Frühlingsanfang

Fotos: privat


Frühlingserwachen


Die Natur kündigt es schon seit geraumer Zeit  unmissverständlich an: Es ist es Frühlingsanfang, am 20. März ist es soweit. Doch was bedeutet das eigentlich. Wann der Frühling beginnt, ist gar nicht so eindeutig. 


 

Mit dem Eintritt der Sonne in das Sternbild des Widders beginnt der Frühling. Jedenfalls kalendarisch. In vorchristlicher Zeit glaubte man, dass an diesem Tag die Welt erschaffen worden sei. Was Anlass war zu vielfältigen Neujahrsfesten als kultische Vermählung von Mensch und Gott, Natur und Kultur, von Leben und Tod. Igor Strawinsky hat so eine archaische, heidnische „Frühlingsweihe“ in seinem gleichnamigen Ballett musikalisch beschworen.

 

Für Meteorologen beginnt der Frühling allerdings schon am 1. März. Biologen sprechen vom Frühling erst, wenn der weiße Flieder wieder blüht, denn biologisch zieht der Frühling, beginnend in Südportugal, mit 40 km pro Stunde Richtung Nordost durch Europa und erreicht zuletzt Finnland. Nur die Astronomen haben es leicht, sie können den Beginn des Frühlings auf die Minute, ja die Sekunde genau bestimmen. Und zwar mit der sogenannten Tag- und Nachtgleiche. In diesem Jahre ist das exakt der 20. März.

 

Mit dem Frühling kommen die ersten Blumen. Botticellis berühmtes Frühlingsbild hat das zur Ikone erhoben. Ottorino Respighi hat sie in Töne umgesetzt. Nur die sittsamsten und schönsten Mädchen durften in früheren Zeiten die ersten Frühlingsblumen pflücken: Schneeglöckchen, Löwenzahn, Schlüsselblumen, Gänseblümchen, Buschwindröschen und Veilchen. Wer diese Frühlingsblumen – ausgenommen die giftigen Veilchen - mit den Zähnen pflückt und isst, der ist vor Fieber, Hals und Zahnschmerzen gefeit, so glaubte man. In der Tierwelt ist der Kuckuck der Frühlingsbote, wer einen hört, der muss rasch auf den Geldbeutel klopfen, wenn er reich werden möchte. Wer allerdings beim ersten Kuckucksruf barfuss umherläuft, den ereilt gewiss ein Fußleiden.

 

Natürlich ist auch die Schwalbe seit je ein zuverlässiger Frühlingsbote. Bei der Ankunft der ersten Schwalben haben vielerorts die Bauern die Scheunentore weit geöffnet. Man hielt es für ein glückliches Omen, wenn Schwalben in Stall und Scheune nisten. Sie bewahren angeblich vor Feuer und Blitzeinschlag. Und Häuser, die von Schwalben gemieden werden, galten als von bösen Menschen bewohnt. Nur in der Oper, nur bei Puccini sind Schwalben gelegentlich böse, oder zumindest gefallene Geschöpfe, so in der Oper „La Rondine“ (was soviel heißt wie die Schwalbe).

 

Der Frühling ist naturgemäß die Zeit aufkommender „Frühlingsgefühle“. Also gesteigerter erotischer Empfindungen. Was biologisch durch vermehrte Dopamin-Bildung aufgrund gesteigerter Lichtintensität und infolgedessen vermehrter Hormonausschüttung zu erklären ist. Die Sehnsucht nach Licht und wiedererwachendem Leben erreicht im Frühling ihren Höhepunkt, das verlangen nach Fruchtbarkeit und Fülle. Liebe und Lenz (das altertümliche Wort für Frühling) gehören seit je zusammen. Auch Richard Wagner, Frank Wedekind, aber auch die Comedian Harmonists wussten es.

 

Dass der astronomische Frühling am 20. März beginnt, ist nicht etwa die Himmelsmechanik, sondern die menschliche Kunst der Kalenderführung, genauer gesagt die unregelmäßige Verteilung der Schaltjahre.

 

Menschliche Rechenkunst hin, astronomische Gesetze her, die katholische Kirche betrachtet sich als unangefochten von allen menschlichen Problemen der Jahreszeitenberechnung. Im Kirchenjahr hat man den 21. März als unverrückbares Datum des Frühlingsanfangs festgelegt, damit Ostern, das kirchliche Hauptfest des Jahres pünktlich auf den ersten Sonntag nach dem ersten Frühlingsvollmond fällt. So war es immer und so wird es bleiben in alle Ewigkeit.

So Gott will.