L'Isle sonnante in Avignon

Fotos: DDS

„L‘ isle sonnante“ - Kleine gastronomische Insel von großem Klang


Die französische Stadt Avignon ist berühmt wegen ihres Papstpalastes, der zerstörten Brücke über der Rhône und ihrer Originalität als literarischer Schauplatz. Zu den bekanntesten Werken zählen wahrscheinlich Gargantua und Pantagruel von Rabelais oder die Briefe aus meiner Mühle von Alphonse Daudet. Zahlreich sind auch die Erwähnungen bekannter Reisender wie etwa Francesco Petrarca, Anne Marguerite Petit Du Noyer oder Stendhal, deren Eindrücke und Ansichten jedoch recht unterschiedlich ausfallen. So wird Avignon zumeist als friedvolle, idyllische Stadt beschrieben, in der es sich gut leben lässt. Vor allem Speisen lässt es sich in Avignon gut, sehr gut sogar! Auch heute noch.


Viel hat sich gastronomisch getan in den letzten 20 Jahren, es gibt inzwischen eine ganze Reihe von vorzüglichen Restaurants in der Stadt. Das war nicht immer so. Eines der allerbesten war aber schon immer die „L’isle sonnante“. Diese „klingende Insel“ liegt im Zentrum von Avignon, unweit der Oper, mitten in der belebten, von Touristen oft überfluteten (und verdorbenen) Innenstadt. Das Restaurant ist klein, unscheinbar und oft "complet", also voll. Es ist schwer, einen Platz zu kriegen. Seit einigen Jahren betreibt Chef Boris das Lokal. Der Name klingt russisch, aber Boris ist Franzose durch und durch, und das in zweiter Generation.


Die Einrichtung des winzigen, kaum als außergewöhnlich zu bemerkenden Restaurants, das seinen Namen von einem Buchtitel von Rabelais entlehnt hat, ist typisch provenzalisch. Gemütlich, mit hellem Holz und warmen Farben. Understatement. Leuchtendes Rosa setzt dramatische Akzente. Die wenigen Tische sind einfach, aber elegant gedeckt. In der entsprechenden Jahreszeit kann man sogar auf einer kleinen Terrasse sitzen. Das Lokal gibt sich schlicht, es ist aber ein kulinarisches Juwel.


Die Speisekarte – ausschließlich Cuisine française - reflektiert das südliche Obst- und Gemüse-Glück der Provence: Trüffeln, Himbeeren, Aprikosen, weiße Pfirsiche, Oliven, Tomaten, Auberginen, aber auch Kräuter wie Rosmarin, Thymian und Lavendel. Hinzu kommen Fisch und Meerestiere (von der nahen Küste), Lamm, Hühnchen, Rindfleisch, Kalbfleisch, Kalbsleber, Gänsestopfleber und Ente. Auch gibt es erlesene, kunstvoll angerichtete Desserts: Tartes, Schokoladenterrine, Creme à la Vanille mit Caramel, Baba au rhum, exotische Früchtekreationen... Phantasie und Kreativität sind außergewöhnlich. Die Aromen sind superb, die Kochkunst ist perfekt. Chapeau: Rémy Challier.


Die große Auswahl an Weinen ist beeindruckend, erstklassige Tropfen, köstlich und wertvoll.
Wie heißt es doch in einem altchinesischen Gedicht: „Ein Glas guten Weins zur rechten Zeit ist mehr wert als alle Reiche dieser Welt“.


Es schmeckt mehr als nur köstlich und das Auge isst immer mit in der „L’Isle sonnante“. Sie zelebriert Essen als große Oper, im Kleinen. Rick Steve und Wolfram Siebeck haben dem Restaurant nicht ohne Grund in ihren Provence- Büchern Denkmale gesetzt, zurecht. Es verfügt über eine der besten Küchen Frankreichs. “Provençal cuisine at its best!" Entsprechende, aber angemessene Preise.