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Fotos: DDS / privat
Das "Covo del Pirata" In Milazzo
Milazzo, gegründet schon 700 Jahre vor Christus, liegt im äußersten Nordosten Siziliens, nicht weit von Messina (Provinzhauptstadt) entfernt, nur auf der anderen Seite der Insel, am tyrrhenischen Meer. Eine lange, ins Meer hineinragende Halbinsel, eigentlich eine Landzunge, endet in einem Kapp, das auch Bad der Venus genannt wird. Die nachts von jungen Liebespaaren samt ihre Autos heimlich belebten und bewegten Olivenhaine erweisen dem Namen alle Ehre.
Die Stadt ist sehr alt. Es gibt archäologische Funde von der Bronze- und Eisenzeit über die griechische und römische Zeit und der Zeit, als die Byzantiner regierten, die Normannen, die Araber, die Spanier bis hin zum Risorgimento, ein Schmelzpunkt der Geschichte, Völker und Nationen. Die Funde datieren die Gründung der Stadt auf 716 v. Chr. durch die Griechen, zum Zeitpunkt der ersten Kolonisierung der Insel.
Die Sonnenhalbinsel (wie sie genannt wurde) war ein privilegierter Zugangspunkt zu den sieben Schwestern, jenen Äolischen Inseln, auf denen Mythen und Legenden blühten. In der Römerzeit war die Stadt berühmt für den historischen und außergewöhnlichen Sieg, den der Konsul Caio Duilio über die Karthager gemeldet hatte; sie wurde während der byzantinischen Herrschaft zu einem bischöflichen Sitz und zu einem wichtigen kommerziellen Zentrum auch der Araber. Viele Persönlichkeiten bestimmten die Geschichte Milazzos: Roger der Normanne, Friedrich II. von Schwaben, Karl von Anjou und Alfonso von Aragon.
Capo Milazzo ist außerdem eines der faszinierendsten Meeres- Gebiete entlang der Küste zwischen Palermo und Messina, das die ganze Bandbreite der Meeresbewohner aufbietet. Es gibt einzigartige Unterwasserhöhlen, von der Stränden gar nicht zureden. Über der kleinen, malerischen Stadt (Unterstadt) von 30.000 Einwohnern liegt die Oberstadt, mit einem Kastell Fridrichs II.
Entlang der Westküste unter dem Kastell verläuft die Via Grotta Polifemo, die aus der Mythologie bekannte Grotte des Polyphem soll sich hier an der Westküste des Capo Milazzo befunden haben.
Im Bereich des Kastells, der sogenannten "ummauerten Stadt" (Città murata), hatten schon in der Antike Wehrbauten bestanden. Auch wenn das Castello als Torre Saracena bezeichnet wird, stammt es wahrscheinlich aus der Zeit der Normannen; unter Friedrich II von Hohenstaufen erhielt die Festung ihr heutiges Aussehen. Der Cinta Aragonese, obere Mauerring, stammt aus der Zeit der Aragoneser, der untere Cinta Spagnola mit den Bastionen aus der Burbonenzeit.
Es gibt auch einen Dom aus dem 16. Jahrhundert und einige andere sehenswerte Gebäude. Vor allem aber ist Milazzo eine Hafenstadt. Von hier aus fahren die Schiffe zu den Liparischen Inseln, deren berühmteste Lipari, Salina, Stromboli und Vulcano sin. Ihr landschaftlicher Reiz ist bezaubernd, gar nicht zu reden von Flora und Fauna der vulkanischen Inselgruppe.
Vom Hafen führt der Lungomare Garibaldi an der Ostküste des Capo Milazzo entlang, die bunten Fischerboote und Fischer bei der Arbeit gehören zum Bild eines typischen sizilianischen Hafenstädtchens. Das Markttreiben hat schon fast orientalische Qualität. Der Markt ist soziales und geschäftiges Zentrum. Hier findet man garantiert jeden, den man verlorenen hat oder sucht. Ich weiß es aus eigener Erfahrung
Mitten im Zentrum, an der Via del Quartiere, am Lungomare Giuseppe Garibaldi, nicht weit vom Heiligtum des Francesco da Paola, liegt das Ristorante samt Pizzeria „Covo del Pirata“, ein schlichtes Lokal, vor Palmen am Meer, allerdings mit exquisiter Küche. Hier habe ich zum ersten Mal rohen Fisch gegessen, ein Carpaccio vom pesce spada (Schwertfisch), ganz leicht mit Zitrone, Olivenöl, Salz und Pfeffer gewürzt. Es war ein unvergessliches Initialerlebnis, das mein kulinarisches Bewusstsein nachhaltig erweiterte und bereicherte.
Das „Covo del Pirata“ ist ein Lokal, das berühmt ist für Fisch und Meerestiere in bester Qualität serviert. Um bei den Antipasti zu beginnen, gibt es beispielsweise einen Flan di pesce spada (Schwertfisch) e melanzane (Aubergine) su emulsione di zucca (Kürbis) gialla, ein Carpaccio di tonno bianco (weißer Tunfisch) agli agrumi oder Cruditè (rohes Gericht) di gamberetti di Nassa allo zenzero. Bei den Hauptgerichten gibt es: Tagliatelle nere (tintenschwarz) raguttino di scampi e mollica atturrata (Semmelbrösel), Spaghetti ai ricci (Seeigel) oder Spugnole (Morcheln) di timilia con pesto di zucchine e vongole (Venusmuscheln). Spezialitäten sind: Filetto di pesce al basilico su giardinetto di verdure oder Involtini (Röllchen) di pesce spada alla messinese. Natürlich gibt es auch Pizzen, die meisten unter zehn Euro, die Hauptspeisen kosten etwa 16 Euro, Weine sind ebenfalls äußerst preiswert. An Nachspeisen empfehlen sich Mandorlata di ricotta con gocce di cioccolata oder Parfait di mandorle (Mandeln) zu 5´50 Euro.
Alles in allem eines der erfreulichsten Lokale auf meinen Sizilienreisen, sowohl was die Authentizität, Qualität und Frische der Speisen, als auch das Preis-Leistungs-Verhältnis angeht.