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Opulente Publikation über das Bayreuther Festspielhaus: Von der „Scheune“ zum High-Tech-Theater
Das Richard Wagner Festspielhaus Bayreuth
Hrsg.von Martin Kiesel, 2007, 222 S.
Großformat, gebunden
Mit der Uraufführung des „Rings“ wurde das Bayreuther Festspielhaus 1876 eröffnet. Seither steht es als Theater-Unikat und repräsentatives Symbol Wagnerschen Ausnahmewillens zur „utopischen Alter-native (O.G. Bauer). Es hat mehrere deutsche Staatsformen, zwei Weltkriege und 96 Richard Wagner-Festspiele überstanden und steht stabiler da denn je. Längst grundsaniert und technisch auf dem neusten Stand, in seiner materiellen Existenz durch eine Stiftung gesichert, beherbergt es immer noch der Deut-schen beliebtestes, wo nicht bedeutendstes Festspielunternehmen. Menschen aus aller Welt drängen sich danach, einmal in diesem Theater mit seiner einzigartigen Akustik und Architektur gewesen zu sein. Nur jeder Zehnte schafft es, in den Genuss von Eintrittskarten zu kommen, derart gewaltig ist der Ansturm. Richard Wagner hat dieses amphitheatralisch-demokratisch konzipierte Haus, gemeinsam mit vielen Beratern und Ideengebern, vor allem mit den Architekten Gottfried Semper und Otto Brückwald aus utopisch sozialistischem wie griechischen Geist für sein postrevolutionäres „Kunstwerk der Zu-kunft“ entworfen. König Ludwig II. von Bayern hat finanzielle Starthilfe geleistet. Merkwürdig genug, dass sich bisher keine Monographie dieses exzentrischen Gebäudes annahm, dessen Bauherr bei der Grundsteinlegung den sybillinischen Ausspruch tat: „Hier schließ ich ein Geheimnis ein, da ruh´ es viele hundert Jahr´: so lange es verwahrt der Stein, macht es der Welt sich offenbar“.
Markus Kiesel, kaufmännischer Direktor der Ludwigsburger Schlossfestspiele, hat jetzt einen Bildband herausgegeben, der die Idee und die Entwicklung der schnörkellosen Bayreuther „Scheune“ (die ur-sprünglich als hölzernes, provisorisches Theater gedacht war) zum High-Tech-Theater von heute ver-anschaulicht. Zum ersten Mal wird dieses Bayreuther Festspielhaus aus allen nur erdenklichen Per-spektiven fotografiert. Das Ergebnis ist eine faszinierende Bilddokumentation, die 800 zum Teil atem-beraubende Fotographien (Außen- wie Innenansichten) enthält, hervorragend reproduzierte Photos, die die einmalige Architektur dieses Hauses neu beleuchten. Interviews mit Wolfgang Wagner, Harry Kupfer und Pierre Boulez, aber auch informative Texte zur Festspielidee, zu Baugeschichte, Archi-tektur, Bühnentechnik und Innendekoration machen das zweisprachige (deutsch/englisch), schön gebundene Buch zu einem opulenten Nachschlagewerk.