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Erster Advent, Beginn der Adventszeit
Mit der Vesper am Vorabend des ersten Adventssonntags, am 4. Sonntag vor Weihnachten, dieses Jahr ist es der erste Dezember, beginnt recht eigentlich die Adventszeit und zugleich in den katholischen und evangelischen Kirchen das neue Kirchenjahr. Die Adventszeit endet am Heiligen Abend mit der ersten Vesper von Weihnachten. Die Adventszeit in der Westkirche dauert, je nachdem, wann sie beginnt, 22 bis 28 Tage und hat vier Sonntage. Der im Erzbistum Mailand gebräuchliche ambrosianische Ritus und der mozarabische Ritus, in denen der Advent am Sonntag nach dem Martinstag beginnt, haben hingegen sechs Adventssonntage. Auch in den Ostkirchen dauert die Adventszeit– hier Weihnachtsfasten genannt – sechs Wochen.
Advent (lateinisch adventus „Ankunft“), eigentlich adventus Domini (lat. für Ankunft des Herrn), bezeichnet die Jahreszeit, in der die Christenheit sich auf das Fest der Geburt Jesu Christi, Weihnachten, vorbereitet. Zugleich erinnert der Advent daran, dass Christen das zweite Kommen Jesu Christi erwarten sollen. Der Advent und damit das neue Kirchenjahr beginnt am 4. Sonntag vor Weihnachten, dem ersten Adventssonntag.
Der Name »Advent« kommt vom lateinischen »adventus«, was mit »Ankunft« übersetzt wird. Diese meint die Ankunft Jesu Christi. Deshalb bereiten sich die Christen in dieser Zeit auf das Hochfest der Geburt des Jesus von Nazareth, die Menschwerdung Gottes, vor: auf Weihnachten. Dem Weihnachtsfest gehen vier Adventssonntage voraus und mit dem ersten Adventssonntag beginnt zugleich das neue Kirchenjahr. Der Advent erinnert in einem zweiten starken Akzent auch an die Erwartung der Wiederkunft Jesu Christi.
In seinem Ursprung entsprach der Begriff »Advent« dem griechischen Begriff »epiphaneia« (Erscheinung) und meinte die Ankunft, Anwesenheit bzw. der Besuch eines Amtsträgers, insbesondere die Ankunft von Königen oder Kaisern. Aber es konnte auch die Ankunft der Gottheit im Tempel ausdrücken. Die Christen übernahmen diese Bezeichnung, um damit ihre besondere Beziehung zu Jesus Christus auszudrücken.
In der alten Kirche war die Adventszeit eigentlich eine Fastenzeit, die auf den Zeitraum zwischen dem 11. November und dem ursprünglichen Weihnachtstermin, dem Fest der Erscheinung des Herrn (6. Januar) festgelegt war. Zudem bezeichnete man die Fastenzeit und auch die Adventszeit als »geschlossene Zeiten«, in denen weder getanzt noch gefeiert werden durfte. Auch fanden in der Zeit keine feierlichen Trauungen statt.
Die heutige Form der Adventszeit liegt im 7. Jahrhundert begründet, als Papst Gregor die Zahl der Sonntage von sechs auf vier festlegte. Die Zahl vier symbolisiert die viertausend Jahre, welche die Menschen gemäß kirchlicher Geschichtsschreibung nach dem Sündenfall im Paradies auf den Erlöser warten mussten. Das Konzil von Trient bestätigte später diese Regelung, nachdem sich abweichende regionale Traditionen etabliert hatten.
Die Bedeutung der Adventszeit wurde durch zwei Richtungen beeinflusst: Einerseits betonte man im gallischen Gebiet das endzeitliche Motiv der Wiederkunft Christi, welches zur Ausgestaltung des Advents als Zeit einer ernsthaften Buße führte. Andererseits gewann im römischen Einflussbereich das weihnachtlich-freudige Ankunftsmotiv der Menschwerdung Gottes an großem Einfluss. Beiden Deutungen wird an den unterschiedlichen Adventssonntagen in der Liturgie Rechnung getragen.
In der orthodoxen Kirche hingegen ist die Adventszeit eine Fastenzeit geblieben, die 40 Tage vor dem Weihnachtsfest beginnt. Milch und tierische Produkte sind in diesem Zeitraum als Nahrungsmittel verboten.
Heute ist es beim Anblick von Adventsmärkten, Schokolade und Nüssen in der Adventszeit, kaum noch vorstellbar, dass der Advent einst eine Zeit des Fastens und der Buße war.
Wann der Advent beginnt, hängt davon ab auf welche Daten die Wochentage fallen. Denn der Advent beginnt immer mit einem Sonntag, endet aber an einem festen Datum, nämlich mit Weihnachten am 25. Dezember. Der letzte Sonntag vor Weihnachten ist der vierte Adventssonntag. So ergibt es sich, dass die Adventszeit je nach Jahr unterschiedlich lang sein kann. Der Beginn mit dem ersten Advent liegt dabei jeweils zwischen dem 27. November und dem 3. Dezember. Traditionell wird der Zeitraum mit einem Adventskranzbegleitet, an dem an jedem Sonntag im Advent eine Kerze entzündet wird, bis wir schließlich den Heiligen Abend feiern. Dieser Brauch ist sicherlich der bekannteste von zahlreichen Traditionen im Advent und ist nicht zuletzt aufgrund der schmückenden und meditativen Wirkung mit seinen grünen Zweigen und den leuchtenden Kerzen beliebt.
Warum gab es früher die Vorschrift zu Fasten und Buße? Stark vereinfacht kann man sagen, dass sich nach einer Zeit des Verzichts ein Fest auch schöner und intensiver anfühlt – im Gegensatz dazu sind viele Menschen heute nach vier "vorweihnachtlichen" Adventswochen am eigentlichen Weihnachtsfest von Lichterglanz, Weihnachtsliedern und Lebkuchen schon fast übersättigt.
Selbst der Beginn der Karnevalszeit am 11. November hat mit dem Advent als Fastenzeit zu tun: Zum Abschluss des früheren Wirtschaftsjahres am Martinsfest und vor der adventlichen Fastenzeit wurde nochmal gefeiert – genauso wie an den jecken Tagen vor Aschermittwoch.
Jeder der vier Adventssonntage steht unter einem anderen Thema:
Am 1. Adventssonntag steht die Wiederkunft Jesu im Mittelpunkt. Die Lesungen berichten von der Apokalypse und dem Jüngsten Gericht.
Am 2. Adventssonntag nehmen die Gläubigen Johannes den Täufer als Propheten in den Blick.
Der 3. Adventssonntag heißt „Gaudete“-Sonntag. „Gaudete“ heißt „Freut euch“ übersetzt. Erneut spielt an diesem Sonntag Johannes der Täufer eine zentrale Rolle. Die liturgische Farbe an diesem Sonntag ist Rosa.
Der 4. Adventssonntag ist der Gottesmutter Maria gewidmet. Das Hochfest „Mariä Empfängnis“ feiern Christen am 8. Dezember.
Der Brauch des Adventskalenders entwickelte sich Mitte des 19. Jahrhunderts. Einen richtigen „Erfinder“ gibt es nicht – vielmehr kamen um 1840 in den Familien unterschiedliche Formen auf, die Wartezeit auf Weihnachten greifbar zu machen.Die ersten einfachen Adventskalender waren 24 Kreidestriche an der Wand. Täglich wischten die Kinder einen Strich bis Weihnachten weg.
Eine andere Form bestand darin, nach und nach 24 Bildchen an die Wand oder ans Fenster zu kleben, bis Weihnachten vor der Tür stand. In katholischen Gegenden legten Kinder für jede gute Tat Stroh in eine Krippe, damit das Jesuskind bequem liegen konnte.
Vater des Adventskalenders mit Türchen ist der Verleger Gerhard Lang aus München. 1902 druckte er die ersten Exemplare. Die Nationalsozialisten deuteten die Weihnachtssymbolik zu Märchenmotiven um und beraubten den Adventskalender seiner christlichen Wurzel. Dem stehen katholische und evangelische Adventskalender mit seelsorglichem und pädagogischem Charakter gegenüber.
Der Adventskranz entwickelte sich im 19. Jahrhundert. Den Adventskranz hat der evangelische Theologe und Gründer der Inneren Mission der Evangelischen Kirche, Johann Hinrich Wichern, 1839 erfunden. Er hatte die Idee, die Tage bis Weihnachten mit brennenden Kerzen abzuzählen.
Sein Adventskranz war ursprünglich ein Wagenrad, auf dem insgesamt 24 Kerzen standen: Vier große weiße Kerzen für die Sonntage und 20 kleine rote Kerzen für die Wochentage. Jeden Tag wurde eine Kerze entzündet, bis an Heiligabend schließlich alle Kerzen brannten. Das Licht sollte ein Symbol für Jesus Christus sein, der als das wahre Licht der Welt an Weihnachten geboren wird.
Mit der Zeit hat sich aus dem Adventskranz von Johann Hinrich Wichern der heute übliche Adventskranz mit vier Kerzen entwickelt. Nach dem ersten Weltkrieg verbreitete sich der Brauch des Adventskranzes überkonfessionell bis in den Süden Deutschlands.
Die liturgische Farbe der Adventszeit ist Violett. Im Mittelpunkt der biblischen Verkündigung in der Liturgie der einzelnen Adventssonntage stehen die erhoffte Wiederkunft des Herrn, Johannes der Täufer als „Vorläufer Jesu“ und Maria, die Mutter Jesu. In der Liturgie des dritten Adventssonntags drückt sich die Vorfreude durch die mögliche Verwendung rosafarbener (rosa = aufgehelltes Violett) Paramente aus. Gelegentlich ist daher am Adventskranz die Kerze für den dritten Adventssonntag rosa. Dieser Sonntag wird im katholischen und anglikanischen Kirchenjahr nach dem lateinischen Incipit des Introitus Gaudete in Domino semper („Freut euch im Herrn allezeit“, Philipper 4,4Elb) Gaudete genannt.
Das Stundengebet im Advent ist dadurch ausgezeichnet, dass für jeden Tag ein eigener Text für Kurzlesung, Antiphonen zu Benedictus und Magnificat sowie Schlussoration besteht. Die Responsorien von Laudes und Vesper sind an allen Tagen gleich. Vom 17.Dezember bis zum Heiligen Abend bilden im römischen Stundenbuch die O-Antiphonen die Antiphonen zum Magnificat in der Vesper. Als Besonderheit bietet das Graduale der Prämonstratenser eine achte O-Antiphon O Virgo virginum an. Diese wird am 23.Dezember gesungen, weshalb die erste O-Antiphon schon am 16.Dezember gesungen wird.
In der katholischen Kirche verbreitet sind sogenannte Roratemessen, das heißt Messfeiern, die vor Sonnenaufgang im Schein von Kerzenlicht gefeiert werden.
In den Advent fallen einige Feste und Gedenktage, die vom Festgedanken her nicht mit dem Advent in Beziehung stehen, z.B. das Hochfest der ohne Erbsünde empfangenen Jungfrau und Gottesmutter Maria am 8.Dezember, der Barbaratag am 4.Dezember und der Nikolaustag am 6.Dezember. Das Marienfest steht in enger Beziehung zum Fest Mariä Geburt am 8.September, neun Monate später. Die beiden Heiligengedenktage sind mit adventlichem Brauchtum verbunden: Am Fest der heiligen Barbara werden Barbarazweige geschnitten, die dann zu Weihnachten blühen. Der heilige Bischof Nikolaus bringt kleine Gaben.
„Die Adventszeit ist in der evangelischen Kirche in vielfältiger Weise eine Zeit der Erinnerung und der Erwartung, der Bereitung und der Buße“, formuliert Karl-Heinrich Bieritz in seiner Einführung in das Proprium de tempore im Evangelischen Gottesdienstbuch und zitiert als Kurzformel für die Erwartungen, die sich auf Jesus Christus richten, die Adventspräfation: „Ihn hast du gesandt als Sohn deines Volkes Israel, den Völkern das Heil zu verkünden, durch ihn erfüllst du alle Verheißungen der Propheten.“[21]
Der Charakter der vier Adventssonntage wird durch die Wochensprüche bezeichnet.
Erster Sonntag im Advent: „Siehe, dein König kommt zu dir, ein Gerechter und ein Helfer.“ (Sach 9,9bEU) Das Evangelium vom Einzug in Jerusalem (Mt 21,1–11EU) prägt in Verbindung mit Psalm 24 den Sonntag, was sich in einigen Adventsliedern ausdrückt. Der „sanftmütig“ auf einem Esel in Jerusalem einreitende Christus setzt einen für die evangelische Adventszeit wichtigen Akzent. Wochenlieder sind: Nun komm, der Heiden Heiland (EG 4) und Wie soll ich dich empfangen (EG 11).
Zweiter Sonntag im Advent: „Steht auf und erhebt eure Häupter, weil sich eure Erlösung naht.“ (Lk 21,28EU) Der Wochenspruch ist dem Evangelium Lk 21,25–28 entnommen. Die alttestamentliche Lesung (Jes 63,15EU–64,3) wird von dem ersten der beiden Wochenlieder aufgenommen: O Heiland, reiß die Himmel auf (EG 7).
Dritter Sonntag im Advent: „Bereitet dem HERRN den Weg, denn siehe, der HERR kommt gewaltig.“ (Jes 40,3.10EU) Im Mittelpunkt steht Johannes der Täufer als Wegbereiter Christi; als Evangelium wird das Benedictus gelesen. Beide Wochenlieder haben einen eher asketischen Charakter: Mit Ernst, o Menschenkinder (EG 10) und Die Nacht ist vorgedrungen (EG 16).
Vierter Sonntag im Advent: „Freut euch in dem Herrn allewege, und abermals sage ich: Freuet euch! […] Der Herr ist nahe!“ (Phil 4,4-5EU) Anders als bei den ersten drei Adventssonntagen scheint hier schon die (Vor-)Freude auf das Christfest durch. Daher kann statt der liturgischen Farbe Violett (1.–3. Advent) bereits Rosa gewählt werden. Das Weiß scheint im Violett der Advents- und Fastenzeit durch. Im Mittelpunkt des 4. Advents steht Maria, die Mutter Jesu. Hier setzt die Perikopenordnung von 2018 einen neuen Akzent, indem als Evangelium Lk 1,26ff.EU, der Besuch des Engels Gabriel bei Maria, gelesen wird. Die Evangelienlesung kann den anschließenden Besuch Marias bei Elisabeth mit einschließen, und anstelle des Psalms kann das Magnificat treten. Wochenlieder sind: Nun jauchzet, all ihr Frommen (EG 9) und Okomm, okomm, du Morgenstern (EG19).