Weinschänke Rückel in Bamberg

Fotos: DDS

Die älteste Weinschänke Bambergs, das "Rückel"


Nicht weit vom Brucknersteg entfernt, ein wenig versteckt im Verwinkelten, befindet sich die Weinstube Rückel, nahe der Altstadtinsel. Mitten drin also, und doch verborgen vor den Touristenmassen, die täglich die zauberhafte Stadt an der Regnitz überschwemmen.


Die Altstadt ist einer der größten weitgehend unversehrt erhaltenen historischen Stadtkerne in Deutschland und seit 1993 offiziell als UNESCO-Weltkultur- und Naturerbe anerkannt. Sehenswürdigkeiten ... Darüber hinaus ist Bamberg überregional bekannt für sein Rauchbier in der legendären Weinschänke „Schlenkerla“ (deren Küche enttäuschend ist), aber auch für seine fränkischen Weine, die man dort trinken kann! Es gibt sehr viele Touristenlokale, die nicht zu empfehlen sind, durchschnittliche, ja schlechte. Einige wenige Wirtschaften enttäuschen nicht und bieten gute regionale Kühe und   atmosphärisches Ambiente, etwa das „Ofenrohr“, das „Sternla“, das „Alt-Ringelein“ und der Brauereigasthof „Fässla“.


Etwas ganz Besonderes ist die äußerlich eher unscheinbare Weinstube Rückel, sie kann auf ein über 185-jähriges Bestehen zurückblicken. 1826 wurde Andreas Rückel vom Magistrat der Stadt Bamberg die Concessions-Urkunde als Weinschenker erteilt. Der Oberkeller- und Büttnermeister machte zuvor unter Fürstbischof Christoph Franz Freiherr von Buseck pflichtgetreu seinen Dienst in der Hofkellerei zu Bamberg. So, wie es unter den Fürstbischöfen Adam Friedrich Graf von Seinsheim und Franz Ludwig von Erthal sein Vater Martin und sein Großvater Heinrich Rückel getan haben. Während der Säkularisation musste Andreas Rückel seinen Dienst am fürstbischöflichen Hof quittieren. Am 13. September 1826 gründete er am Kaulberg seine eigene Büttnerei, der er eine Weinkellerei und Weinschenke, die später nach dem Schillerplatz, dann in die Generalsgasse und sich seit 1952 im jetzigen Anwesen besten Rufes erfreut, im Besitz der Familie. Es werden 1826 Carl Andreas und 1891 Anton und Andreas Rückel als Eigentümer erwähnt. Anton richtete u.a. die trauliche, altdeutsche Weinstube ein. Er betätigte sich als eifriger Altertumssammler. Im Jahr 1936 übernahm Sohn Wolfgang sein Erbe. Im Januar 1977 erbte Frau Luise Bloch (Cousine von Wolfgang Rückel) die Weinstube. Ab diesem Zeitpunkt wurde die Weinstube von Pächtern betrieben. Frau Karin Bloch-Campana (Tochter) übernahm im Dezember 1995 die Schänke. Die Weinstube Rückel ist die älteste Weinstube Bambergs. Das Weingut Dieter Laufer erwarb sie im Juli 2009. Und kredenzt dort natürlich eigene Weine, die für Weinliebhaber Offenbarungen jenseits des Üblichen bereithalten.


Was das „Rückel“ auszeichnet ist die Stille, die Unaufgeregtheit, die kaum von Touristen, eher von Einheimischen frequentiert wird, ein Bacchus-Asyl im Verborgenen, fern von allem Spektakulären oder Zeitgeistigen. Nichts ist gestylt. Im Innern dominiert altes Wirtshausholz in dunkelbraun, paneelierte Wände, Geweihe hängen von der Balkendecke, Photos, Bilder Stiche, polierte Wirtshaustische und schlichte Stühle. Authentische Einfachheit. Auch im Außenbereich keinerlei Schnickschnack, nicht einmal Bäume oder sonstige Bepflanzungen. Man sitzt auf einfachen Stühlen auf dem Kopfsteinpflaster einer abbiegenden Straße vor nackten, unspektakulären Häuserfassaden.


Und doch ist das Glück dieser Taverne, ob drinnen oder draußen groß, denn die ausgeschenkten Tropfen sind exquisit,  Ruhe herrscht (kein Gedudel), fast kann man von Weltabgeschiedenheit sprechen, aber es obwaltet Wein- und Weintrinker-Zugewandtheit. Hier kommt man her, um zu trinken, zu genießen und zu reden, mit Freunden, Verwandten oder neu Kennengelernten. Man bleibt hier nicht lange allein. Zuweilen herrscht fröhlicher, kommunikativer Hochbetrieb in der Schankstube oder / und auf der Straße.


Hier kann man gepflegt Schmollis (Bruderschaft) trinken, denn „Der Herrgott ist dem Trinken nicht gram“, wie es in der Bibel heißt. Und hier insbesondere fragt man sich „Was ist das Leben ohne Wein?“ Die Jünger des Bacchus kommen in dieser unprätentiösen Schankkneipe voll auf ihre Kosten, es ist das Reich fränkischer Rebensäfte. Sommeracher Rosenberg (Müller-Thurgau trocken), Silvaner, Bacchus, Kerner, Rivaner, Riesling oder Scheurebe (feinherb oder trocken), Bimbacher Schlossgarten oder Silvaner Kabinett im Bocksbeutel beglücken ebenso wie die niedrigen Preise.


Man ist in dieser Taverne ganz und gar auf Wein eingestellt, zu essen gibt es nur das Nötigste: Flammkuchen, Schinkenbrot, Obatzda, Kochkäse, Wurst mit Musik, Schmalzbrot, Käse mit Oliven, Landjäger. gutes Brot und dergleichen mehr, was eben den Trinkgenus befördert. „Der Wein erfreut des Menschen Herz“ heißt es im Alten Testament, zur Freude braucht es nicht viel mehr.


Bier gibt es übrigens auch im „Rückel“, sogar Rauchbier vom „Schlenkerla“ für den, der es braucht. Ich würde allerdings das leichtere, weniger penetrante Rauchbier der „Brauerei spezial“ empfehlen, in der man übrigens auch phantastisch bodenständig fränkische Hausmannskost genießen kann.  Sie liegt auf halbem Wege zwischen Bahnhof und Innenstadt – auch etwas abseits vom großen Touristenrummel – in der Oberen Königstraße.  Auch das ist authentisches Bamberg.