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Photos: DDS & privat
Carpe diem - Essen an der Amalfiküste
Das Cumpa Cosimo in Ravello
Nichts als das das Leben genießen, das wollen die meisten Touristen an der Amalfiküste: Sonne, Baden, Freizeitspaß, wo nicht gar Party. Und das an einer der schönsten Küsten Europas. Dabei gibt es noch eine andere Genuss-Dimension an diesem begnadeten Flecken Italiens.
Städte wie Positano, Amalfi und Ravello mit ihren architektonischen und landschaftlichen, zu schweigen von den kulinarischen Reizen sind kulturelle Hotspots. Und immer mehr drängen sich dorthin, schon seit hundert Jahren dauert der Zustrom der Toristen an, zumal seit die atemberaubende Küstenstraße, die „Amalfitana“ 1850 errichtet wurde, eine geradezu abenteuerliche, 40 Kilometer lange Panoramastrecke entlang der Amalfiküste mit spektakulären Ausblicken auf den Golf von Salerno.
Dank ihrem kühnen Verlauf auf der Halbinsel Sorrent gehört sie zweifellos zu den aufregendsten Küstenstraßen der Welt. Bis zur Eröffnung der Amalfitana („SS 163 Costiera Amalfitana“ waren viele Ortschaften im steilen Westen Italiens nur mit dem Boot oder über verschlungene Pfade erreichbar.
Der Pfad der Götter, der „Sentiero degli Dei“, der wohl spektakulärste Wanderweg der Amalfiküste und einer der schönsten Wanderwege ganz Italiens, gibt davon noch eine Ahnung. Mit „nur“ 10km Länge aber mehr als 1000 Höhenmeter Auf- und Abstieg, ist die Wanderung anstrengend und es wird eine gute Grundkondition benötigt. Der Pfad führt über sehr viele Stufen, unbefestigte Wege, zwischen Trockenmauern hindurch und beinhaltet einige sehr steile Abschnitte.
Nach dem Ortsausgang von Positano beginnt die eigentliche Amalfitana. Schon bald reicht der Blick auf die Lattari-Berge und das Li-Galli-Archipel. Von nun an schlängelt sich die in den Felsen gesprengte Straße vorbei an Viadukten und Schluchten hinunter zum Meer. Ab Salerno verläuft die Strecke weiter nach Paestum.
Eine Fahrt auf der Amalfitana gleicht einem fantastischen, wagemutige, ja tollen Abenteuer. Reisenden bietet die 40 Kilometer lange Panoramastrecke entlang der Amalfiküste spektakuläre Ausblicke auf den Golf von Salerno. Dank ihrem kühnen Verlauf auf der Halbinsel Sorrent gehört sie zu den aufregendsten Küstenstraßen der Welt. Vor allem unter Cabrioliebhabern und Motorradfreunden gilt sie als eindrucksvoller Klassiker im Mittelmeerraum. Viele Reisende nutzen Neapel als Startpunkt ihrer Tour durch Kampanien.
Wer der Route von Meta di Sorrento nach Vietri sul Mare folgt, sollte sich auf eine kurvenreiche Strecke einstellen. In manchen Abschnitten ist die Amalfitana so eng, dass die Fahrzeuge nur um Haaresbreite aneinander vorbeipassen. 100 Meter hoch über dem Meer lässt ein tiefer Abgrund neben der Straße kaum eine Möglichkeit zum Parken zu.
Als beste Reisezeit an der Costiera Amalfitana sind das Frühjahr und der Herbst zu empfehlen. Um Ostern oder im hitzeglühenden August ist das Befahren der imposanten Strecke bei hohem Verkehrsaufkommen nur im Schritttempo zu bewältigen. Die Fahrzeit kann sich dann um Stunden verlängern. Dennoch bleiben auf der schmalen Serpentinenroute mit felsigen Überhängen genügend Bereiche zum Anhalten und Aussteigen. Lediglich größere Fahrzeuge können beim Manövrieren den Verkehr leicht ins Stocken geraten. Mit traumhaftem Blick auf die wilde Steilküste und das smaragdgrüne Wasser stört lassen sich Wartezeiten verschmerzen.
Kurz nach der Casa Gargano und dem Lido di Ravello, biegt man (von Positano kommend) links ab und fährt die Serpentinenstraße hoch nach Ravello, das mehr als 300 Meter über dem Meer liegt und mit der Villa Rufolo eine Wagner- und mit der Villa Cimbrone eine Sissi-Pilgerstätte geworden ist, seit dort in den 50er-Jahren einer der Sissi-Filme gedreht wurde.
Die Villa Cimbrone gilt als die Perle der Amalfiküste, ihr Belvedere wurde schon in der Antike, als „schönster Balkon der Welt“ bezeichnet. Der Schotte Ernest William Beckett, der spätere Lord Grimthorp, ließ im Jahre 1904 auf einem vorspringenden Felsen, zirka 350 m über dem Meeresspiegel, den aus dem 12. Jahrhundert stammenden Palazzo umgestalten und einen Garten anlegen. Das Belvedere, eine Aussichtsplattform mit einer Balustrade am Ende des Gartens, ist geschmückt mit marmornen Büsten. Sie ist Unmittelbar über den ins Tyrrhenische Meer abfallenden Felsen gelegen. Einzigartig!
Die Terrasse der Villa Cimbrone ist ein Schauplatz im dritten Teil der Sissi-Verfilmungen aus den 1950er-Jahren. Heute ist sie öffentlich zugänglicher Teil eines luxuriösen privaten 5-Sterne Hotels.
Virginia Woolf, Leonard Woolf, E. M. Forster, John Maynard Keynes, D. H. Lawrence, Vita Sackville-West, Edward James, Diana Mosley, Henry Moore, T. S. Eliot, Jean Piaget, Winston Churchill und der Herzog und die Herzogin von Kent,
die Schauspielerin Greta Garbo und ihr damaliger Liebhaber, der Dirigent Leopold Stokowski, hielten sich in den späten 1930er Jahren mehrmals in der Villa auf, die 1960 an die Vuilleumier Familie verkauft wurde, die sie zunächst als Familienanwesen nutzte, bevor sie das Gebäude zu einem Luxus-Hotel umfunktionierte.
Es waren die Normannen, die im 10. Jahrhundert in dieser Gegend herrschten und Ravello die Unabhängigkeit brachten. Papst Viktor III. machte Ravello ab 1086 zum Bischofssitz, womit der wachsenden Einwohnerzahl ebenso wie dem florierenden Seehandel entsprochen werden sollte. In den folgenden Jahrhunderten entwickelte sich ein reiches Bürgertum, das sich prunkvolle Paläste errichten ließ, die teilweise noch heute erhalten sind. 1603 wurde Ravello in das Bistum Scala eingegliedert, 1806 in das Erzbistum Amalfi integriert.
Die Familie Rufolo, eine der reichsten in Ravello, ließ im 12. Jahrhundert die gleichnamige Villa auf einem Felsvorsprung bauen, die noch heute Anziehungspunkt für tausende Besucher ist. Nicola Rufolo, ein Angehöriger dieser Familie, stiftete 1272 eine der beiden Kanzeln im Dom: eines der Meisterwerke arabisch-byzantinischer Mosaikarbeit. Landolfo Rufolo wurde von Boccaccio in seinem Decamerone erwähnt (2. Tag, 4. Novelle). Die halb verfallene Villa Rufolo wurde 1851 von dem schottischen Industriellen Francis Neville Reid gekauft und restauriert im im maurisch, arabischen Stil. In dieser Form sind die Villa und der romantisch-zauberhafte Garten mit Palmen, Blumen-Bosketten und Palmfarnen noch heute zu besichtigen.
In den Gärten der Villa fand Richard Wagner 1880 die Inspiration für das Bühnenbild des 2. Aktes seiner Oper Parsifal. Am 26. Mai 1880 fuhr Richard Wagner mit der Familie nach Amalfi und unternahm mit der Eselskarre einen Aufritt nach Ravello. Dort ist eine seiner Inspirations-Legenden angesiedelt: „Klingsors Zaubergarte ist gefunden“, wie er in Briefen, Tagebuch-Einträgen Cosimas und in seiner diktierten Auto-Biografie festhielt. Er schreibt es auch ins Fremdenbuch. Eine Gedenktafel im Garten erinnert heute daran.
Außerdem gibt es in Ravello aber noch einen schönen romanischen Dom mit außergewöhnlich obszöner Kanzel und mehrere andere sehenswerte Kirchen und Paläste (Hotels).
Vor allem aber gibt es die Trattoria „Cumpa Cosimo“ an der Via Roma, inmitten des Ortes, gar nicht weit von der Villa Rufolo entfernt. Seit mehr als 70 Jahren ist sie eine Institution in Ravello, lange bevor die Massen kamen, die heute des Sommers in Scharen einfallen. Berühmtheiten VIPs, Schriftsteller und Künstler waren Gäste der Stadt, auch Humphrey Bogart, der berühmteste Schauspieler Amerikas zu seiner Zeit. Gemeinsam mit Gina Lollobrigida 1952 weilt er anlässlich der Dreharbeiten zu „Schach dem Teufel“ in dem Ort, der drei Monate im Filmfieber war. Bogart war oft im Cumpa Cosimo.
Luca Bottone, Bruder von Netta Bottone, der Chefin des Restaurants, berichtete, Humphrey Bogart sei mit dem Esel seines Vaters (das Tier habe Giorgio geheißen) vom Domplatz zur Villa Cimbrone geritten, wo gedreht wurde. Bogart habe sich als äußerst bodenständiger und unkomplizierter Lebemann ohne alle Berührungsängste mit den einfachen Leuten und dem einfachen Leben gezeigt. Er schätzte das schon damals gut laufende, aber viel kleinere Lokal wegen seiner regionalen Küche und wegen des Weins, dem er reichlich zusprach. Er war ein Genussmensch. Das kleine Lokal war zeitweise so etwas sein Zuhause. Er schloss Freundschaft mit Bottones Vater Cosimo und nannte ihn Cumpa (Was so viel wie Bruder oder Kumpel heißt). Das Lokal hieß bis dahin Trattoria Romana. Fortan nannte es sich Cumpa Cosimo.
Netta Bottone, ihr Markenzeichen ist die rüschenverzierte Servierschürze und eine Papierblume im Haar, ist seit Jahrzehnten die „big Mama“ und die gute Seele des Lokals. Die Chefin des Hauses übernimmt selbst die Tischzuteilungen und zeigt sich immer wieder beratend, Bestellungen aufnehmend und plaudern ihren Gästen. Sie ist so resolut wie geschäftstüchtig, aber auch eine bezaubernde Nonna. Ich durfte sie, die ich einige Male erleben. Wie man hört, wird demnächst der Sohn Lucas die Trattoria als Geschäftsführer übernehmen.
Das beliebte Restaurant ist zumeist so gut besucht, dass man es aus der Ferne schon an der Warteschlange erkennt. Reservierungen sind im Cumpa Cosimo empfehlenswert. Die Trattoria ist inzwischen zwar recht groß aber ohne Wartezeit ist am Abend fast kein Tisch verfügbar. Nicht, dass das Cumpa Cosimo von Stil, Ausstattung und Ambinte her besonders auffällig wäre. Zu den sogenannten Fine Dining-Restaurants der Amalfi-Küste zählt es keineswegs. Aber eben auch nicht zu den austauschbaren Touristenlokalen.
Die Küche ist bemerkenswert authentisch, köstlich und ihren fairen (demokratischen) Preis wert. Die Vini della Casa sind süffig und der Limoncello aus Amalfi-Zitronen ist eine Verführung.
Perfekte Lasagne, Caprese-Salat mit frischen Tomaten der Region, Kuchen aus Amalfi-Zitronen, Tiramisu, hauseigenes Gelato, Büffel-Mozzarella, Meerestiere aller Art, Fische, Suppen und Gnocchi stehen auf der reichhaltigen Speisekarte, Polpette, Fleisch verschiedener Schlachttiere wie Schwein, Rind, Hase oder Lamm, natürlich Antipasti aller Art, Pizza, versteht sich und Canneloni.
Überhaupt die Paste! Sie sind die Sensation des Restaurants. Nie zuvor und bis heute nicht wieder habe ich eine solche Vielzahl verschiedenster, raffiniertest zubereiteter Nudel-Köstlichkeiten gegessen. Der gemischte Pasta-Teller ist ein unbedingtes Muss, ja eine Sensation ebenso wie die piatto misto della casa mit einer Selektion sieben verschiedener Vorspeisen
Man kann im Cumpa Cosima nur sagen: Carpe diem.
Geniesse den Augenblick des Essens.