Stadler Komm

Lesenswerter, kuzweiliger Capri-Roman um drei junge Leute (Studenten, zwei Männer und eine Frau) auf der Suche nach der wahren sexuellen und erfüllenden Lebensform. Die hübsche Rosemarie und Roland, ein (Arschwunder), die verlobt sind und einmal heiraten, lernen auf Capri den bildschönen Amerikaner Jim kennen und verlieben sich in ihn. Ein heftiges Dreiecksverhältnis hebt an, das dem Motto des Titels „Komm, gehen wir“ folgt, einem immer erneuternAufbruch zur Utopie der Liebe als eiem Missverständnis zwischen Hetero- und uneingestandener Homosexualität. Am Ende des Romans (er spielt in den Siebziger und Achtzigerjahren, bleibt nichts als Ernüchterung, eine "ungewaschene Erinnerung an die Liebe". Alles war eben nur ein "Betriebsunfall". Das Fazit: "Über die Liebe Schreiben ist leichter, als sie zu leben."

Das Buch ist eine Erinnerung an Capri als Ort der Sehnsucht und jugendlicher Liebe (Verliebtheit), sexueller Experimentierfreudigkeit und fröhlicher Luit.  Es ist aber auch eine geschwätzige Abrechnung mit gesellschaftlichen Konventionen und bürgerlicher Engstirnigkeit (Verlogenheit),  mit Zeitgeist, Klischees und Legenden. Eine psychologisch, biographisch und gesellschaftspolitisch weitausholende, kritische, ja radikale Auseinandersetzung mit Vergangenheit und Gegenwart, Deutschland und Italien, Miami und Freiburg. Es ist durchwoben von Erlebtem, Ersehntem und Erdachtem, es geht um Familie und (geliebte wie weniger geliebten Familienangehörige, alltäglichen Redewendungen, Erinnerungen und Assoziationen, Religion und Philosophie, Jugend und Tod, Zeitgeist und Moderne, Gott und Welt. 


Auch um Päpste geht es, um Papstwahlen, ums Fernsehen und dusselige Fernsehshows, aber auch um die die Unvereinbarkeit der Mentalitäten diesseits und jenseits des Atlantiks. Am Ende, alle sind mittlerweile irgendwie angepasst und integriert ins "normal" verlogene bürgerliche Leben, sind dick geworden und krank, hässlich und resigniert, am Ende steht die ernüchternde Hauptthese Emilys (einer amourösen Nebenfigur wie Mohammed, dass "Heteros nicht zusammenpassen... All die Mohammeds und Karls der Große, Jims, waren im Grunde Narzissten, Paschas, Gigolos".


Das Buch ist durchaus gelehrt, wenn auch lüstern voyeuristisch, gelegentlich mit offenherzig bekenntnishaften Pikanterien (von "Schwänzen" und "Drecksäuen" ist die Rede) angereichert, allerdings nie auch nur im Ansatz pornographisch),  es ist leicht zu lesen, um nicht zu sagen virtuos geschrieben, dabei durchgängig ironisch unterfuttert.  


 

 

 

 

 

 

 

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