Al cucciolo Napoli

 Alle Fotos: Dieter David Scholz

Fotos: DDS

Ristorante Pizzeria Al Cucciolo 


Seit 1963 existiert es, das Ristorante (mittlerweile auch Pizzeria) Cucciolo Bohemien im Vico Berio, mitten in den belebten alten Quartieri spagnoli, den ehemals spanischen Soldaten- und Hurenquartieren, in einer Seitenstrasse der Via Toledo (der Haupteinkaufsstrasse) und in unmittelbarer Nähe des Opernhauses San Carlo, der Galleria Umberto und des Gran Caffè Gambrinus an der Piazza Plebiscito, also an zentralem Ort. Und doch befindet sich das Lokal in einer der schmutzigsten, verkommensten, unattraktivsten, zudem noch steil ansteigenden und schlecht gepflasterten Strrassen des historischbn Neapel. Was vielleicht ein Glücksfall ist, des Glücks im Verborgenen.

Die Söhne des Padrone: Simone und Carmine-Dino-Franceso Esposito-Alaia, der Eine macht den Service, der Andere kocht. Rehts in der Miite der Padrone


Ich kenne das Cucciolo seit den 1990er Jahren. Damals war es "nur" eine Restauration, allerding schon damals eine besondere, eine Künstlerkneipe der Mitwirkenden im nahen Opernhaus ( Ich speiste dort mit dem Esnsemble eines "Parsifal", den ich nie vergessen werde), die ihre Spuren mit unzähligen Fotos an den Wänden hinterlassen haben. Auch die Fußball- und Lokalpatrioten haben allerhand Zeichnungen und Fotos beigeseuert, nebst Neapelstichen und -Abbildungen, die die Wände des ungewöhnlichen Wirtshauses zieren, an denen aber auch ausgestopfte Wildschweine, Töpfe, altes Küchengerät prangen, nebst allerhand Krimkskrams, um nicht zu sagen Schnurzpurz.


Bei meinen letzten Besuchen vor der Corona-Pandemie war des Lokal oft sehr schlecht besucht, dümpelte vor sich hin, ich befürchtete schon, es werde schliessen. Als ich es jetzt besuchte (wie früher alljährlich zu meinem Geburtstag Ende Februar), war es brechend voll.  Das Hündchen (Cucciolo) hat es geschafft, sich neu zu erfinden, einen Imagewandel zu vollziehen und ein neues Publikum zu gewinnen. Das Geheimnis dieses Wandels ist ein Pizzaofen. Nun ist wahrlich kein Mangel an Pizzerien in Neapel, wo die Pizza ja erfunden wurde und bis heute zur kulinarischen Tradition gehört.

 

Aber die Pizzen, wie die Paste im Ciucciolo sind so perfekt wie preiswert, man ist fassungslos. Nie habe ich eine so köstliche Pizza Margherita (4,50 Euro) und so wunderbare Spaghetti mit frischen (Vesuv-) Tomaten (5,00 Euro) gegessen, das Einfachste vom Einfachen, aber als Hochgenuß! Zu schweigen von den hausgemachten Kartoffelkroketten mit Käse und gerösteten Schinkenwürfelchen wie von den süßscharf angemachten Möhren, den gegrillen und marinierten Kürbisscheiben und dem Cime di Rapa (Stängelkohl, ein bäuerliches Gemüse, viel schmackhafter  als Spinat, bei uns jedoch so gut wie  ausgestorben). Es sind die schlicheten Dinge die im Cucciolo Herz und Gaumen erfreuen.

 

Natürlich gibt es auch all die anderen für Neapels Küche typischen Antipasti, Primi, Pesce (Fisch), Carne (Fleisch) und Dolci. Von  den Getränken  nicht zu reden. Die Weine sind gewöhnungsbedürftig. Vor allem die weissen enthalten alle viel Säure. Am Besten mundete uns der rote Aglianico, die halbe Flasche für sensationelle 8 Euro. Das zahlt man hier oft für ein Glas. Keine Grand Cru, zugegeben, aber ein guter Schoppenwein.

 

Kurzum, das Cucciolo, das ich schon so lange kenne, ist nach wie vor - und mehr denn je -  einen Besuch  wert. Mein Stammlokal in der Stadt am Vesuv. Ich  muss gestehen, gelegentlich gehe ich ins "O Munaciello"an der Piazza del Gesú Nuovo, dort gibt es frittierte Bällchen aus Reis, Kartoffeln und Hefeteig sowie frittiertes Gemüse, das verführt zum Fremdgehen. Natürlich, das Gran Caffe Gambrinus und das volkstümlichere Caffè del Professore, auch: Il Vero Bar del del Professore, (wo man mit Köstlichkeiten aus der Küche auf Kosten desHauses überschüttet wird, wenn man nur ein Glas Spumante oder Weinn trinkt) gehören bei jedem Neapalbesuch obligatorisch dazu.

 

Und Neapel, die Stadt der architektonischen, kulinarischen, landschaftlichen, maritimen und künstlerischen Wunder (auch der menschlichen Attraktionen), die einzige noch lebende und pulsierende Mittelmeer-Metrople der Antike, lohnt jeden  Besuch, und sei es zum Einkaufen von Herrenmode, die dort viel preiswerter, phantasievoller und vielfältiger (in klassischer wie modischer Hinsicht) ist, als hierzulande!