Ostern


Osterbräuche - Ostermusiken

 

 

Ostern (das Wort spielt an auf eine germanische Licht- und Frühlingsgöttin) beginnt eigentlich am Aschermittwoch, denn dieser Tag ist der Auftakt der vorösterlichen Fastenzeit, einer vierzigtägige Vorbereitung auf das längste christliche Fest, dessen erster trauriger Höhepunkt Christi Sterben ist. Deshalb müssen die reuigen Sünder ihr Haupt mit Asche bestreuen und sich mit einer vierzigtägigen Fastenzeit darauf vorbereiten. Der Verzehr von Fleisch warmblütiger Tiere, von Eiern und Milch-Produkten war in der Fastenzeit des Mittelalters strengstens verboten. Aber es wurden kulinarische Schlupflöcher gefunden, etwa der Verzehr von Wasservögeln, ja sogar Bibern und allem, was als fischähnlich erklärt werden konnte.


Die eigentliche Karwoche, das was wir heute als “Ostern“ im engeren Sinne verstehen, beginnt am Palmsonntag, der an den Einzug Jesu in Jerusalem erinnert und mit Palmzweigen, Palmkätzchen oder Buchsbaum zelebriert wird. Die Karwoche endet mit den drei Leidenstagen Christi: Gründonnerstag, Karfreitag und Karsamstag. Das Wort „Kar“ geht zurück auf das Althochdeutsche Wort für Wehklage, Trauer und Kummer. Der Choral „O Haupt voll Blut und Wunden“ der Matthäuspassion J.S. Bachs, der populärsten Vertonung der Ostergeschichte, ist klingende Ikone des Kummers schlechthin geworden.


An Gründonnerstag als Erinnerung an die Ölbergstunden Christi mit Fußwaschung wurde im Süden Deutschland früher mit Stöcken, Prügeln, Ratschen und Töpfen ein Höllenlärm veranstaltet, der den Aufruhr der Natur beim nahenden Tod Christi meinte. Auch wurden an vielen Orten, nicht nur in Oberammergau, in der Karwoche Passionsspiele um Leiden und Sterben Christi aufgeführt. An Karfreitag wird dann seit je um 15 Uhr Jesu Todesstunde mit Nachmittagsgottesdiensten und Glockenläuten gedacht. Kein Tier darf an diesem Tag, der auch als symbolisches Naturerwachen betrachtet wurde, getötet werden. Richard Wagner hat das im „Karfreitagszauber“ seines Bühnenweihfestspiels „Parsifal“ reflektiert. Die Oper wird bis heute vielerorts am Karfreitag aufgeführt, obwohl die Entstehung des „Karfreitagszaubers“ an Karfreitag reine Legende ist, wie Wagner selbst bekannte. Noch bis zur Uraufführung des "Parsifal" 1883 stand in Wien und Berlin an Karfreitag traditionell Etienne Nicolas Mehuls Orient-Oper „Die Legende Josephs in Ägypten“ auf dem Programm.


Wagner und das Aufführungsverdikt der Nazis haben diese Tradition beendet. Auch Karfreitagsprozessionen haben eine lange Tradition, am eindrucksvollsten zelebriert man sie bis heute in Italien: Übergroße Heiligenstatuen und Kreuzwegskulpturen sowie der Leichnam Christi im Glassarg werden von starken Männern im Gleichmarsch durch die Stadt getragen. Die Banda municipale, die städtische Blaskapelle, spielt dazu Prozessionsmusiken, die allerdings eher nach Oper als nach Kirche klingen. An Karsamstag, dem Gedächtnistag der Grabesruhe Christi, werden seit dem vierten Jahrhundert Osterkerzen entzündet, auch Osterfeuer. Das Licht symbolisiert Christi Gegenwart.


Mehr noch als in der römischen, sind in der russisch-orthodoxen Kirche Kerzen Bestandteil der Osterliturgie. Nikolai Rimski-Korsakow hat ihm in seiner Ouvertüre „Russische Ostern“ ein tönendes Denkmal gesetzt. Am Ostersonntag finden nach biblischer Überlieferung Maria Magdalena und Maria Kleophas das Jesusgrab offen und leer vor. Ein Engel verkündet, dass Christus auferstanden ist. Georg Friedrich Händel lässt diese Szene in seinem Auferstehungs-Oratorium mit der Bitte enden, nachdem Jesus von seinem Vater erlöst wurde, möge auch der Mensch von Jesus erlöst werden. Es ist die Heilsgewissheit der Christen schlechthin.


Am Ostermontag wird sie im liturgischen Ritus gefeiert als endgültiger Sieg des Gottessohnes über Tod und ewige Verdammnis. Die Menschen dürfen sich nun auch wieder am Fleischlichen freuen, traditionell an Lamm oder Hase. Beim Osterspaziergang sucht man am Nachmittag die vermeintlichen „Ostereier“ des „Osterhasen“. Das Ei ist nun mal seit Urzeiten wie der Hase Symbol von Fruchtbarkeit, Liebeszauber und Erwachen der Natur. Deshalb markiert Ostern auch den endgültigen Einzug des Frühlings.