Maria Callas live remastered

Maria Callas live - Ein Wunder der Tonrestaurierung


Maria Callas – Remastered Live Recordings 1949-1964

Warner Classics   42 CD + 3 Blu-Ray + 216 Pages Booklet 0190295844707


Am 16. September jährt sich der Todestag von „La Divina“ Maria Callas zum 40. Mal. Nach dem sensationellen Ergebnis des Remasterings ihrer Studioaufnahmen, die 2014 erschienen,  legt Warner Classics nun auch die aufregenden Livedokumente der Callas in lange erwarteter, best-möglich tonrestaurierter Klangqualität vor. Diese Box enthält Livemitschnitte von Aufführungen der Callas aus den Opernhäusern der Welt von 1949 bis 1964. Es sind insgesamt 20 Opern-Gesamtaufnahmen auf 42 CDs & 5 Video-Recitals auf 3 Blu-rays - darunter 12 Opern, die Callas nie im Studio aufnahm (u.a. Macbeth, Armida, Parsifal). Des weiteren u.a. La Sonnambula (1955), Medea (1953) , Aida aus Mexico City von 1951, ihr (italienisch gesungener) Parsifal (Rom, 1950), Nabucco, 1949) und ihre letzte Tosca (1964). Blu-rays Callas at Covent Garden (London 1962 & 1964), Callas in Concert (Hamburg 1959 & 1962) und Callas Toujours (Paris 1958) dokumentieren umjubelte Konzertabende und Tosca-Aufführungen (2. Akt)..




Sie ist Legende, die Berliner Liveaufnahme der Maria Callas als „Lucia die Lammermoor“ aus dem Jahre 1955 mit Herbert von Karajan am Pult der Städtischen Oper Berlin, die nach dem Krieg zunächst  im Theater des Westens spielte. Dieser Livemitschnitt, der dem Berliner Publi-kum die dramatische Kraft des lange geschmähten Donizetti-Belcanto, aber auch die stupende Gesangskunst und Ausdrucksgewalt der Callas nahebrachte wie nie zuvor, ist eine von 20 Operngesamtaufnahmen, die jetzt in einer einzigartigen Deluxe-Edition des Labels Warner auf 42 CDs erschienen, und zwar in neustem  Remastering.   


Es ist erstaunlich, wie natürlich der Live-Mitschnitt der „Lucia“-Aufnahme von 1955 nach dem Remastering klingt.  Stimmliche Schärfen sind ausgemerzt, das Klangspektrum der Aufnahme wirkt breiter und natürlicher, die Stimme der Callas wirkt präsenter, viele Störgeräusche und aufnahmetechnischen  Unzulänglichkeiten wirken wie eliminiert, ein Wunder  der Tonrestau-rierung.  Und dieses Fazit kann man eigentlich nach Anhören aller 20 Opernlivemitschnitte dieser Edition ziehen, darunter 12 Opern, die die Callas nie im Studio aufnahm. Dazu gehören beispielsweise Spontinis „Vestalin“, Glucks „Alceste“, Rossinis „Armida“ oder Wagners „Parsifal“, den sie unter dem Dirigenten Vittorio Gui 1950 in einem Konzert des RAI Rom sang.

Die tonrestaurierten Opernlivemitschnitte der Callas aus dem Zeitraum von 1949-1964, als die Sängerin sich auf ihrem stimmlichen Zenit befand, sind Dokumente von Sternstunden der atemberaubenden Kunst einer singulären Singschauspielerin.


Diese einzigartige Sängerin hatte zwei Seiten. Die eine war die poetische, die des romantisch-italienischen Belcanto etwa Vincenzo Bellinis. Bei Ihrer Produktion der Oper „La Sonnambula“ an der Mailänder Scala 1955 kam Maria Callas mit zwei überragenden Künstlern zusammen, dem Dirigenten Leonard Bernstein und dem Regisseur Lucchino Visconti. Ein Meilenstein der Opernaufführungsgeschichte. Er wird, wie alle übrigen Livemitschnitte, in einem beigefügten umfangreichen Booklet in Text und (zum Teil erstveröffentlichtem) Photomaterial dokumentiert.



Die andere Seite der Maria Callas, die von sich selbst einmal sagte „Ich habe gesungen wie eine Wildkatze“ hört man in Aufnahmen wie „Nabucco“, „Tosca“ oder „Medea“. Ein Paradebeispiel an physischer Kraft, technischer Raffinesse und interpretatorischer Tiefe ist aber auch ihre Ge-staltung der Titelpartie aus Verdis „Aida“ in Mexico City im Jahre 1951 unter Oliviero de Fabri-tiis. Die Callas singt diese Verdipartie mit einem Furor, wie später nie wieder. Für alle Callas-Verehrer ist es in dieser, wie auch in allen anderen Aufnahmen der nicht genug zu rühmenden Edition ein Glück, der Kunst der Callas nun so hautnah, so ungetrübt von allen bisherigen klangtechnischen Unzulänglichkeiten lauschen  zu können.   



Beitrag auch in MDR Kultur 12.09.2017