La Coupole Paris

Fotos: privat/DDS


Das  "La Coupole" in Paris


Edith Piaf, Ernest Hemingway, Serge Gainsbourg, Josephine Baker, Pablo Picasso, Edith Piaf, Ava Gardner, Yves Klein, Jacques Prévert und viele andere Berühmtheiten gehörten zu den Stammgästen. Auch Persönlichkeiten wie Cocteau, Zadkine oder Louis Aragon waren hier anzutreffen. Auch Marc Chagall, André Dérain, Simone de Beauvoir, Colette und Tamara de Lempicka. Albert Camus zelebrierte im „La Coupole“ sein Nobel Preis-Dinner mit Freunden und Schriftsteller-Kollegen. Das Pariser Restaurant des Viertels Montparnasse im 14. Arrondissement ist eine legendäre Lokalität, ja eine (Art déco-) Ikone des kulinarischen Paris.


Den Platz unter der Kuppel nahm einst ein großer Brunnen ein, in dem sich viele berühmte Personen ihre Füße gekühlt haben. An seinem Platz steht heute eines der Meisterwerke des französischen Bildhauers Louis Derbré. Die Säulen der Kuppel wurden von 27 Künstlern, darunter Alexandre Auffray und David Seifert, bemalt. Einige von ihnen wurden aufgrund von Schäden von zeitgenössischen Künstlern renoviert. Im Untergeschoss befand sich zeitweise eine Tanzhalle.


Die Geschichte des „La Coupole“ wurde von zwei außerordentlich erfolgreichen Schwagern geprägt: Ernest Fraux, 1886 in Capdenac im Aveyron geboren, und Rene Lafon, der in Paris das Licht der Welt erblickte.

1923 übernehmen die beiden die Geschäftsführung der berühmten Brasserie Le Dome, auf die sie eine Kaufoption hatte. Als der Besitzer drei Jahre später beschloss, die Brasserie zusammen mit seinem Sohn zu betreiben, standen sie mit einer beträchtlichen Abstandssumme auf der Straße.

Nicht weit von der Brasserie entfernt, genau gegenüber dem Select, fällt ihnen ein großes Holz- und Kohlenlager von 800 Quadratmetern ins Auge, und sie fanden es für ihren Zweck hervorragend geeignet.

Sie kauften es und bekamen einen Pachtvertrag auf zwanzig Jahre, eine Kaufoption und vor allem eine Baugenehmigung. Die Architekten Barmet und Lebouc, die mit dem Bau der Brasserie beauftragt wurden, brachte sie von der Idee ab, einen Komplex aus mehreren kleinen Restaurants zu bauen, und trugen ihnen ihren Plan vor: ein riesiges Lokal, das größte von Paris. Es sollte sich über zwei Stockwerke erstrecken und über eine riesige Theke, eine lange Terrasse und einen Tanzsaal verfügen. 

Ein solches Projekt mutete wahnwitzig an, da die Gäste vor allem die kleinen, intimen und verräucherten Restaurants liebten. Die Konkurrenten glaubten denn auch, dass das Projekt zum Scheitern verurteilt. Im Januar 1927 wurde mit dem Bau begonnen. Zwei Innenarchitekten, Alphonse-Louis Solvet und sein Sohn Paul, die damals sehr gefragt waren und erst kürzlich La Closerie des Lilas renoviert hatten, sollen sich um die Ausstattung kümmern. Sie waren einverstanden, verlangten aber, dass sie, um die Harmonie des Ganzen zu wahren, einen Alleinauftrag erhalten. Paul schrieb: »Alles wird sorgfältig ausgesucht: die Mosaikarbeiten, die Beleuchtung, die Galerien mit dem erhöhten Sims, die Stühle, die Tische, die Möbel, die Behänge, die Teller, selbst die Speisekarten.«

 

Sie verliehen dem Bau jene neoklassizistische Atmosphäre, die seit der großen Pariser Ausstellung der Arts decoratifs von 1925 in Mode ist. Die Firma Douillet liefert die großen Art-déco-Deckenleuchten.

Der Mosaikfußboden, der »Teppich« der Coupole, zeigt eine Mischung aus Art déco und geometrischer Abstraktion, die an den Kubismus erinnert. Die Pfeiler sind mit einem synthetischen Material verkleidet, das Pierre Seailles erfunden. Es wurde grün angestrichen. Mauervorsprünge in vier Metern Höhe unterbrechen die Höhe der Pfeiler. Das Geschirr kommt aus der großen Porzellanfabrik in Limoges, die Platten und Gedecke sind aus Silber, das Kochgeschirr aus Kupfer. Nun galt es nur noch, einen Namen für die Brasserie zu finden. »Es gibt ja schon Le Dome und La Rotonde, warum nicht La Coupole?« schlug der Architekt Lebouc vor. Auch wenn es in der Brasserie keine Kuppel gibt, entschied man sich für diesen Namen.


Während der Besatzung erlebte „La Coupole“ eine schwere Zeit. Nach 1951 ging es langsam wieder aufwärts, ebenso wie am Montparnasse, wo wieder Tag und Nacht Trubel herrschte. Die Künstler und Schriftsteller kehrten wieder in den Brasserien ein. Im Jahr 1976 verlor das Viertel sein Flair, als um den Bahnhof herum alles aufgerissen wurde. 1985 wurde „La Coupole“ zum Kauf angeboten. Der Käufer würde gern Renovierungsarbeiten vornehmen, die sich später amortisieren sollen, aber zum Glück steht das Gebäude unter Denkmalschutz: Über der Brasserie werden Büros eingerichtet. Jean-Paul Bucher, der Präsident des Flo-Konzerns, übernahm die Geschäftsleitung der Brasserie. Im Dezember 1988, nach achtmonatigen Renovierungsarbeiten, öffnete „La Coupole“ wieder ihre Pforten. Die Stammgäste, Künstler und Schriftsteller, bleiben fern. Die Renovierung wurde von einem Architekten überwacht, der auch für die Erhaltung der Denkmäler Frankreichs zuständig ist, nichts wurde dem Zufall überlassen oder der Phantasie.

Die neue Brasserie ähnelt der von 1927. Die Sitzbänke weisen den gleichen samtbraunen Farbton auf, die Holztäfelung das gleiche Hellbraun, die Deckenleuchten die gleiche geometrische Eleganz. Die zweiunddreißig Bilder haben jetzt wieder ihren ursprünglichen hellen Glanz.Die einzigen Veränderungen betreffen die technischen Bereiche, die den modernen Erfordernissen angepasst wurden. Hat J.-P. Bucher einen Fehler begangen, wie er sich gegenüber Philippe Boggio von Le Monde äußerte, als er im ganzen Saal den gleichen Service anordnete? Nämlich weiße Tischdecken und geschäftige Ober. Tatsächlich hat er wohl übersehen, dass die Tische mit den Papiertischdecken in der Nähe der Theke auf der linken Seite bei den Künstlern vom Montparnasse immer die begehrtesten waren.

Trotz hervorragender Renovierung ist die Atmosphäre verändert. Rene Lafon, der noch alle seine Gäste kannte und mit den meisten befreundet war, wurde durch effiziente Geschäftsführer ersetzt, die vor allem die Rentabilität der Brasserie im Auge hatten. Der Tourismus machte auch vor „La Coupole“ nicht halt. Einige Jahre ließ die kulinarische Qualität des Lokals zu wünschen übrig.


Inzwischen hat sie sich wieder deutlich verbessert. Das „La Coupole“ ist wieder gut besucht, ist nicht mehr touristischer Hotspot. Manchmal muss man abends eine Stunde auf einen Tisch warten. Man nimmt an einer Bar Platz, bekommt ein Kärtchen mit einem Komponistennamen und wenn „Mozart, Chopin oder Wagner“ gerufen wird, wird man an seinen Platz geführt.  Und dann beginnt die große Kulinarische Oper und das Kellnerballett.

Schon die Speisekarte ist beeindruckend: Fleisch, Fisch, Austern, Meerestiere aller Art. Glücklicherweise ist sie genauso gut ausgestattet wie das Interieur. Die Auswahl an Fisch, die zur besten in Paris zählt, liegt im Restaurant in einem gläsernen Regal aus. Wir aßen vor wenigen Tagen (um 24.00 Uhr!) exzellenten Hummer und die beste gebratene Kalbsleber ever. Dazu tranken wir einen Pinot blanc aus dem Elsass, der sensationell war. Überhaupt: Die Weinkarte! Das Beste, aber auch entsprechend kostspielig. Insgesamt gibt es 125 Gerichte, die im Schnitt nicht viel mehr als das Ortsübliche kosten, natürlich gibt es Ausnahmen nach oben. Die Küche ist aber auch exzellent. Das „La Coupole“ ist nach wie vor ein besonderes kulinarisches wie räumliches Erlebnis und sein Geld wert!