Arpad Schmidhammer Bayreuth

Entwurf für das Kostüm des Loge, Tusche, Aquarell, Bleistift/Papier, 1895

Foto: Nationalarchiv der Richard-Wagner-Stiftung, Bayreuth



Interessante Neuigkeiten über einen Vergessenen

Sonderausstellung über Arpad Schmidhmmer
im Grafik-Kabinett des Bayreuther "Richard-Wagner-Museums"



In Bayreuth und in Wagnerkreisen ist er heute weithin vergessen: Arpad Schmidhammer. Er wurde am 12. Februar 1857 als ehelicher Sohn des Kunstmeisters Josef Schmidhammer und der Carolina geb. Lechner in Sankt Joachimsthal (eine Stadt in der Karlsbader Region in Tschechien. ) geboren und zwei Tage später römisch-katholisch auf den Namen Arpath Emil Schmidhammer getauft. Sein Großvater war der Schullehrer Jakob Schmidhammer in Hardenberg. Sein Künstlername als Buchillustrator und Karikaturist lautete später Arpad Schmidhammer. Er arbeitete vor allem (als einer der ersten Illustratoren) für die Zeitschrift „Jugend“. Neben zahlreichen Beiträgen als Kinderbuchillustrator verfasste er auch eigene Kinderbücher. Viele von ihm illustrierte Bücher erschienen im Verlag Jos. Scholz in Mainz, meist in den Reihen Scholz’ Künstler-Bilderbücher, Scholz’ künstlerische Malbücher und Scholz’ künstlerische Volks-Bilderbücher. Mehrfach tätig war Schmidhammer auch für Ensslin & Laiblin, den großen Reutlinger Buch- und Spieleverlag, und Schaffstein in Köln (Schaffsteins blaue Bändchen), sporadisch hat er für eine ganze Reihe weiterer Verlage gearbeitet. Er veröffentlichte im Ersten Weltkrieg propagandistische „Kriegsbilderbücher“, profilierte sich aber auch als scharfer politischer, besonders antiklerikaler Karikaturist seiner Zeit. Einmal in seinem Leben hat er auch für die Bayreuther „Richard-Wagner-Festspiele“ gearbeitet.


Über diesen weitgehend vergessenen Arpad Schmidhammer informiert jetzt eine kleine, aber feine Ausstellung des Bayreuther Richard Wager-Museums. Zu sehen ist sie vom 18. März bis zum 5. Oktober 2025.


„Nicht jeder Schatz einer Sammlung schafft es in eine Ausstellung oder wird Gegenstand eines Forschungsvorhabens. Der größte Teil schlummert meist jahrzehntelang, zwar geschützt, aber sonst weitgehend unbeachtet, in Depots und Archiven. Seit 2023 präsentiert das Richard-Wagner-Museum im Rahmen halbjährlich wechselnder Kabinettausstellungen solche Kleinodien und ihre Geschichten“, so das Richard-Wagner-Museum.


Ihre neuste Kabinettausstellung ist Arpad Schmidhammer gewidmet, den Cosima Wagner für ihre Neuinszenierung des „Rings“ 1896 engagierte, neben dem bekannten Maler Hans Thoma, später einer der „Lieblingsmaler des deutschen Volkes“. Seine Kostümentwürfe wurden stilprägend für das völkisch stilisierte Wagnerbild der nächsten Jahrzehnte


Cosima äußerte in einem euphorischen Brief vom 31.7.1896 an die Geheimräte von Mucker und von Seckendorff) ihre Begeisterung über Karl Bücker (den Bühnenbildner), Hans Thoma, der ein Garant für „deutsche Art und Kunst“ sei, aber auch über Arpad Schmidhammer und seine Entwürfe, die „in charakteristischer Ausführung, in welcher jedes Detail als echt sich erweist.“ In Vergessenheit geraten sind offenbar alle negativen Äußerungen aus ihrem Munde über den ersten „Ring“ der Bayreuther Festspiele und seines künstlerischen Desasters in Bezug auf Ausstattung und Kostümierung. Immerhin sprach Cosima 1876 noch von „Indianerkostümen“ und der „Kleinen-Stadttheater- Geschmacklosigkeit“. Richard wollte nach dem unsichtbaren Orchester gar das „unsichtbare Theater“ erfinden.“ (Bayreuth erschein ihm schließlich als „ein großer Irrtum“)


Nichts mehr davon 1896, Cosima Wagner äußerte übrigens in einem euphorischen Brief vom 31.7. des Jahres an die Geheimräte von Muncker und von Seckendorff) ihre Begeisterung über Karl Bücker (den Bühnenbildner), Hans Thoma, der ein Garant für „deutsche Art und Kunst“ sei, aber auch über Arpad Schmidhammer, und seine Entwürfe, die „in charakteristischer Ausführung, in welcher jedes Detail als echt sich erweist.“


Die Kabinettausstellung in „Wahnfried“ beleuchtet zum ersten Mal durchaus kritisch, aber präzise das Werk Schmidhammers, der nur ein einziges Mal in seinem Leben mit dem Werk Richard Wagners in Berührung kam.


Merkwürdig, dass Schmidhammer nur etwa die Hälfte der Kostüm-Entwürfe für Cosimas „Ring“ 1896 lieferte. Merkwürdig auch, um nicht zu sagen fragwürdig auch, wie diese seine Bayreuther Verpflichtung zustande kam. Man weiß es nicht, gesteht Kurator Oliver Zeidler unumwunden ein, wie man überhaupt wenig über den Künstler in Erfahrung bringen könne.


Zeidler hat eine schnörkellose Schau organisiert. Er zeigt in weißem Raum und in fünf weißen 5 Schaukästen und 15 Vitrinen mit insgesamt 40 Exponaten originale, großformatige, farbkräftige und expressive Zeichnungen der Figurinen von Wotan, Loge, Brünnhilde, Alberich und Sieglinde, aber auch Fotos, Dokumente, Briefe (auch den Auftragsbrief Cosimas, gewissermaßen den Vertrag der Zusammenarbeit mit Bayreuth) und darüber hinaus die kunsthistorisch-archäologischen Werke, derer sich Schmidhammer bediente sowie einige der jenseits von Bayreuth typischen illustrierten Buchpublikationen Schmidhammers, etwa eine ikonische Karikatur des Völkerbunds, „Die Geschichte vom General Hindenburg“ (In `General Hindenburg` wird noch die Vorstellung vom schnellen Sieg der deutschen Truppen sichtbar. Die Schlachten werden in dem Bilderbuch zu fröhlichen Jungenstreichen verniedlicht. Darin heißt es: „Held! Er rettet unser Vaterland aus Not und aus Gefahr. Uns siegreich über einer Welt voll Feinden schwebt der Aar." Auch Schmidhammers Graphik „Selbstbildnis“, das er für die Zeitschrift „Jugend“ 1905 entwarf, ist zu sehen. Eine der Pretiosen des Wahnfried-Archivs, die ebenfalls ausgestellt wird, ist „Zäpfel Kerns Abenteuer“ (Zäpfel Kern ist eine Kinderbuchfigur des deutschen Autors Otto Julius Bierbaum und das deutsche Pendant zu Carlo Collodis Pinocchio. Die Erstausgabe erschien 1905. Bierbaum erzählt die Abenteuer Pinocchios großenteils genau nach, ergänzt durch eigene Passagen. Allerdings entscheidet sich Zäpfel Kern im Gegensatz zu Pinocchio am Ende, ein Kasperle zu bleiben und kein Menschenkind zu werden. Es kommen die gleichen Figuren vor, die jedoch deutsche Namen tragen wie Meister Pflaume, Meister Zorntiegel, Frau Dschemma oder Direktor Fürchterlich. Weitere Raritäten, die in der Ausstellung gezeigt werden, sind „Eine deutsche Kasperlgeschichte“ mit 65 Zeichnungen des Künstlers und „Maledetto Katzelmacker“, „Eine wunderschöne Räubergeschichte aufgemalt und zur Guitarre gesungen von Arpad Schmidhammer.“ Eine glänzende Satire.


Alle Exponate sind sorgsam, informativ und sachlich kommentiert. Eine empfehlenswerte Ausstellung zum Betrachten und Lesen, aus der man einiges bisher Vergessene oder gar Unbekannte über die facettenreiche Geschichte der Bayreuther Festspiele und ihres Umfeldes dazulernen kann.


Rezensionen in "Das Orcheser" und "Der Opernfreund"