesellschaftliche Freiräume zu schaffen. Seine Gäste kultivierten ein Gemeinschaftsleben, das jenseits von hierarchischen Unterscheidungen gegenseitigen Interesse und gegenseitiger Achtung bevorzugte und frei von gesellschaftlich differenzierenden Umgangsformen Raum für Individualität schaffen sollte.
Bereits 1742 hatte Giacomo Casanova ein „Caffè di strada Condotti“ erwähnt, urkundlich tritt es aber erst 1760 in Erscheinung. Damals führte ein Levantiner, Nicola di Maddalena, das Kaffeehaus, das durch ihn den Namen „Griechisches Kaffeehaus“ oder „Café zum Griechen“ erhielt und im Laufe der folgenden Jahre als internationaler Treffpunkt berühmt werden sollte. Dieser griechische Kaffeewirt erwarb rasch die regelmäßige Kundschaft der in der gegenüberliegenden Barcaccia speisenden Fremden, die nur die Straße für einen Schwarzen, die Tasse zu sechs Pfennigen in sächsischem Geld, zu überqueren brauchten.
Schon kurz nach seiner Eröffnung hatte dieses originelle, ursprünglich nur aus einem einzigen Raum bestehende Lokal Winckelmann und Goethe unter seinen Gästen gesehen. In den 1810er Jahren erreichte es sein größtes Ausmaß um mit dem Ende des zweiten Jahrzehnts seine ursprüngliche Bedeutung als Zentrum der Deutschrömer, der Klassizisten und der Nazarener, wieder zu verlieren.
Römische Beamte haben nun eine Räumungsfrist für den 20. März 2024 festgelegt. Über die Zukunft des traditionsreichen Cafés in Rom ist ein heftiger Streit entbrannt – begleitet von antisemitischen Untertönen.
Vor einiger Zeit hat das Israelitische Krankenhaus von Rom Teile des Gebäudes gekauft. In den letzten Jahren hat es die Mietpreise Schritt für Schritt angehoben und der Cafébetreiber will oder kann das nicht mehr zahlen.
"Wir zahlen jetzt 22000 Euro im Monat", sagt Pellegrini. "Wir sind ja auch bereit, mehr zu zahlen, aber sie verlangen 120000 im Monat, also fast sechsmal so viel." Neben Ehefrau Flavia und Sohn Luca sitzt er auf einem kleinen Sofa, das aus dem Nachlass des dänischen Dichters Hans Christian Andersen (1806-1875) stammt. Der wohnte einmal im gleichen Haus. Schon früh war das 1760 erstmals urkundlich erwähnte Lokal Literatentreffpunkt. Johann Wolfgang von Goethe war hier, ebenso der Franzose Stendhal oder der polnische Nationaldichter Adam Mickiewicz. Über dem Andersen-Sofa hängt ein Gemälde des neapolitanischen Künstlers Domenico Morelli (1826-1901).
Italienische Medien schrieben, dass internationale Nobelmarken an den Räumen interessiert sein könnten. Doch das Israelitische Krankenhaus versichert, dass das Café ein Café bleiben solle, bloß eben unter anderer Führung. Sprecher Fabio Perugia bestreitet, dass das Hospital von Pellegrini einen konkreten Betrag verlangt habe und stellt die Sache anders dar: Man habe Angebote von Interessenten erhalten, die zwischen 120000 und 180000 Euro Miete im Monat zahlen würden. In der Zwischenzeit berichten lokale Medien, dass große Firmen wie Armani und Prada an dem Gebäude im Herzen von Rom -interessiert sein könnten. Das Kaffeehaus befindet sich in der Luxus-Einkaufsmeile Via Condotti. Fans und Liebhaber wollen die Schließung verhindern.
Warum? Die Wirte, das Ehepaar Carlo Pellegrini und Flavia Iozzi, sollen raus. Ihr Mietvertrag lief schon 2017 aus und wurde nicht verlängert. Eigentümer des Gebäudes ist das Israelitische Krankenhaus in Rom. Mit dem Betreiber wurde keine Einigung im Einklang mit dem "Marktwert" gefunden, heißt es in einer Mitteilung des Hospitals. Alle Mieteinnahmen würden in die Klinik investiert, die zum Wohle aller Bürger arbeite. Dazu wurde auch eine Pressekonferenz im Lokal selbst gegeben
Damit wiederholt sich, was bereits im Juni 2019 geschah, als die erste Zwangsräumung drohte, die dann verschoben wurde. Vier Jahre sind vergangen, in denen Pellegrini mehrmals darum gebeten hatte, mit den Eigentümern zu verhandeln. "Aber uns wurde keine Zahl genannt, weder für die Miete, noch für den Kauf der Mauern", betonte Pellegrini. Er beklagte die totale Verweigerung des Eigentümers zur Erneuerung des Mietvertrags.
Die Wirte, das Ehepaar Carlo Pellegrini und Flavia Iozzi: "Alles, was sich in den Räumen des Lokals befindet, kann nicht woanders hingebracht werden. Selbst wenn sie uns rauswerfen, kann niemand über unsere Vermögenswerte verfügen, da sie seit 1953 an das Kulturministerium gebunden und als im öffentlichen Interesse liegend anerkannt sind. Der einzige Ausweg ist die Vernunft", sagte Pellegrini. Möbel und Bilder zusammenzupacken und das Café woanders zu eröffnen, sei aus Denkmalschutz-Gründen gar nicht möglich. Da gebe es gesetzliche Festlegungen.
Inzwischen mobilisiert sich auch die Politik. Der rechte Senator Maurizio Gasparri rief Kulturminister Gennaro Sangiuliano auf, Initiativen zur Rettung des Cafés zu ergreifen. „Es ist absolut notwendig, die Zwangsräumung des Lokals zu verhindern, die dem Ansehen Italiens schaden würde", so Gasparri. Das Café sei für Rom als Ort der europäischen Kultur sehr wichtig. Die Lizenz ist streng an den Ort gebunden.
Das Israelitische Krankenhaus seinerseits betonte, dass der Mietvertrag schon lange ausgelaufen sei und ein Gericht in Rom die Freigabe verfügt habe. Im Laufe seiner mehr als 250-jährigen Geschichte habe das Caffè Greco verschiedene Geschäftsführer erlebt, die sich abwechselten. "Das Caffè Greco wird weiterhin ein langes Leben haben, bloß eben unter anderer Führung", versicherte das Krankenhaus.
Das italienische Kulturministerium erklärte das Café 1953 zum „Monument von historischem und nationalem Interesse“.
Es ist eine Ecke, die jeder Rom-Reisende kennt. An der Piazza di Spagna, im Herzen der Ewigen Stadt, steigt rechts die Spanische Treppe empor, berühmt aus dem Film "Ein Herz und eine Krone" mit Audrey Hepburn und Gregory Peck. Vis à vis der Treppe geht es links in die Via dei Condotti, Roms teuerste Einkaufsmeile. Nur 20 Meter die Straße hinein liegt das Caffè Greco. Draußen weist ein Banner mit der Aufschrift "250 anni" auf das stolze Alter des Lokals hin, drinnen schaffen Marmortische, gepolsterte Stühle und Bänke, dunkelrote Wandstoffe und alte Gemälde: Kaffeehausatmosphäre der gehobenen Art.
Die Wirtsleute. Pellegrini und Iozzi beharren darauf, dass dem Vermieter nur "die Mauern", also das Gebäude, gehörten. Das historische Inventar des Cafés gehöre ihnen. Perugia sagt, dafür gebe es keinen schriftlichen Beleg. Es sieht also nach einem noch längeren Rechtsstreit aus. Möbel und Bilder zusammenzupacken und das Café woanders zu eröffnen, ist aus Denkmalschutz-Gründen gar nicht möglich. Da gibt es gesetzliche Festlegungen. "Das Café ist sehr wichtig für Rom als Ort der europäischen Kultur. Die Lizenz ist streng an den Ort gebunden", sagt ein Sprecher des italienischen Kulturministers Dario Franceschini.
Wie auch immer. Es wäre eine Katastrophe, wenn die jetzigen Betreiber das Café tatsächlich räumen müssten. Nicht, weil die horrenden Preise ähnlich denen am Markusplatz in Venedig sind, nicht weil der Kaffee oder die Süßspeisen besser als anderswo wären. Aber es wäre Ein Triumph der Unvernunft und der Ignoranz gegen über der Tradition, ein Kulturverlust sondergleichen!