Nikolaus

 

 

Nikolaus

 

Alle Jahre wieder stellen große und kleine Kinder in der Nacht vom 5. zum 6. Dezember Strümpfe, Schuhe oder Teller vor die Türen, in der Hoffnung, dass der Nikolaus sie am nächsten Morgen mit Süßigkeiten oder sonstigen Begehrlichkeiten aufgefüllt hat. Einer der vielen Nikolausbräuche, die sich seit mehr als 1500 Jahren entwickelt haben. Aber wer war Nikolaus eigentlich? 


In Nordamerika, wo die Adventszeit weniger feierlich als lässig-unterhaltsam begangen wird, ist der Hl. Nikolaus längst eine populäre Größe des Showbiz. Alle Jahre kehrt er wieder als Santa Claus in den USA, als Sinterklaas in den Niederlanden, Saint Nicolas in Frankreich, Nikolo in Österreich, bei uns als Hl. Nikolaus.

 

Geboren wurde Nikolaus wohl um 270 in Patara in Kleinasien als Sohn adliger Eltern. In Myra, dem heutigen Demre, hundert Kilometer südwestlich vom türkischen Antalya wurde er sehr jung schon zum Bischof geweiht. Sein Erbe hat er, der Überlieferung nach an die Armen verschenkt. Er soll Wunder gewirkt haben. Kaiser Diokletian ließ ihn daraufhin foltern. Er starb zwischen 345 und 351, vermutlich an einem sechsten Dezember. Der Nikolauskult wurde in Rom schon im 8. Jahrhundert erwähnt, in der Ostkirche bereits im 6. Jahrhundert. 

 

Im Jahre 1087 raubten italienische Kaufleute die Gebeine des Heiligen aus dem Sarkophag in der Grabkirche von Myra und brachten sie ins süditalienische Bari, wo Papst Urban II. schon zwei Jahre später für diese Reliquie die Krypta einer Nikolauskirche – der heutigen Nikolaus-Kathedrale - einweihte. Dort tropft seither heiliges, wohltätiges Wasser aus seinem Grab. Man kann es noch immer in Flaschen abgefüllt kaufen.

  

Von Bari aus verbreitete sich die Verehrung des Hl. Nikolaus rasch in ganz Europa.

Im Laufe der Zeit wurde Nikolaus zum volkstümlichsten Heiligen der Adventszeit, die ja immerhin noch mit Barbara, Maria, Luzia und Thomas aufwarten kann. Und Nikolaus wurde zu einem der meistbeschäftigten Heiligen. Er wurde zum Fürsprecher der Armen, zum Schutzheiligen der Seefahrt, zum Beschützer der Reisenden, der Fischer, der Bäcker, Apotheker, Tuchmacher Brückenbauer, Kaufleute und selbst der Diebe und Verbrecher. 

 

Das Mittelalter gefiel sich darin, immer neue Legenden über die Wundertaten des Nikolaus zu erfinden. Eine der makabersten unter den vielen Nikolaus-Legenden besagt, dass er drei Schüler, die von ihrem Mörder zerstückelt und eingepökelt worden seien, wieder zum Leben erweckt habe. - Der Bretone Joseph-Guy Ropartz hat sie noch 1905 zum Thema eines quasi geistlichen Bühnenwerks gemacht.

 

Der heilige Nikolaus, der selbst Tote wieder zum Leben erwecken konnte, wurde zum Wohltäter schlechthin verklärt. Vor allem aber zum Fürsprecher und Freund der Kinder, woraus sich vielfältige, regional sehr unterschiedliche Bräuche herleiteten. Als Gabenbringer ist der Hl. Nikolaus spätestens seit dem 16. Jahrhundert belegt. In Begleitung des spendablen Nikolaus tritt meist eine wilde Gestalt mit auf: Knecht Ruprecht oder Krampus heißt sie, Klabauf, Hans Muff oder Bullerklass, um nur einige seiner vielen Namen zu nennen. Überbleibsel heidnischen Dämonen-Glaubens.     

 

Nikolaus bringt Gaben. Knecht Ruprecht bestraft die bösen Kinder. So will es unsere Tradition. Wobei in seiner ursprünglichen Bedeutung der Streich mit der Rute nicht Strafe, sondern Segen meinte. Die Rute galt als Leben spendendes Reis, dessen Berührung Fruchtbarkeit verhieß. - Heute ist der Nikolaustag vor allem ein Tag des Schenkens. Und was früher Dörrobst, Nüsse und Klötzenbrot waren, sind heute zumeist industriell gefertigte Schokoladen-Nikoläuse und Marzipan, jene orientalische Süßigkeit, die einst als Markusbrot aus Venedig seinen Weg in den Norden fand. Und Spekulatius, natürlich. Aber wer weiß denn noch, dass sich Spekulatius ursprünglich von dem Namen speculator herleitet, was so viel wie Aufseher oder auch Bischof bedeutete?

 

 

 

 

 

2