Heilig-Geist-Spital Nürnberg

Fotos: DDS


Nürnbergs Heilig-Geist-Spital


Nürnberg zählte zu den mächtigsten Kaiserstädten des Heiligen Römischen Reiches. Die Burg, wohl von HeinrichIII. (1039-1056) errichtet, war ein politischer Schwerpunkt des mittelalterlichen Reiches und Ausgangspunkt der Stadtentwicklung. Kaiserliche Privilegien förderten den Aufstieg Nürnbergs. Nürnberg war die von deutschen Kaisern und Königen am häufigsten besuchte Stadt. Der Kaiserthron aus dem Nürnberger Rathaus von 1521, ein großes Burgmodell, Darstellung der so genannten Reichskleinodien (Herrschaftsinsignien des Kaisers), den Kaisereinzügen, Ehrenpforten und Feuerwerken verdeutlichen Nürnbergs herausragende Stellung als Kaiserstadt.


Die Ordensbrüder des jungen deutschen Ordens begründeten Anfang des 12. Jahrhunderts eine ihrer größten Niederlassungen in Deutschland. 1236 wird erstmals ein Spitalmeister genannt, seither kann man von der Existenz des Nürnberger Deutschordens-Spitals ausgehen, für das ab 1227 der Name Elisabethspital belegt ist.Die im Gegensatz zum jüngeren Heilig-Geist-Spital ‘Altes Spital’ genannte Anstalt versorgte nicht nur Ordensangehörige, sondern auch die Nürnberger Bevölkerung und Fremde. Anfang des 14. Jahrhunderts wurde das Elisabethspital zu klein. Am 27. September des Jahres 1331 schenkte der Burggraf Friedrich IV. dem Nürnberger Bürger, Konrad Groß, eine Wiese zur Errichtung eines neuen Spitals. Die Wiese lag zwischen der südlichen Stadtmauer der Sebalder Straße und dem Nordarm der Pegnitz, östlich begrenzt ungefähr bis zur Höhe des Moler-Tors. Die westliche Grenze lag an einer Wiese, die Konrad Groß, bereits vorher von den Nürnberger Barfüßer Orden erworben hatte.
Am 10. November 1332 ließ sich Konrad Groß die Gründung der Stiftung zum Heiligen-Geist offiziell durch den Bamberger Bischof Leupold II. und dem Pfarrer von St. Sebald nochmals bestätigen. Diese Urkunde wurde von dem Bamberger Geistlichen, kaiserlichen Notar und Nürnberger Stadtschreiber Herdegen verfasst und durch drei schwere zusammenhängende Siegel bestätigt. Damit war offiziell am 13. März 1339 das Heilig-Geist-Spital zu Nürnberg gegründet.
Damals war die Größe des Spitals auf ca. 200 Insassen ausgelegt. Für damalige Nürnberger Verhältnisse eine gerade annehmbare Zahl. Das Pariser Hôtel-Dieu verfügte im 14. Jahrhundert bereits über 400 bis 600 Betten. Ende des 14. Jahrhunderts wurde klar, dass das 1332/39 gestiftete Grundstockvermögen viel zu niedrig war um die selbstgesteckten Ziele zu erreichen. So vermehrten zahlreiche laufende Zustiftungen stetig das Vermögen.


Eine interessante Zustiftung war auch der sogenannte Goldene Trunk, der sich bis heute, in etwas geänderter Form, im Restaurant Heilig-Geist-Spital durchsetzen konnte. Im Februar 1406 stiftete Fritz Heimendorfer 1200 Gulden, wovon den Armen im Elisabeth- u. Heilig-Geist-Spital als Goldener Trunk Wein- und Bier zu bestimmten Zeiten gereicht wurde. Diese Tradition hat sich teilweise bis heute erhalten und es wird immer noch im Restaurant der sogenannte “Heilig-Geist-Vortrunk” gereicht.


Viele Stifter dachten auch an die geistliche Fürsorge im Spital. Die größte und umfangreichste Stiftung des 14. Jahrhunderts stammte von Herdegen Valzner, einem entfernten Verwandten von Konrad Groß. Heute schmücken die Gräber der beiden wichtigsten Mäzenen des Heilig-Geist-Spitals die am Kreuzigungshof anschließende Halle mit ihren Hochgräbern. Im Vordergrund das von Konrad Gross, dahinter das von Herdegen Valzner. Ein weiterer wichtiger Punkt, war die medizinische Versorgung des Spitals. Die bedeutendste medizinische Zustiftung erfolgte im Jahr 1486. Einige Nürnberger und Bamberger Bürger hatten aus dem Nachlass des 2 Jahre vorher verstorbenen Nürnberger Bürgers, Georg Keyper eine Stiftung gegründet. Ziel dieser Stiftung war Bestallung eines Spitalarztes. Weiteres Ziel nach Mehrung des Stiftungsvermögens sollte die Anstellung eines Wundarztes sein, sowie eine Apotheke mit einem eigenen Pharmazeuten. Bis zum Jahr 1486 wurde das Spital von Stadtärzten medizinisch versorgt. Die Errichtung der Heilig-Geist-Apotheke konnte erst nach kräftiger finanzieller Unterstützung durch den Rat der Stadt Nürnberg im Jahre 1498 erfolgen. Die letzte große Stiftung erhielt das Heilig-Geist-Spital 1753 aus dem Erbe der Patrizierfamilie Rieter van Kornburg. Sie umfasste reichen Grundbesitz, Rechte und Vermögen südwestlich von Nürnberg.


Die ersten Gebäude der Heilig-Geist-Spital Stiftung wurden zwischen 1332 und 1339 nördlich der Pegnitz erbaut. An die Spitalkirche, einer dreischiffigen Basilika im Stil der Bettelorden, schließen sich entlang der Pegnitz die Räume für die gesunden Pfründer und die Krankenstube, die Sutte, an. „Sutte“ ist ein fränkischer Ausdruck, und meint ursprünglich ‘Pfuhl, in dem sich die Schweine wälzen’, auch 'Schweinestall'). Es gibt Wohnräume der Spitalmeister und des Gesindes. In der Sutte gab es schon in der Frühzeit zwei Abteilungen für Kranke beider Geschlechter und den Elisabethaltar an dem der Suttenprediger für die Kranken die Messe las.


Da der Spitalkomplex bei Baubeginn auf nur 200 Insassen ausgelegt war, wurde im Jahr 1487 durch den Rat der Stadt beschlossen das Heilig-Geist-Spital zu vergrößern und die Krankengebäude aus dem Hochwasserbereich der Pegnitz zu verlagern. Eine neue Sutte wurde 1518 fertiggestellt, der Gesamtbau war dann 1527 vollendet und ist bis heute, mit Ausnahme kleiner Änderungen, so erhalten geblieben. Durch die umfangreichen Baumaßnahmen, wurde das Aussehen des Heilig-Geist-Spitals stark verändert.


Leider wurden im zweiten Weltkrieg zusammen mit der übrigen Altstadt auch die Räume des Heilig-Geist-Spitals vernichtet. Der Wiederaufbau begann 1950 und konnte dann 3 Jahre später fertiggestellt werden, lediglich die im 17 Jahrhundert barockisierte ehemals gotische Kapelle konnte nicht rekonstruiert werden. Das Spitalvermögen wird von einer Abteilung des Haushaltsamtes betreut, die heute der Stadtkämmerei untersteht.


Zum Heilig-Geist-Spital gehört heute ein 550 Personen fassendes Restaurant mit Weinstube gleichen Namens, direkt über der Pegnitz. Neben einer Vielfalt an deutsch-regionalen und fränkischen Speisen werden dort auch internationale Speisen angeboten. In der ehrwürdigen Gaststätte werden beispielsweise Zwiebelrostbraten, Schnitzel, Haxe, Schäufele, Saure Zipfel, Leberknödel, Fränkischer Sauerbraten, Forelle, Karpfen und Nürnberger Rostbratwürstchen (aber besonders auch exzellente heimischer Weine) unter Holzbalkendecken oder im romantischen Innenhof serviert. Der größte Gastraum, die “Sutte” ist schon seit der Gründerzeit des Heilig-Geist-Spitals der Speiseraum. Durch seine Größe und direkte Lage über der Pegnitz hat er ein besonderes (wenn auch historisch nachempfundenes) Flair. Man sitzt vor allem in den Erkern über der Pegnitz sehr schön. Gruppen können kleinere Nebenräume zur Verfügung gestellt werden.


Ein schöner, versteckter  Innenhof wird bei gutem Wetter bewirtschaftet. Dort sitzt man zwischen Topfpflanzen wie in einer verwunschenen, romantischen Nürnberger Stadt-Oase, die freilich – zumal in vollbesetzter „Sutte“ - ihre Schattenseiten hat, wie ein Besucher online anmerkt:


„Es mag evtl. der Jahreszeit (Vorweihnachtszeit) geschuldet sein, aber wir standen trotz Reservierung locker eine halbe Stunde vor der Tür und haben auf einen freien Tisch gewartet. Und da waren wir nicht die Einzigen. Die Bestellung ging dann sehr schnell und das Essen war in Ordnung. Man merkte aber einfach den Stress des Service, möglichst viele Leute in kurzer Zeit zu versorgen und auch wieder zu verabschieden. Das war ein bisschen schade, da es sich grundsätzlich um ein schönes, traditionelles Restaurant handelt.“


Wie auch immer: Altnürnberger Illusion, was das Gebäude und die Einrichtung betrifft, kann man dem Restaurant nicht absprechen. Die Küche bietet Hausmannskost & mehr, wirklich außergewöhnlich ist die Weinkarte mit einer Fülle von Spitzenweinen aus Franken. Allein des Weingenusses wegen lohnt sich ein Besuch. Nicht oft bekommt man eine so große Anzahl edler fränkischer Tropfen kredenzt. Man schafft es leider nicht, sich durch die ganze Weinkarte zu trinken. Die Preise sind moderat.