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Barbaratag
Sie ist eine der populärsten Heiligen. In vielen Kalendern ist der 4. Dezember als Namensfest der heiligen Barbara besonders ausgewiesen. Gärtnereien und Blumengeschäfte profitieren vom Brauchtum des Barbaratags. Allerdings ist die historische Existenz der Heiligen ziemlich unsicher. Was Legende ist und was Realität, lässt sich kaum trennen. Historisch ist nur die Verehrung Barbaras als Märtyrerin nachweisbar.
Seit der Kalenderreform im Jahr 1969 nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil ist der Tag deshalb nicht mehr im offiziellen Festkalender der katholischen Kirche aufgeführt. Wegen der großen Verehrung durch die Gläubigen im deutschsprachigen Raum wurde sie 1972 in den Regionalkalender aufgenommen. Anfang des Millenniums wurde Barbara wieder in das Martylogium Romanum aufgenommen.
Barbara war vielleicht Märtyrerin unter Kaiser Gaius Galerius Valerius Maximinus, genannt Daja. Sie ist aber eine historisch eher unwahrscheinliche Figur, dennoch eine der bekanntesten christlichen Heiligen. Ausführlich berichten die Legenden von Barbaras Schönheit und ihrem scharfen Verstand. Eines Tages habe sie ihre Eltern gefragt, ob die Götter Menschen gewesen seien und warum man diese und nicht eine unsterbliche Gottheit anbete. Sie richtete in einem Brief ihre Fragen an Origenes, der ihr als der gelehrteste Weise von Alexandria genannt war. Durch den Priester Valentinus schickte er ihr die Antwort. Barbara bezeichnete den Besucher als Arzt, damit ihr Vater den Besuch zuließ; Valentinus belehrte und taufte sie.
Nach anderen Fassungen der Legende wurde Barbara von ihrem heidnischen Vater, dem reichen Dioskuros von Nikomedia, in einen Turm geschlossen, weil er auf seine bildschöne und verführerisch junge Tochter eifersüchtig war und sie am Heiraten hindern wollte. Während der Vater auf Reisen war, ließ Barbara sich taufen: vom Heiligen Geist erleuchtet, sei sie in ein heidnisches Opferbecken gestiegen und habe die Taufe durch Johannes den Täufer, der ihr erschien, erhalten.
Noch anders wird erzählt und teilweise bildlich dargestellt, dass Barbara den Vater um den Bau eines Bades gebeten habe. Nachdem sie nicht die vom Vater angeordneten zwei Fenster, sondern drei als Zeichen der Dreieinigkeit habe anbringen lassen, ein Kreuz mit der Hand in den noch feuchten Putz gedrückt und ein kostbares Kreuz auf den Sockel eines gestürzten Götterbildes gestellt habe, empfing sie im Bad ihres luxuriös eingerichteten Turmes die Taufe. Als ihr Vater von einer Reise zurückkehrte, stellte er sie - empört über den veränderten Bau - zur Rede; sie offenbarte sich ihm nun als Christin. Der Vater wollte sie deswegen erschlagen lassen, aber auf wunderbare Weise fand sie einen Weg aus dem Turm, floh und fand Unterschlupf bei einem Hirten. Der verriet den nach Barbara suchenden Häschern ihren Aufenthaltsort in einer Höhle nahe des heutigen Aboud in Palästina und wurde dafür zur Strafe von Gott in einen Mistkäfer verwandelt - nach anderer Überlieferung wurde er zu Stein und seine Schafe zu Heuschrecken.
Der Legende nach lebte die kluge und hübsche Kaufmannstochter Barbara im 3. Jahrhundert in Nikodemia, dem heutigen Izmit in der Türkei. Ihr Vater, selbst ein fanatischer Christenhasser, wollte Barbara vom christlichen Glauben fernhalten. Er ließ einen Turm bauen, in welchen er seine Tochter einsperren wollte. Während einer Reise des Vaters ließ Barbara sich taufen und wies die Bauarbeiter an, ein drittes Fenster im Turm einzubauen, das die Dreifaltigkeit symbolisieren sollte. So ist sie der Überlieferung nach die erste Bekennerin der Dreifaltigkeit. Der Turm ist eines der Attribute, mit denen sie abgebildet und dargestellt wird.
Barbara wurde von ihrem Vater dem römischen Statthalter Marcianus ausgeliefert, doch auch ihm gelang es nicht, sie zur Aufgabe ihres Glaubens zu bewegen, obwohl er sie geißeln ließ; Barbara sprach von den Geißeln als ob es Pfauenfedern gewesen seien; nachts erschien ihr dann Christus im Gefängnis, um ihre Wunden zu heilen. Der erbitterte Statthalter ließ Barbara mit Keulen schlagen, ihr die Brüste abschneiden, sie mit Fackeln brennen - das alles konnte ihr wenig anhaben und sie nicht vom Glauben abbringen; durch dieses wunderbare Erlebnis wurde Juliana von Nikomedia bekehrt. Schließlich wurde Barbara vor Gericht gestellt und verurteilt, sich nackt auf dem Markt den Blicken der Leute preiszugeben; auf ihr Gebet hin wurde sie aber mit Wolken und Nebel bedeckt. Daraufhin sollte sie enthauptet werden; der rachsüchtige Vater selbst hat das Urteil vollstreckt, gleich darauf traf ihn ein Blitzschlag und er verbrannte.
Da die heilige Barbara der Legende nach auf ihrer Flucht von einem Felsen geschützt wurde, wählten die Bergleute sie zu ihrer Patronin. Deshalb wird sie oft mit Bergbauwerkzeugen dargestellt. Besonders in den Bergbauregionen Böhmens, Schlesiens und Sachsens wird die Heilige seit dem 14. Jahrhundert als Patronin verehrt.
Barbara gilt zudem als Patronin der Sterbenden. Die Legende berichtet davon, dass niemand, der sie anruft, ohne Empfang des Sterbesakraments sterben werde. Die heilige Barbara steht für Tapferkeit und Standhaftigkeit. Sie gehört zu den 14 Nothelfern. Sie wird besonders als Schutz vor einem plötzlichen Tod und als Beistand von Sterbenden angerufen. Sie ist außerdem Helferin bei Gewitter und Feuergefahr.
Die Märtyrerin ist auch Patronin verschiedener Berufsgruppen. Am bekanntesten ist wohl das Schutzpatronat der Bergleute. Vor allem in traditionellen Bergbaugebieten wie Sachsen, Thüringen, Schlesien, Böhmen und auch im Ruhrgebiet wird die heilige Barbara von den Bergmännern verehrt.
Des Weiteren ist die Heilige unter anderem auch Schutzpatronin der Baumeister, Turmwächter, Feuerwehrleute, Artilleristen, Glockengießer, Sprengmeister. Sie gilt auch als Schutzheilige der Mädchen, der Gefangenen und der Sterbenden. Barbara ist Patronin der Bergleute, der Sterbenden, der Artilleristen, der Baumeister, der Turmwächter, der Feuerwehrleute und der Glockengießer und Glöckner.
Es gibt ungeachtet der kirchlichen Meinung eine reiche Tradition rund um die heilige Barbara. Neben ihrer Rolle als Gabenbringerin vor Weihnachten werden bis heute am 4. Dezember Zweige von Obstbäumen geschnitten und ins Wasser gestellt. Für diese Barbarazweige werden verwendet: Weichsel, Apfel, Birne, Pflaume, Flieder, Linde und Kirsche.
Der Gedenktag von Barbara liegt am Beginn des neuen Kirchenjahres. Die Zweige wurden als Mittel zur Zukunftsschau eingesetzt: Nach regionalem Volksglauben bedeutet das Aufblühen der Barbarazweige Glück im kommenden Jahr.
Zu Beginn des 20. Jahrhunderts wurde aus dem Barbaratag vor allem im Rheinland ein Tag der Geschenke. Ähnlich wie zum Nikolaustag stellten die Kinder einen Schuh auf, der mit Süßigkeiten und Obst gefüllt wird. Bis in die 1960er-Jahre markierte der Barbaratag vor allem im Köln-Bonner Raum und am Niederrhein den Beginn der weihnachtlichen Geschenkezeit. Barbara beschenkte die Kinder und galt als Gabenbringerin.
Zahlreiche Volksbräuche zeigen ihre Beliebtheit: Zweige werden an ihrem Gedenktag als Barbarazweige von Apfel- oder Kirschbäumen abgeschnitten und ins Wasser gestellt; blühen sie am Weihnachtsfest, dann wird das als gutes Zeichen für die Zukunft gewertet. Dieses Brauchtum soll auf Barbaras Gefangenschaft zurückgehen: sie habe einen verdorrten Kirschbaumzweig mit Tropfen aus ihrem Trinknapf benetzt; in den letzten Tagen ihres Lebens, schon im Bewusstsein ihres Todesurteils, fand sie Trost darin, dass der Zweig in ihrer Zelle blühte, und Barbara sagte: Du schienst tot, aber bist aufgeblüht zu schönem Leben. So wird auch es auch mit meinem Tod sein. Ich werde zu neuem, ewigen Leben aufblühen.
Tatsächlich sind die Zweige ein alter Orakelbrauch: wenn man vor Wintereinbruch das Vieh von den Weiden in die Stallungen trieb, nahm man solche Zweige von den Bäumen mit, zu Weihnachten schloss man aus der Anzahl der Blüten auf die Fruchtbarkeit des darauffolgenden Jahres. Allgemein verheißen Blüten Glück, der trockene Zweig hingegen Unglück. Wenn Frauen den Namen ihres Angebeteten in einen Zweig ritzen, bedeutet das Erblühen, dass der Mann auch sie liebt oder dass im folgenden Jahr eine Hochzeit ansteht. Teilweise ist es Brauch, dass die jungen Mädchen jedem einzelnen Zweig den Namen eines Verehrers zuweisen; der Zweig, der zuerst blüht, soll auf den zukünftigen Bräutigam hinweisen. In Wien und Niederösterreich wird gleich ein ganzer Familien-Strauß, in dem jeder Zweig mit einem Namen gekennzeichnet ist, genau beobachtet: wessen Zweig als erster blüht, der wird der Glücklichste
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Die Barbara-Legende entstand wohl im 7. Jahrhundert im byzantinischen Raum. Das wohl nach 520 aus alten Quellen entstandene, etwa 6000 Namen umfassende Märtyrerverzeichnis des Hieronymus kannte Barbara noch nicht. Auch im in einer Handschrift des Jahres 411/412 erhaltenen Martyrologium Syriacum, dem Verzeichnis der Märtyrer des Orients fehlt sie, ebenso im Martyrologium von Beda aus dem Anfang des 8. Jahrhunderts. Das etwa gleichaltrige Martyrologium Romanum parvum oder vetus berichtet über Barbara, erst Simeon Metaphrastes bietet in seiner Legendensammlung erstmals die abgeschlossene Barbaralegende. Auch ein Pfeilerfresko von 705/706 in der Kirche Santa Maria Antiqua in Rom stellt Barbara dar. Fresko, 17. Jahrhundert, heute in der Kirche Agioi Apostoli im Ausgrabungsgelände der griechischen Agora in Athen
Barbaras Gebeine wurden der Überlieferung zufolge nach Konstantinopel - dem heutigen Ístanbul - gebracht und im 12. Jahrhundert von Barbara, der Tochter des byzantinischen Kaisers Alexios I. Komnenos, die 1104 den Großfürsten der Kiewer Rus, Swjatopolk II. Isjaslawitsch, heiratete, am 11. Juli 1108 nach Kiew gebracht; ursprünglich ruhten sie dort im St.-Michaels-Kloster; bis zur Russischen Revolution 1917 waren die im Kloster hergestellten und gesegneten Ringe - bekannt als Barbaras-Ringe - sehr beliebt, sie dienten als Beschützer, besonders vor Hexerei, schweren Krankheiten und plötzlichen Tod. In den 1930-er Jahren - kurz vor der Zerstörung des Klosters durch die Bolschewiki - wurden diese Reliquien in die Wladimir-Kathedrale der Stadt übertragen.
Andere Reliquien kamen angeblich um 1000 nach Venedig in die Kirche Santa Maria Assunta auf der Insel Torcello, eine Beinreliquie auch nach Vodnjan in Kroatien, eine weitere nach Sevilla und eine in die Kathedrale nach Oviédo. Im Kloster Mega Spilaio in Kalavrita auf dem Peloponnes wird ihre Kopfreliquie verehrt. Als Patronin und Grubenname im Bergbau taucht Barbara in Sachsen, Schlesien und Böhmen sowie Tirol seit dem frühen 14. Jahrhundert auf; die weitere Verehrung im Alpenraum stammt aus dem 17./18. Jahrhundert.
Aufgrund des Blitzschlags gegen ihren Vater wurde Barbara mit dem Blitz in Verbindung gebracht, bei Stürmen werden Gebete an sie gerichtet. Aus demselben Grund ist sie die Schutzheilige der Artillerie. Ihr Bildnis wurde früher häufig auf Waffenlagern und Pulvermagazinen aufgestellt; der Pulverlagerraum eines französischen Kriegsschiffes wird noch heute als Sainte-Barbe bezeichnet. Als Vaterstadt wird auch Catania auf Sizilien genannt, dort ist ihr die kleine Kirche Santa Barbara geweiht. Auch Barbara soll - wie Agatha - einen Lavastrom nach einem Ausbruch des Vulkans Ätna von der Stadt abgewendet haben; sie wird deshalb auch dort besonders verehrt.
Siehe: https://www.heiligenlexikon.de/BiographienB/Barbara.htm