Kritik eines Kritikers an Kritikern

Kritik eines Kritikers an Kritikern


Ich bin ja selber einer, ein Kritiker. Aber wenn ich ein (Fach-) Buch kritisiere oder rezensiere (das Wort ziehe ich vor), dann gebe ich mir meist die größte Mühe, lese das Buch, zugegeben nicht immer ganz, aber doch immer in wesentlichen Teilen, zumindest aber das Vorwort, das Inhaltsverzeichnis, ich schau mir sehr genau die Anmerkungen und die Bibliographie an und mache Stichproben. Wesentliche Textpassagen lese ich sehr gründlich, auch das Nachwort oder das ergebnishafte Schlußkapitel. Selbst wenn mir ein Buch nicht zusagt oder nicht gerade aus dem Herzen spricht, so bin ich mir nicht zu fein, zu sagen: Das ist ein gut geschriebenes, ein durchdachtes, konsequent aufgebautes Buch, das seiner Prämisse und Methode nach überzeugt oder zumindest etwas für sich hat.


Da ich selbst einige Bücher veröffentlicht habe, bin ich immer wieder überrascht, wie leicht es sich manche Kritiker meiner Bücher machen. Selbst in der renommierten FAZ! Man hat den Eindruck, sie haben nicht einmal das Vorwort gelesen, denn sie haben keine Ahnung davon, was ich mit dem Buch eigentlich beabsichtige, wie ich methodisch vorgehe und was meine Ergebnisse sind. Man unterstellt mir gelegentlich Dinge, die ich nie behauptet habe, argumentiert windschief, schreibt, so scheint's, aus dem Bauch heraus, uninformiert, nicht vertraut mit der Materie, vorurteilsbelastet einfach drauflos und ist sich weder für keine Dummheit zu schade. Von Gründlichkeit und Vertantwortungsbewußtein, Achtung des Autors und Wertschätzung der geleisteten Arbeit ganz zu schweigen.


Man muß mich und meine Bücher nicht mögen, damit kann ich leben. Aber fair sollte man sein in der Beurteilung meiner Bücher und seine Gründe für seine Bewertung angeben. Kritiken sind nicht dazu da, populistische Tendenzen, politische oder weltanschauliche Ideologien vorzutragen, persönliche Rechnungen zu begleichen oder gar Animositäten auzutragen. Auch eigene Befindlichkeiten und Vorlieben/Abneigungen haben da nichts zu suchen. Vor allem aber sollte man sich davor hüten, sich durch fachliche Unkenntnis, Nachplappern von weitverbreiteten, aber nicht eben fundierten Meinungen und Ansichten zu blamieren bzw. zu disqualifizieren. Es geht um die Sache. Der sollte man sich so sachlich wie möglich nähern.  


Eigentlich ist das journalistische Ehrensache. Aber mit der ist es ja scheinbar nicht mehr so weit her heute. Oftmals scheint eine flotte Schreibe und der journalistische, der zeitgeistkonforme, allgemeinen Zuspruch sichernde Effekt wichtiger.