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Photo © Helmut Vetter/Hannes Bierkämper
Photos: Nachlass Martha Mödl / Helmut Vetter
Photo: Bayreuther Festspiele / Widmungsexemplar im Privat-besitz von Dieter David Scholz
Dem "Zauberkasten" Martha Mödl
HELMUT VETTERS GROSSARTIGE BAYREUTHER
MARTHA-MÖDL-GEDENKAUSSTELLUNG
Martha Mödl, eine der großartigsten Opernsängerinnen des 20. Jahrhunderts, Wagnersängerin der ersten Stunde in "Neubayreuth", hätte am 22. März 2012 ihren 100sten Geburtstag gehabt. Eine noch nie dagewesene Ausstellung von Helmut Vetter, dem künstlerischen Nachlassverwalter der Sängerin in der Stadtbibliothek zu Bayreuth hat sich vorgenommen, die einzigartige Künstlerin umfassend zu würdigen. (28.06.-01.09.2012)
Martha Mödl war eine der ausdrucksstärksten Interpretinnen der großen Wagner-Partien nach dem Zweiten Weltkrieg. Der Dirigent Wilhelm Furtwängler und Regisseur Wieland Wagner hatten sie entdeckt. Seit 1951 die Bayreuther Richard Wagner-Festspiele wiedereröffnet wurden, war die Mödl für 15 Jahre eine der sängerischen Säulen "Neubayreuths", mit dem sie identifiziert wurde wie keine andere Sängerin.
"Furtwängler und Wieland Wagner haben mich geprägt, wobei ich nicht sagen will, das nicht alle anderen auch großartig waren, der Knappertsbusch und der Keilberth und der Karajan und der Böhm, das waren alles große Eindrücke für mich. Aber der Ursprung meiner Musikalität, wenn ich mal so sagen darf, waren der Furtwängler und der Wieland Wagner." (Martha Mödl)
Obwohl die Mödl auch im Rest der Welt, auf allen großen Bühnen auftrat, waren ihre Bayreuther Jahre doch ihre wichtig-sten. Helmut Vetter hat jetzt aus eigener Initiative - und überwiegend privat finanziert - diese große Bayreuther Photo-ausstellung ermöglicht.
"Sie sagte einmal, in Bayreuth war ihre glücklichste Zeit in ihrem Leben. Und ich wollte sie einfach durch diese Ausstellung wieder nach Bayreuth bringen. Ich kannte sie 46 Jahre. Von meinem zwölften Lebensjahr an. Und hab sie dann im Alter, als sie krank wurde, betreut. Und ihr Wunsch war, dass ich diese Photos und den Nachlass bekomme, damit er in guten Händen ist." (Helmut Vetter)
Zum Teil nie veröffentlichte Photos hat er aus ihrem Nachlass ausgewählt und zusammengestellt. Nicht nur in Sachen Wag-ner: Mehr als 500 Photos auf über 100 Tafeln veranschaulichen die Karriere Martha Mödls. Man sieht sie neben ihren berühmten Verkörperungen von Isolde, Brünnhilde und Tristan auch als Cherubino, als Hänsel, Carmen, Pique-Dame-Gräfin, Marina, Wozzeck-Marie, Begbick und in anderen Partien modernen Musiktheaters. Natürlich auch als Strauss-Sängerin, vor allem als Klytemnästra, auch eine ihrer Paraderollen.
"Ich wollte einfach die ganze Karriere von Martha Mödl von 1942 bis 2001 zeigen, von Remscheid bis Berlin. Das ganze Spektrum, was sie gemacht hat. Und wenn man die Photoso sieht: Ob es die Amme ist, die Bluthochzeit-Mutter, die Brünnhilde oder die Isolde, sie schlüpfte in jede Rolle hinein."
Ausstellungsarchitekt Hannes Bierkämper hat für diese bisher umfassendste Martha-Mödl-Ausstellung einen so sinnlichen wie sinnigen Rahmen entworfen: eine strenge, schöne, sich kreisartig schlängelnde Ausstellungslinie aus roten Vitrinen-Schränken.
"Hier war klar, dass man sich gegenüber der Umgebung behaupten muß. Es ist uns möglich gewesen, dass es quasi zu einer Mäandrierung kommt in dieser Ausstellungsfigur, so dass kleine Kabinette und Zwischenträume entstehen." (Hannes Bierkämper)
Und darin sind nahezu alle Rollen der Mödl in ihren unterschiedlichen Inszenierungsvarianten zu sehen, aber auch Privates aus dem Leben von Martha Mödl.
"Sie hatte ja kaum Privatleben. War unverheiratet. Sie war immer auf der Bühne. Aber Ihre Mutter und ihr Kater waren ihr sehr wichtig. Beide habe ich auf meinen Photos." (Helmut Vetter)
Das vielleicht überraschendste Photo stammt aus Neapel, wo Martha Mödl Wagners "Ring" sang und Besuch von Ingrid Bergmann und Roberto Rosselini bekam, die gerade den Film "Stromboli" drehten.
"Das find ich ganz toll, weil die Mödl die Bergmann sehr mochte und sie hat mir damals erzählt, als die Bergmann in ihre Garderobe kam, nach dem Siegfried, mit dem Rosselini, das war eine große Ehre für sie, das fand sie aussergewöhnlich." (Helmut Vetter)
Aber es sind noch viele andere Photos dieser bewegenden, ja anrührenden Würdigung der großen Sängerin aussergewöhn-lich. Die Ausstellung dürfte ohne Frage in diesem Sommer das attraktivste Event der Festspielzeit werden, zumal viele andere Sehenswürdigkeiten Bayreuths wegen Renovierung derzeit geschlossen sind.
Wer sich für Martha Mödl interessiert, muss diese Bayreuther Ausstellung gesehen haben!
(Im Foyer der Deutschen Oper Berlin wurde die Ausstellung von Februar bis Mai 2013 noch einmal gezeigt)
Beiträge in mehreren ARD-Anstalten