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Erinnerung an eine schöne Illusion: Christi Himmelfahrt
An Christi Himmelfahrt feiert die Kirche die Rückkehr des Gottessohnes zu seinem Vater im Himmel. Das Fest ist immer am 40. Tag nach Ostern. Am gleichen Tag ist „Vatertag“. Der im Volksmund auch als Männertag bekannte Feiertag hat durchaus christliche Wurzeln: Neben den drei sogenannten Bitttagen waren auch Flurumgänge vor Christi Himmelfahrt üblich. Sie erinnerten an den Gang der elf Jünger zum Ölberg, wo sie sich von Jesus verabschiedet haben. Der Ausflug der Männer am Vatertag könnte auf diesen Gang der Jünger zurückgehen.
Es gibt aber auch Hinweise darauf, dass das traditionell feuchtfröhliche Treiben am Vatertag aus dem Brauchtum rund um Himmelfahrt entstanden sein könnte. Kirchliche Chroniken, berichten davon dass schon im 17. Jahrhundert manche Himmelfahrtsprozession in einem Trinkgelage endete. Daraus entwickelten sich seit dem 19. Jahrhundert in manchen Großstädten sogenannte "Schinkentouren": Fuhrunternehmer organisierten Ausflugsfahrten mit Pferdefuhrwerken aufs Land. Frauen waren bei diesen Herrenpartien nicht zugelassen. In den 1930er Jahren propagierten holländische Zigarrenfabrikanten und Metzger am Himmelfahrtstag den Vatertag.
Wie auch immer: Christi Himmelfahrt ist für alle Christinnen und Christen – ob evangelisch, katholisch oder orthodox – ein wichtiges Fest und wird bereits seit dem Ende des 4. Jahrhunderts gefeiert. Im Kirchenjahr gehört es mit Ostern und Pfingsten zu den drei Festen der Osterzeit, die mit Pfingsten endet. Da Himmelfahrt genau 40 Tage nach Ostern gefeiert wird, fällt der Feiertag immer auf einen Donnerstag. Es sind 40 Tage, weil Jesus laut der biblischen Berichte nach seiner Auferstehung noch 40 Tage auf der Erde lebte. Zehn Tage nach Christi Himmelfahrt feiern Christinnen und Christen dann Pfingsten, das Fest zur Ausgießung des Heiligen Geistes. Die Apostelgeschichte berichtet, dass Jesu Jünger in Jerusalem warteten, bevor der Heilige Geist erschien und sie für ihren Auftrag zugerüstet hat. Der frühestmögliche Termin für Christi Himmelfahrt ist der 30. April, der späteste der 3. Juni.
Die frühe Kirche kannte Christi Himmelfahrt (lat. "Ascensio Domini" – Aufstieg des Herrn) noch nicht als eigenes Fest. Tod, Auferstehung und Himmelfahrt Jesu wurden am gleichen Tag gefeiert. Erst das Konzil von Nicäa (325) setzte die 40 Tage zwischen Auferstehung und Himmelfahrt durch und erhob den Tag zum eigenständigen Hochfest.
Drei von vier Evangelien in der Bibel schließen ihren Bericht vom Leben und Wirken Jesu mit der Auferstehung. Die Himmelfahrt Christi wird im Lukasevangelium und in der Apostelgeschichte beschrieben: Nachdem Jesus gestorben und auferstanden war, hat er sich 40 Tage lang seinen Jüngern gezeigt. Danach fuhr Jesus in den Himmel auf. In der Bibel heißt es, dass die Jünger Jesu, seine engsten Weggefährten, bei der Himmelfahrt anwesend waren: „Er führte sie aber hinaus bis nach Betanien und hob die Hände auf und segnete sie. Und es geschah, als er sie segnete, schied er von ihnen und fuhr auf gen Himmel.“ (Lukas 24,51). Bevor Jesus in den Himmel auffuhr, gab er seinen Jüngern den Auftrag, in Jerusalem zu warten, bis sie den Heiligen Geist empfangen würden. Anschließend sollten sie Menschen überall auf der Welt von der Liebe Gottes erzählen. Dann „wurde er [Jesus] vor ihren Augen emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf, weg von ihren Augen“ (Apostelgeschichte 1,9).
Die „Himmelfahrt“ sollte nach theologischem Verständnis jedoch nicht wortwörtlich verstanden werden: Jesus hat vielmehr Teil am göttlichen Leben und ist Gott auf ewig gleich geworden.
In der Bibel meint Himmel: da, wo Gott ist. Jesus geht nach seinem Tod (an Karfreitag) und seiner Auferstehung (an Ostern) zu Gott seinem Vater. Dieses Ereignis ist für Christinnen und Christen sehr bedeutsam. Deshalb kommt es auch im Glaubensbekenntnis vor. Gleichzeitig beginnt nach Jesu Himmelfahrt ein neuer Abschnitt in der Christenheit: Jesus gibt seinen Jüngern einen Auftrag. Sie sollen – gestärkt und bevollmächtigt mit dem Heiligen Geist – Gottes Liebe auf der Welt sichtbar machen.
Christi Himmelfahrt wird in diesem Jahr am 9. Mai 2024 gefeiert. Der frühest mögliche Termin für Christi Himmelfahrt ist der 30. April, der späteste Termin wäre am 3. Juni.
Da Christi Himmelfahrt genau am 40. Tag nach Ostern gefeiert wird, fällt das Hochfest zwar immer auf ein unterschiedliches Datum, aber stets auf einen Donnerstag. Daher wird nach dem Feiertag von vielen Arbeitnehmern auch der Freitag als "Brückentag" frei genommen, um ein langes freies Wochenende zu bekommen.
Christi Himmelfahrt ist in Deutschland bundesweit seit den 1930er Jahren ein gesetzlicher Feiertag. Auch in vielen europäischen Ländern ist der Tag ein gesetzlicher Feiertag, z.B. in Österreich, Frankreich, Belgien, Niederlande, Luxemburg, Dänemark und in der Schweiz.
Wo Christi Himmelfahrt kein gesetzlicher Feiertag ist, wird es kirchlich auf den darauffolgenden Sonntag verlegt. Dies ist z. B. in Italien, Polen und Tschechien der Fall.
Um die Himmelfahrt erleb- und greifbar zu machen, hatte sich folgender Brauch entwickelt: An Christi Himmelfahrt ziehen Ministranten oder der Küster die Figur des Auferstandenen durch ein Loch in der Kirchendecke und entziehen ihn so den Blicken der Gemeinde. Aus der Öffnung regnet es dann Blüten, Heiligenbildchen und mitunter beispielsweise brennendes Flachs als Sinnbild für die Feuerzungen an Pfingsten. Dieser Brauch ist selten geworden, was daran liegt, dass sich Fürsten und Bischöfe an dieser Art der Volksfrömmigkeit störten. Heute findet sich dieser Brauch nur noch vereinzelt in Süddeutschland und in Tirol.
"!Der theologische Sinn dieses Festes erschließt sich nur schwer, wenn man versucht, die Himmelfahrt als historisches Ereignis zu fassen. Auf Gemälden wurde sie zwar oft als leibliche Aufnahme Jesu in den Himmel jenseits der Wolken dargestellt. Doch schon Martin Luther hat betont, dass dieser Himmel des Glaubens kein räumlicher Ort „über uns“ ist. Der Himmel, der etwa in dem Gebet „Vater unser im Himmel“ gemeint ist, meint einen Ort jenseits aller Orte und Zeiten, in dem die Beschränkungen der geschaffenen Welt nicht gelten.
Die Ostergeschichten im neuen Testament sagen aus, dass Jesus nicht im Tode geblieben ist, sondern lebt. Die Himmelfahrt ist Sinnbild dafür, dass Jesus nicht mehr in körperlicher Gestalt unter uns Menschen auf der Erde weilt, sondern bei Gott ist. Er ist befreit von den Bedingungen der Endlichkeit wie Krankheit, Leid oder Sterblichkeit. So kommt sein Erlösungswerk zum Abschluss. Es wird besiegelt und ist nun ewig und universal gültig. Die ganze Schöpfung soll durch Jesus Christus erlöst werden. Er ist Herr und König über diese Welt. Christinnen und Christen feiern Himmelfahrt als Erinnerung daran, dass Jesus Christus den Himmel auf die Erde geholt hat. Christi Himmelfahrt bedeutet: Jesus Christus ist nicht mehr hier, aber er lebt. Wie er erhöht und verwandelt wurde, sollen auch die Menschen verwandelt werden – zu Gottes Kindern, die im Geist Christi leben. Oder anders: Seit Christi Himmelfahrt ist der Himmel dort, wo Jesus Christus ist.
Der mittelalterlische Mensch – im Bemühen, das Gelehrte ein- und ansichtig zu machen, damit es „begriffen“ werden konnte -, verdeutlichte die Himmelfahrt realistisch: In der Kirche wurde eine Christusfigur in das Gewölbe hinaufgezogen. Sobald sie den Blicken entschwunden war, regnete es aus dem Gewölbehimmel Blumen, Heiligenbildchen und zum Teil auch brennendes Werg, das die Feuerzungen des heiligen Geistes darstellte. Natürlich hat sich im Mittelalter damit auch finsterer Aberglaube verbunden: Beim Aufziehen der Christusfigur folgten ihr viele Blicke der Betrachter, denn wohin die Figur zuletzt schaute, von dort wurde das nächste Gewitter erwartet! In anderen Gegenden war es üblich, zusätzlich zur Himmelfahrt Christi das Gegenstück dazu zu veranschaulichen: Aus dem Kirchengewölbe (=Himmel) wurde eine Teufelsdarstellung gestürzt, die dann von der Gemeinde geschlagen wurde. Diese Inszenierung des Himmelsturzes (Höllensturz, wenn das Ziel des Sturzes den Namen gab) von Lucifer geschah auf dem Hintergrund von Jes 14,12ff. Dort ist zwar der König von Babel (=Assur) gemeint, der aber den Christen stets als Beispiel für Hoffart und als Verkörperung Satans galt. Symbolisch wurde die Herrschaft des Bösen beendet, damit konnte Christus den ihm zustehenden Himmelsthron einnehmen. Sebastian Franck beschreibt dieses Brauchtum in seinem „Weltbuch“ von 1534: „Bald darauf folgt das Fest der Auffahrt Christi/daran yederman voll ist/und eyn gef[l]ügel essen muß/weiß nit wrumb/da zeucht man das erstanden bild/so diese zeit auff dem Altar gestanden ist/vor allem volck zu dem gewelb hinein/und würfft den teüfel eyn scheützlich bild anstatt herab/in den schlagen di umbstenden knaben mit langen gerten biß sy in umbringen. Darrauff wirft man oblat[en] von hymmel herab/zu bedeuten das hymel brot.“ Dass an Christi Himmelfahrt üblicherweise nur Fleisch von Geflügel („fliegendes Fleisch“) gegessen wurde, damit auch zu Hause der Christi Himmelfahrt gedacht wurde, war sicher eine etwas naive Vorstellung. In einzelnen Gegenden der Alpen haben sich zwar noch Teile dieses Brauchtums bis in das 20. Jahrhundert erhalten, aber Reformation und Aufklärung haben über diese alten Bräuche gesiegt.
Auch Brauchtumsvarianten, Hochheben und Umhertragen einer Figur des Auferstandenen, haben den Untergang nicht aufhalten können. Vielleicht ist das Gebäck in Vogelform, das in manchen Gegenden zu Christi Himmelfahrt gebacken wird, noch eine Erinnerung an die alte Rolle des Geflügels an diesem Festtag. Zum aus dem Kirchengewölbe geworfenen „Himmelsbrot“, Manna, hat es jedenfalls keinen Bezug.
Für viele Menschen der Gegenwart, die den Kontakt zum christlichen Glaubens verloren haben, reduziert sich der Himmelfahrtstag auf seine Rolle als „Vatertag“. Aber auch dieser wurzelt vielleicht zum Teil in religiösem Brauchtum. Seit alters waren auch am Himmelfahrtstag Flurumgänge und -umritte üblich. Strittig ist die Begründung für dieses Tun: Die einen halten sie für einen germanischen Rechtsbrauch, wonach jeder Grundeigentümer einmal im Jahr seinen Besitz umschreiten musste, um den Besitzanspruch aufrechtzuerhalten. Andere ergänzen oder ersetzen diese Erklärung: Es handle sich um die Imitation des Gangs der elf Jünger zum Ölberg zum Zweck ihrer Aussendung (vgl. Mt 28, 16f), der sogennannten Apostelprozession, oder es sei die Erinnerung an die vom Papst Leo III. (795 – 816) am Montag, Dienstag und Mittwoch vor Christi Himmelfahrt eingerichteten Bittprozessionen. Worin auch immer Grund oder Anlass der Flurumgänge gelegen haben mögen: Schon im Mittelalter hatten sie oft den religiösen Sinn verloren und waren mancherorts zu quasireligiösen Touren verkommen bei denen der Alkohol eine erheblich größere Rolle spielte als das Weihwasser."
Aus diesen – von der Reformation geächteten und der katholischen Kirche bekämpften – Sauftouren entwickelten sich im 19. Jahrhundert „Herrenpartien“ oder „Schinkentouren“, die – nach Einführung des „Muttertages“ 1908 bzw. 1914 problemlos zum Gegenstück, dem „Vatertag“ wurden, – ein Tag, der in den USA seit 1916 bzw. begangen wird.