Karneval

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Karneval, Fasching, Fasenacht


Mit „Weiberfastnacht“ beginnt sie, die „fünfte Jahreszeit“, jedenfalls im Süden und Westen Deutschlands, der Karneval. In Süddeutschland heißt er Fasching. Der Faschingsmontag oder „Rosenmontag“ ist der Höhepunkt der närrischen Tage, die nach katho­lischer Tradition am  „Ascher­mitt­woch“ mit „Buß und Reu“ – und  einem vom Priester auf der Stirn des Gläubigen aufgetragenen

Aschekreuz - beendet werden.




An Weiberfastnacht gibt es einen besonderen Brauch in Bonn-Beuel: Vor mehr als 180 Jahren entstand in Beuel der Brauch der Wäscherinnen, am Donnerstag vor Karneval nicht die Wäsche, sondern die Männer „in die Mangel zu nehmen“.Die Beueler Wäscherinnen und Bleicherinnen wehrten sich damit gegen die unzumutbaren körperlichen und seelischen Belastungen. Sie trafen sich zum Kaffeeklatsch mit klaren Regeln: Die Frauen mussten über eheliche Treue und Alkoholexzesse ihrer Männer berichten. Männer waren in dieser Runde nicht erlaubt. Der Brauch der Wäscherinnen besteht ungebrochen bis heute. Seit 1958 benennen die Beueler Weiber alljährlich eine Repräsentantin aus ihren eigenen Reihen, die sogenannte „Wäscherprinzessin“. Diese zieht am Karnevalsdonnerstag zum Sturm auf das rechtsrheinische Beueler Rathaus, das vom Bonner Oberbürgermeister verteidigt wird.


Karneval, die „fünfte Jahreszeit“, ist eine Zeit der Ausgelassenheit, der ungehemmten Lebensfreude und Sinnenlust. Auch wenn es regional sehr unter­schiedliche Ausprägungen gibt, den baye­rischen Fasching, den Rheinischen Sitzungs­karneval und die schwäbisch-alemannische Fasenacht: Das Wort Karneval oder Fastnacht geht zurück auf das italienische  „carnevale“ und das meint die „Fleischwegnahme“, was soviel wie fasten meint. Das mittelalterliche Wort Fasching leitet sich her vom Vaschang , dem „Fastenschank“, also dem letzten Ausschank (alkoholischer Getränke) vor der Fastenzeit.


Die „Fünfte Jahreszeit“ beginnt in Deutschland traditionell am 11. November um 11.11 Uhr und endet mit dem Ascher­mitt­woch. Dazwischen wird sie in der Weih­nachts­zeit vom 1. Advent bis zum 6. Januar unterbrochen. Lange hat man sich gestritten, ob der Karneval in heidnischen Fruchtbarkeitsriten, in Dä­monen-Austreibungs-Bräuchen, oder gar in antiken erotischen Festen seinen Ursprung hat.


Vorläufer des Karnevals wurden bereits vor rund 5.000 Jahren in Meso­potamien gefeiert. Schon damals gab es die Idee des Gleich­heits­prin­zips während der Feier­lich­keiten. Arbeiter und Herrscher standen für kurze Zeit auf einer Stufe – dieses Prin­zip ist bis heute Teil des Karne­vals. Im Mittel­alter, etwa vom 12. bis zum 16. Jahr­hundert, feierte man um den 6. Januar Narren­feste, in deren Rahmen auch kirch­liche Rituale parodiert wurden.


Die älteste bekannte literarische Erwähnung der „fasnaht“ findet sich in Wolf­ram von Eschen­bachs „Parzival“. Auch der Begriff „Vaschanc“ taucht im 13. Jahr­hundert in Süd­deutsch­land und im bayrisch-österreich­ischen Raum auf. Seit dem 17. Jahrhundert ist „Karne­val“ bezeugt, doch dessen Wort­geschichte bleibt unklar. Die heute geläu­figste Erklärung nimmt Bezug auf die Fasten­zeit als fleisch­lose Zeit und sieht die Ursprünge des Begriffs Karne­val im latei­nischen „carne vale“ („Fleisch – lebe wohl“).


In der Fastenzeit sollte man auf Alkohol und Süßes verzichten! (Davon ist heute nichts geblieben)

An Karneval nehmen die Menschen Ab­schied vom Fleisch, weil früher in den 40 Tagen der Fasten­zeit auf Fleisch ver­zichtet wurde.  Heute ein frommer Wunsch.


Die ersten gesicherten Belege für Fast­nacht im deutschen Sprach­raum stammen aus dem 13. Jahr­hundert. Damals ließ man es sich vor Beginn der Fastenzeit noch einmal so richtig gut gehen und aß große Mengen Fleisch, Käse, Butter, Schmalz und Eier. Wobei das Schlem­men auch dem Zweck diente, die für den Winter gehorteten Nahrungsmittel aufzubrauchen. Ab dem 13. Jahrhundert genoß man zu­nehmend öffentlich und das große Fress­en wurde immer häufiger von Spielleuten begleitet. 


„Fastelovend“ ist zum 1. Mal im soge­nannten Eid­buch der Stadt Köln aus dem Jahr 1341 doku­mentiert. 1422 wird erstmals der Kölner Bauer in einem Gedicht erwähnt. Als Ver­körperung der Stadt­gründerin Agrippina ist die Kölner Jung­frau erstmals 1570 an der Seite des Bauern dokumentiert. Seit 1823 steht der soge­nannte "Held Carneval" an der Spitze des Kölner Karne­vals. Ab 1871 wurde aus dem Hel­den der Prinz Karneval. Damit war das Kölner Drei­ge­stirn komplett. Als Einheit tritt das Trio ab 1883 auf. Offiziell "Drei­gestirn" hieß es zum ersten Mal 1937.


Das Kölner Dreigestirn wird traditionell von Männern dargestellt, auch die Rolle der Jungfrau. Ausnahmen waren die Jahre 1938 und 1939, als auf Grund eines Erlasses durch die NSDAP sämtliche Frauenrollen im Karneval durch Frauen darzustellen oder abzuschaffen waren.

Im Versuch, die öffent­liche Ordnung zu wahren, wurden im Laufe der Jahr­hunderte die Karnevals-Feier­lichkeiten in Köln mehr­mals verboten. Auch die Refor­mation stand der vor­österlichen Fasten­zeit kritisch gegen­über. Dadurch gerieten viele Bräuche in protes­tan­tischen Regionen zum Teil in Vergessen­heit. 





Musik und Tanz, auch Schaubräuche lockerten die mittelalterlichen Fastnachts-Gelage auf: Turniere, Rennen, Stechen waren beliebt. Auch allegorische Vorführungen wurden Mode. Bis zum Ende des 14. Jahrhunderts war die Fastnacht ein unbe­schwertes, fröhliches Fest, bei dem man sich nach Herzenslust amüsierte. Im 15. Jahrhundert wurde alles anders: Die Theologen brandmarkten die Fastnacht unter Be­zug­nahme auf die Zwei-Reiche-Lehre des Kirchenvaters Augustinus als gottlos und ver­wer­flich. Neben dem Reich Gottes galt Fastnacht als dem Reich des heidnischen Bacchus zugehörig. Der Teufel trat auf den Plan, Hexen, Dämonen, Wilde Leute rannten durch die Straßen. Auch wurden plötzlich Gescheh­nisse der Gegenwart und des Alltags parodiert, Fastnachtsspiele kamen auf.


Mit dem Karneval identisch war in Italien und in den großen deutschen Städten wie München und Mannheim im acht­zehnten Jahrhundert die Opernsaison. Die Karnevalsspielzeit war die prunkvollste. Es gab in der Karnevals-Stagione – wie man in Italien sagt - jeden Tag Opera seria, auch Opera buffa, also ernste und komische Oper und Ballette, dazwischen Mas­kenbälle. Und natürlich wurde für den Karneval alljährlich eine neue Oper in Auftrag gegeben. Für den Münchner Hof schrieb beispielsweise Mozart die große Karne­valsoper des Jahres 1781: „Idomeneo“.


Mit der Reformation und der Aufklärung kam es zu einem tiefen Einschnitt im Fastnachts­brauchtum. Erst seit der Romantik des 19. Jahrhunderts kam wieder eine Begeisterung für alte Bräuche und Feste auf. Auch wenn der Karneval heute oft nur noch ein Geschäft ist, werden doch vielerorts in Deutschlands noch die alten, traditionellen Rituale und Bräuche der Fast­nachtszeit gepflegt. Vom Scheibenschlagen und Ver­brennen von Strohpuppen auf dem Schei­ter­haufen und dem Herab­rollen eines brennenden Rades vom Berg ins Tal bis hin zum Aber­glauben, dass man am Fast­nachtsdienstag nicht heiraten solle, weil an diesem Tag die Teufel los sind.


Vor allem im Schwäbisch-Alemannischen gehen Hexen, Dämonen und Kobolde auf die Strasse. Was in Süddeutschland der mit Peitschenknallen und Schellenklingeln aufwartende Rott­weiler „Narrensprung“ ist oder das „Narren­gericht“ im badischen Stockach, sind im Rheinland der Mainzer Fa­sching und der Kölner Karneval mit seinen Umzügen, Sitzungen und Kostüm­bällen. Bis heute ist Fasching oder Karneval für Viele ein will­kommenes see­lisches Ventil: Zumindest einmal im Jahr will jeder aus dem Alltag ausbrechen, sich un­gehemmt ausleben und sich verkleiden, um ein Anderer zu sein.


Ein Blick in die Geschichte: Nach dem Einmarsch franzö­sischer Truppen unter­sagten die Besatzer den Kölnern 1795 das Feiern. 1804 waren Karne­val und Masken­bälle zwar wieder er­laubt, der Straßen­karne­val war aber nahezu ausge­storben. Nach dem Ab­zug der Fran­zosen gehörte Köln zu Preußen. In dieser Zeit wurde der Kölner Karne­val wieder neu belebt, unter anderem durch die Grün­dung des „Fest­ordnenden Comitees“ (heute: Fest­komitee des Kölner Karnevals) im Jahr 1823.


Nach den napoleonischen Kriegen gründete sich in Köln 1823 das „festordnende Comitee“. Dessen jährliche Hauptversammlung fand am Montag nach dem 4. Fastensonntag – dem Laetare-Sonntag, statt. Dieser heißt seit dem 11. Jahrhundert auch Rosensonntag. Hintergrund des Namens: An diesem Tag verleiht der Papst verdienten Persönlichkeiten, Städten oder Staaten eine goldene Rose. Seit Papst Paul VI. (1963-1978) verleiht der Papst diese Rose nur noch an Wallfahrtsorte.



Kirche und Karneval sind untrennbar miteinander verbunden. Das zeigt sich auch daran, dass in der närrischen Zeit Gottesdienste in der kölschen Sprache gefeiert werden.Traditionen und Brauchtum weiterzugeben, auch das haben sich Karnevalsvereine auf die Fahne geschrieben. Dazu gehört auch, den Heimatdialekt zu pflegen und den Glauben auf Kölsch zu feiern. So feiert zum Beispiel der Felddekan Monsignore Teller als „Weihrauchspitter“ die Feldmessen für Opladener Narren.


Besonders der Kölner Dom wird zur Karnevalshochburg, wenn dort um 10 Uhr ein Pontifikalamt gefeiert und im Anschluss ein besonderer Registerzug der Schwalbennest-Orgel gezogen wird. Sobald „Loss Jon“ der Orgel gezogen ist, wird automatisch „Mer losse dr Dom in Kölle“ gespielt und unter der Orgel kommt ein Jeck hinter einer Klappe zum Vorschein.Als 1998 die Orgel gebaut wurde, erdachten sich die Orgelbauer diese kölsche Besonderheit. Die Figur ähnelt dem damaligen Dompropst Bernard Henrichs. Nur zweimal im Jahr wird das Register gezogen: Beim Karnevalisten-Gottesdienst im Januar und am Karnevalssonntag. Rosenmontag ist ein Feiertag für die Jecken



Am Rosenmontag zieht der Rosenmontagszug durch die Straßen vieler Städte im Rheinland und anderer Karnevalshochburgen. Er bildet traditionell den Höhepunkt des jecken Treibens im Straßenkarneval.


Nach den napoleonischen Kriegen gründete sich in Köln 1823 das „festordnende Comitee“. Dessen jährliche Hauptversammlung fand am Montag nach dem 4. Fastensonntag – dem Laetare-Sonntag, statt. Dieser heißt seit dem 11. Jahrhundert auch Rosensonntag. Hintergrund des Namens: An diesem Tag verleiht der Papst verdienten Persönlichkeiten, Städten oder Staaten eine goldene Rose. Seit Papst Paul VI. (1963-1978) verleiht der Papst diese Rose nur noch an Wallfahrtsorte.


Veilchen- oder Fastnachtsdienstag heißt der Tag zwischen Rosenmontag und Aschermittwoch. Der größte Karnevalsumzug an Veilchendienstag findet in Mönchengladbach statt. In Köln ziehen kleinere Umzüge durch die Straßen der Veedel.


Abends und mitternachts kommen die Kölner für die sogenannte Nubbelverbrennung zusammen. Der sogenannte Nubbel ist eine lebensgroße Strohpuppe und Sündenbock im rheinischen Karneval. Er wird an Weiberfastnacht aufgehängt und hängt während der Tage über den Kneipen.

In einer symbolischen Gerichtsverhandlung am Karnevalsdienstag wird er zum Tode verurteilt, weil der Nubbel daran schuld sei, dass beispielsweise die Feiernden ihr ganzes Geld „versoffen“ haben. Mit dem Nubbel werden gleichzeitig auch alle Sünden und Verfehlungen verbrannt. Um 24 Uhr wird er in einem Leichenzug durch die Stadt getragen und verbrannt. Damit endet symbolisch der Karneval.