Le Train Bleu

Photos: privat


Le Train bleu - Das schönste Bahnhofs-Restaurants Europas


Der „Train Bleu“ ist Es befindet sich im Gare de Lyon im 12. Arrondissement der französischen Hauptstadt, in jenem prächtigen Bahnhof, von dem aus die Pariser traditionell Richtung Süden in den Sommer aufbrachen.
Heute ist das Restaurant „Le Train Bleu“ nichts weniger als eine Reise in die Vergangenheit, gut hundert Jahre zurück, in die Zeit der „Belle Époque“, in die Zeit des Übergangs zum 20. Jahrhundert. Man war stolz auf neue Bahnhöfe, die aus Eisen gebaut wurden und oft aussahen wie riesige Kathedralen. Zugfahren gehörte noch zum Luxus. Das Bahnhofsrestaurant des Gare de Lyon ist sozusagen die kulinarische Sacré-Cœur des Gare de Lyon. Ursprünglich hieß es "Buffet de la Gare", es wurde anlässlich der Weltausstellung von 1900 erbaut und 1901 vom Präsidenten der Republik, Émile Loubet, eingeweiht. 1963 wurde das Restaurant nach dem „Blauen Zug“, „Le Train bleu“ benannt, der die feine Gesellschaft Europas an das Mittelmeer brachte. Dem Zug ein Denkmal gesetzt. Das Restaurant „Train Bleu“ erinnert an die Zeit, als Reisen noch mit Luxus – also auch mit gutem Essen und Trinken – verbunden war; an eine Zeit, wo anstelle der heutigen „Fastfood-Buden“ prächtige Speisesäle gebaut wurden.


Das Lokal ist ein Gesamtkunstwerk der Belle Epoque mit überbordendem Stuck, viel Blattgold und romantisch-heroischen Wand- und Deckengemälden. Ein monumentaler Traum an Inneneinrichtung, vergleichbar dem Appartements Napoleons III. im Louvre, nur (Groß-) Bürgerlicher, nicht königlich, aber von gleich üppiger Pracht und verschwenderischem Prunk. Dreißig Maler waren damals mit der Gestaltung der Wandgemälde beschäftigt. Bevorzugte Motive waren die Provence, die Landschaften und Städte, durch die der Zug auf dem Weg an die Côte d’Azur fuhr. Die allegorischen Frauengemälde an der Decke repräsentieren die drei großen Städte, in denen der Zug anhielt: Paris (P), Lyon (L), Marseille (M).

Der Train Bleu (von den Briten Blue Train genannt), offiziell bis 1947 als Calais-Mediterranée Express bezeichnet, war ein Luxuszug, der von 1886 bis 1939 und von 1947 bis 2007 zwischen Calais und der französisch-italienischen Riviera verkehrte. Seinen Namen verdankt er der dunkelblauen Farbe der 1922 durch den Betreiber CIWL erstmals eingesetzten, blaulackierten Schlafwagen.


Der Zug fuhr um 13.00 Uhr, im Anschluss an die Fähre aus England, vom Bahnhof Calais-Maritime ab. Die Fahrt führte zunächst nach Paris, erst zum Gare du Nord, dann über die äußere Pariser Gürtelbahn zum Gare de Lyon, wo er am frühen Abend nach Dijon, Chalon-sur-Saône und Lyon weiter fuhr. In den frühen Morgenstunden erreichte er Marseille, um von dort über Toulon in die renommierten Badeorte der Côte d’Azur weiterzufahren: Saint-Raphaël, Cannes, Juan-les-Pins, Antibes, Nizza, Beaulieu-sur-Mer, Monte-Carlo, Monaco. Von der Endstation Ventimiglia verkehrte noch ein Kurswagen weiter bis San Remo.
Bekannte Passagiere dieser Zeit im „Train Bleu“ waren unter anderem der Prince of Wales, Charlie Chaplin, die Modeschöpferin Coco Chanel, der britische Premierminister Winston Churchill oder die Schriftsteller F. Scott Fitzgerald, Evelyn Waugh und William Somerset Maugham.


Für viele Künstler war der „Train Bleu“ ähnlich inspirierend wie der Orient-Express. Bereits zwei Jahre, nachdem der Zug die namengebenden blauen Schlafwagen erhielt, wurde 1924 das gleichnamige Ballett von Serge Diaghilev und seinen Ballets Russes mit der Choreografie von Bronislava Nijinska uraufgeführt; die Musik komponierte Darius Milhaud, den Text dazu schrieb Jean Cocteau, die Kostüme stammten von Coco Chanel und das Bühnenbild von Pablo Picasso.  Agatha Christie ließ 1928 unter dem Titel The Mystery of the Blue Train (deutsch: Der blaue Express) in ihm morden – noch vor ihrem legendären Mord im Orientexpress. Georges Simenon machte ihn 1949 ebenfalls zum Schauplatz des Krimis Mon Ami Maigret (deutsch: Mein Freund Maigret) – für das Fernsehen 1973 und 2001 verfilmt. Aber auch Pariser Prominente zeigten sich gerne im „Le train bleu“: die Schriftstellerin Colette, der Dichter Jean Cocteau oder die Mode-Ikone Coco Chanel. Brigitte Bardot posierte hier, und auch der Maler Salvador Dalí fühlte sich offensichtlich dort wohl.


Noch heute schätzen großbürgerliche Pariser Familien, Künstler und Parisreisende, die sich etwas Besonderes gönnen, den dienstbeflissen zuvorkommenden Service der Garçons und die klassische Speisekarte zu schätzen, die nicht sehr groß ist, aber sehr traditionell.


1981 wurde die neue Schnellfahrstrecke Paris–Lyon eröffnet und bis 2001 nach Marseille verlängert. Die Fahrzeit zwischen Paris und Nizza verkürzte sich damit von fünfzehn auf sechs Stunden, für einen Nachtzug bestand kein ausreichender Bedarf mehr. Noch bis 2003 verkehrte der „Train Bleu“ und wurde dann eingestellt.


Soviel zu dem namengebenden Zug des unvergleichlichen Restaurants, dessen Einrichtung im Neobarock der Belle Epoque überwältigend ist. Einige der Räume (die goldene Lounge oder die kleine Lounge, der große Saal, die tunesischen und algerischen Lounges, Passagen und deren Dekor) sind seit 1972 zu historischen Monumenten erklärt worden. Den drohenden Abriss hat gottlob das beherzte Eingreifen des Kulturministers André Malraux im Jahr 1966 verhindert. Das „Train Bleu“ ist einzigartig! Das Ambiente könnte bei Ludwig XIV, nicht opulenter sein. Neben Lüstern, Skulpturen, viel Gold, exquisiten Zierleisten und Möbeln erinnern etwa 40 Wandgemälde an die Städte oder Landschaften, die von der PLM Company (Paris-Lyon-Mediterranean) bedient wurden. Berühmte Künstler haben dazu beigetragen. Die drei Gemälde an der Decke der Großen Halle, die den drei größten Städten Frankreichs gewidmet sind, sind von François Flameng, Guillaume Debufe und Gaston Casimir Saint-Pierre signiert. Die Räume sind außerdem mit polierten Fußböden, Holzverkleidungen, Lederbanketten und Mahagoni-Möbeln ausgestattet. Über der Treppe, die zu den Gleisen führt, sind auf einem Wandbild von René Billotte Monumente von Paris zu sehen. Der Zugang zum Restaurant Train Bleu erfolgt über die Bahnhofshalle.


Gewiss: Die romantischen Bilder, der große, reich verzierte goldene Saal, sowie die Gelassenheit, mit der hier gegessen, getrunken, serviert, ja sogar aufgetischt und abserviert wird, bringen ein Stück Reisekultur zurück, die vergessen ist. Man geniest es. Doch ein kulinarischer „Geheimtipp“ ist er allerdings längst nicht mehr, der „Blaue Zug“ im Gare de Lyon von Paris. Die meisten Gäste kommen nicht in dieses Lokal, um besonders gut, raffiniert oder exklusiv zu essen, sondern um die Atmosphäre von Einst zu genießen.

Die Speisekarte des Restaurants (in dem man auch frühstücken kann) ist denn auch nicht sehr groß. Die Qualität der Gerichte ist unterschiedlich und lässt zuweilen zu wünschen übrig, zumal die Preise recht gesalzen sind.


Es gibt drei Menus: von 55 – 120 Euro. À la carte reich die Vorspeisen von 29 -51 Euro, Fisch gibt es von 41 – 120 Euro, Vegane Gnocchi gibt es schon für schlappe 32 Euro, Fleisch kostet 42 – 110 Euro, Salat und Käse gibt es schon für 13 – 16 Euro, die Desserts kosten alle 18 Euro. Von den Weinen wollen wir gar nicht reden.


Um nur ein paar Gerichte zu nennen: Lammkeule, Foie gras, Panna Cotta aus Fenchel mit Tatar von der Dorade. Das Tatar de bœuf darf natürlich nicht fehlen (37 Euro.), Lamm-Carrée (110 Euro), Steinbutt kostet 57 Euro, Jakobsmuscheln nur 45 Euro. Die Bouillabaisse kostet 41 Euro. Desserts wie Rum Baba mit Vanille-Creme oder ein Soufflé mit exotischen Früchten kostet 18 Euro. Man gönnt sich ja sonst nichts.
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