Schillerklause Berlin

Fotos: DDS und Kerstin Jesulat


Die Schillerklause.

 

Sie befindet sich auf der Rückseite des Schillertheaters, im Herzen Charlottenburgs, und doch etwas abseits. Das ist ein Vorteil. Man hat dort seine Ruhe, ob drinnen oder bei entsprechenden Temperaturen draußen. Nicht viel Verkehr, kaum Laufkundschaft. Frieden. Ein unspektakulärer Ort. Und doch spektakulär, weil es so etwas in Berlin nicht noch einmal gibt


Eine Oase, die man aufsuchen kann, wenn´s Einem nicht so besonders oder eben besonders gut geht. Man wird aufgefangen von Kerstin (der Besitzerin) und Maria, ihrer Tochter. Beide dürfen als bemerkenswerte Persönlichkeiten gelten, auch bemerkenswert ineinander verstrickt. Sie sind durchaus nicht uneitel, primadonnenhaft zuweilen sogar, und nicht unschwierig, aber immer mit Herz und hilfsbereit, mit treffsicherem Instinkt für menschliche Schwächen und Unzulänglichkeiten, Probleme und emotionale Bedürfnisse ausgestattet. Sie können hinreißend sein, beide, tröstend, lustig, frech, ernst und unterhaltsam. Manchmal beachten sie Einen aber auch nicht. Sei´s drum! Man fühlt sich wohl bei ihnen, wird verwöhnt und es geht Einem gut bei Ihnen. Eine Art "Zuhause", diese Schillerklause, unbedingt.


Das Ambiente ist wohltuend rustikal, "berlinerisch", menschlich timbriert und nostalgisch mit Wänden voller Künstlerporträts (es ist ein Theaterlokal), Lämpchen, Lampen, Krimskrams. Angenehmes warmes Licht. Altes Mobiliar. Es kommt überwiegend Stammpublikum. Bei Theateraufführungen (seien es der Gastspiele oder der Übergangsquartiere der Staatsoper, des Theaters am Kurfürstendamm oder, wie jetzt, der Komischen Oper) ist die „Hütte“ voll. Reservieren ist angesagt. Die Gäste sind vielfältig: Alt und Jung, Kleinbürger, Spießer wie Künstler, Studenten, Eigenbrötler und extrovertierte Angeber, Eitle und Schlamperte, Intellektuelle und Simpel, Laute und Leise, Sensible und Grobschlächtige, Individualisten wie Herdentiere, Theaterpublikum, Leute von Nebenan, gelegentlich sogar Mondäne und Spinner, auch Zugereiste oder Nachbarn.... Eine tolle Mischung. Jeder kann sein, wie er ist.


Gespräche sind nicht nur erwünscht, sie ergeben sich von selbst, oft unbeabsichtigt, spontan und intensiv, auch zeitvergessen. Glücklicherweise hat die Schillerklause immer bis mindestens zwei Uhr morgens geöffnet. Ein Lokal für Nachtschwärmer. Und manchmal trift man unerwartet alte Bekannte oder schließt neue Bekanntschaften und Freundschaften.


Die Preise sing konkurrenzlos billig, sowohl für die Getränke (Biere!) wie für die Speisen gilt das. Die sehr preiswerten Weine werden äußerste großzügig eingeschenkt, statt 0,2 meist 0.25 Liter. Das Altberliner Büffet ist schlicht, aber reichhaltig: Bouletten, Essiggurken, Kartoffelsalat, hartgekochte Eier, Würstchen, Ochsenschwanzsuppe, Brot, Matjesfilets, Rote Beete, aber auch Süßspeisen (Pudding, Rote Grütze, Kuchen) und warme Basics wie Currywürste, Sauerkraut, Kassler-Braten, Kartoffelcken und vieles andere mehr können nach Belieben und Menge eigenhändig zusammengestellt und an den Tisch geholt werden. Es gibt zwei (Preis) Kategorien: Einen Teller (man kann einen Berg nach Belieben anhäufen) oder All you want to eat.


Tatjana, die gute Seele des Service ist immer hilfsbereit, fix, aufmerksam und schlichtweg überwältigend, wenn sie nicht gerade schlechte Laune hat oder den "Capricen" der Chefinnen ausgesetzt ist. Was man ja versteht. 

 

Alles in allem ein tolles Lokal, eine Location mit Alleinstellungsmerkmal, eine großartige, ja einzigartige Kneipe mit unverwechselbarem Ambiente.

Wer hier einmal war, kommt wieder!